Dawesome Love ist die Band, Tracktion das Label – und ihr neuste Hit heißt: „Love is all you need!“ Die Idee hatte ein Sohn, der seinen Papa bat, ein Plugin namens LOVE, also Liebe, zu kreieren, damit er diesen Beatles-Slogan, äh Song für seine Werbung nutzen konnte.
Und Peter, der hinter Dawesome steckt, hat es dann einfach getan: LOVE ist ein Multi-Effekt mit Granular-Elementen, Shimmer, Clouds und mehr! Zeit für einen Test.
DETAILS
Dawesom und Tracktion
Dawesome heißt bürgerlich Peter, und der bezeichnet sich selbst als „single person indie-developer of audio plugins“. Tracktion wiederum vermarktet Peters Plugins neben ihrer hauseigenen DAW Tracktion. Dazu gehören auch noch folgende: Das Kick-Drum-Tool Chop Suey sowie die drei Synths Novum, Kult und Abyss.
Shimmer Shimmer Ya
LOVE ist ein Plugin für die Formate AU und VST3 sowie für MacOS und Windows. Im Grunde verbirgt sich dahinter ein Granular-Effekt, den man mit weiteren Effekten üppig veredeln kann. So entstehen große Räume oder auch sehr Drastisches: Vom leichten Shimmer über lange Drones bis hin zu sich organisch entwickelten Soundscapes ist alles möglich.
Für dich ausgesucht
Grundsätzlich ist das nichts Neues – diesen komplexen Wahnsinn gut bedienbar zu machen, ihn mit wenigen, effektiven Reglern zu versehen, dagegen schon eher. Los geht es jedenfalls mit der granularen Resynthese, die kleine Grains, also Klangkörnchen erzeugt, die dann wiederum wild im Stereofeld verteilt und auf unterschiedliche Weise gepitcht werden.
Granular Modes
Die Granularsektion kennt die folgenden Modes: Chop, Robot, Swarm. Chop und Robot erzeugen rhythmische Strukturen, Swarm die dichten Granularwölkchen. Mit allen drei Algorithmen verändert sich außerdem die Paramaterauswahl ein wenig. Die durchlaufende Wellenformansicht bleibt gleich, die verschiedenen Animationen der Grains äußern sich visuell.
Weitere Effekte von Dawesome Love
Der Granular-Part, wie auch jeder andere Teileffekt, regelt man per Dry/Wet. Dazu sind die großen Slider mit den bunten Artwork zuständig. Mit jeweils vier Parametern fallen die restlichen Effekte übersichtlich aus. Dazu gehören: Filter, Shimmer, Delay, Chorus, Clouds und Phase. Alles ist logisch aufgebaut, Signalfluss von Links nach Rechts, allerdings ohne Änderung der FX-Reihenfolge.
Die meisten dieser Effekte dürften sicherlich bekannt sein. Hinter Shimmer steckt ein Reverb mit Pitch-baren Tail, hinter Clouds wiederum ein Reverb, der keine Natürlichkeit, sondern den Bigger-than-Life-Sound anstrebt. Natürlich kann man jeden Effekt auch einzeln verwenden – für noch mehr Chaos sorgen mehrere Love-Instanzen hintereinander oder parallel.
Liebe – erst ab 18
Eine tolle Library mit Presets gehört dazu, genau wie ein Random-Würfel und globales Dry-Wet. Der etwas versteckte 18+ Mode zeigt übrigens keine Schmuddelfilmchen, sondern eröffnet die Möglichkeit, einzelne Sektionen zu „fixieren“, sodass sich mit dem Preset-Wechsel nur der „nicht fixierte“ Rest ändert.
Wie klingt Love?
Grundsätzlich braucht es nur sehr einfache Trigger-Sounds, um mächtige Wolken aus Love zu holen. Rhythmische Anpassungen – mit OFFSET und GRAIN-SIZE – gelingen auch ganz passabel, im Feinen ist die Zeitauflösung aber etwas grob und DAW-Sync wäre hierzu auch schön gewesen.
Ansonsten zeigt sich das Plugin gefällig, tendiert aber auch zu “einem Sound”. Soweit der theoretische Teil, den Rest hören wir uns einfach besser mal an!
Wer also auf Drones und Scapes steht – hiermit wird ihnen geholfen! Für mehr rhythmischen Schabernack, automatisiert man die Dry/Wets und packt die Glitches ungefähr ins Raster allá Stutter und Glitch FX. Die On/Off-Schalter sind indes nicht MIDI-verfügbar. Ein einfacher Step-Sequenzer für Effekte-Aktivierungen wäre indes richtig Zucker. Peter, da geht noch was!
Alternativen
Direkte Alternativen gibt es nicht. Weitere, tolle Granularansätze findet ihr aber in unserer Granular-Synth-Übersicht und in unserem Extreme Effekte Feature. Mit seinen vielen Reverbs, Delays und der “hau mal alles drauf” Mentalität erinnert mich Love auch ein wenig an Murder Melodies, was ebenfalls aus Mücken-Sounds elefantöse Klangstrukturen zaubert.
Slate Digital + Kilohearts + Murda Beatz = Murda Melodies, ein Multi-Layer-Effekt für modernen Cloud-Sound für Trap, Hip-Hop und mehr!
Der Bleass Granulizer ist ein beachtliches Effekt-Plugin für iOS-Geräte. Es eröffnet das Kreativpotenzial der granularen Synthese auf eine einfache, preiswerte und intuitive Weise.
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Die Würfel sind gefallen
Sicherlich, man kann diese Art von Übereffekten wahrscheinlich auch mit Stock-Plugins oder Freeware erzielen, den Komfort, alles übersichtlich in einer GUI zu haben, hat man dann allerdings nicht. Auch die übergreifende Random-Taste gibt es sonst nicht – und die kann durchaus einen ersten Ausweg aus der kreativen Stagnation bieten! Weiß man also einmal nicht weiter, hilft eine Runde Würfeln schon mal weiter!
FAZIT: Dawesome Love Test
Dawesome LOVE ist ein weiteres Plugin von Peter, dem Indie-Developer. Wie all seine Plugins verbinden sie ungewöhnliche Synthese- bzw. Effekt-Arten mit einem übersichtlichen GUI, das dazu einlädt, sich zu verlieren. Muss man aber auch nicht, denn es gibt auch jede Menge solider Presets, die einen guten Überblick über die Möglichkeiten verschaffen und Bewegung und Größe zielstrebig in die einfachsten Sounds transferiert. An moderne Annehmlichkeiten wie Free-Resize, Undo/Red und partieller Preset-Sperre hat Peter ebenfalls gedacht. Mit einem Preis von 60 US-Dollar sprengt das kreative Plugin auch kein allzu großes Loch in die Kasse – die Demo sollte man auf alle Fälle einmal ausprobieren!
Features
- Granular-FX: Chop, Robot, Swarm
- Sechs weitere Effekte: Filter, Shimmer, Delay, Chorus, Clouds, Phaser
- Alle Effektstufen pragmatisch parametrisiert und mit Dry/Wet mischbar
- Grains werden mit Einstellungen für Richtung, Dauer, Tuning und Transpose ausgegeben
- Sobald Grain gestartet sind, verwendet es die aktuellen Einstellungen, bis es beendet ist
- „Click to Invent“ -> neue Namen für Presets zu erfinden
- PREIS: USD 60,- (Straßenpreis am 8.8.2023)
- Pragmatischer Granular-Effekt
- One-Stop-Plugin für drastische Effekte
- Shimmer und Clouds für dicken Reverb
- Grain-Offset könnte länger und BPM-Sync vertragen