FAZIT
Mit den 7er-Versionen inklusive Pro Tools 7.4 hat sich die Software erheblich weiterentwickelt, vor allen Dingen für Musiker. Die erweiterten MIDI- und Arrangier-Funktionen beschleunigen die Arbeit an einer Musikproduktion wesentlich. Wer ohnehin schon mit Pro Tools arbeitet, sollte sich das Update auf die Version 7.4 auf jeden Fall zulegen – es lohnt sich. Und dabei ist es egal, ob man mit Pro Tools HD, LE oder M-powered arbeitet: Die neuen Funktionen kommen erfreulicherweise in allen Pro Tools-Versionen zum Einsatz. Wo die Unterschiede zwischen den verschiedenen Pro Tools-Systemen liegen, steht im Kasten “Die verschiedenen Pro Tools-Systeme”.
Ob man auf Pro Tools 7.4 wechseln sollte, wenn man einen anderen Sequencer benutzt? Das kommt drauf an. Der Wechsel des Sequencers ist ein einschneidender Eingriff. Man muss umlernen, neue Tastaturkommandos lernen und einiges mehr. Trotzdem gibt es objektive Kriterien, die einem die Entscheidung erleichtern.
Arbeitet man zum Beispiel mit anderen Leuten zusammen, die Pro Tools verwenden, sollte man sich auf jeden Fall für Pro Tools entscheiden. Ein Pro Tools-System ist eine Kombination aus Hard- und Software aus einer Hand, deshalb wird das Thema Kompatibilität sehr groß geschrieben. Ein Session-Austausch zwischen den verschiedenen Systemtypen (HD, LE, M-powered) sowie zwischen Mac und PC ist absolut problemlos – so wie bei keinem anderen Sequencer-Anbieter.
Wenn man primär mischt, ist Pro Tools meiner Ansicht nach ebenfalls die beste Wahl. Außer den hervorragenden Plug-Ins spricht auch die extrem gut und feinsinnig arbeitende Automation für Pro Tools.
Beim Audio-Editing und der Session-Verwaltung ist Pro Tools ebenfalls vielen anderen Programmen überlegen. Arbeitet man überwiegend mit Audio-Tracks, profitiert man von der sehr präzisen Wellenformdarstellung im Edit-Fenster, den geschickt einsetzbaren Werkzeugen und der guten Take-Verwaltung über die Playlists.
Wenn man primär mit Software-Instrumenten arbeitet und an seinem bisherigen Sequencer hängt, wird man sich wahrscheinlich nicht für Pro Tools entscheiden. Pro Tools hat auf diesem Sektor zwar enorm aufgeholt, besser als Cubase oder Logic würde ich es aber nicht einstufen.
Für Einsteiger, die sich ihren ersten Sequencer zulegen wollen, ist Pro Tools auf jeden Fall eine Empfehlung, denn das günstigste Pro Tools-System (Mbox Micro) kostet nur zirka 249 Euro und ist bereits eine Kombination aus Hard- und Software. Für zirka 500 Euro erhält man ein kleines Komplettpaket, das für die allermeisten Anwendungen ausreicht.
- klare, logische und leicht zu verstehende Struktur
- neue Musikerfunktionen (Elastic Time, Grouping, Looping, Instrument Tracks)
- umfangreiche Produktpalette
- 32-Spur-Limit bei LE- und M-powered-Versionen nicht mehr zeitgemäß
- Digidesign Pro Tools 7.4
- surroundfähige DAW-/Sequencer-Software
- benötigt Digidesign- oder M-Audio-Hardware zum Betrieb
- Preis ab € 249 (Mbox micro inkl. Pro Tools LE)
Zusatzinformationen:
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Die verschiedenen Pro-Tools-Systeme
Obwohl die Software auf den ersten Blick identisch wirkt, gibt es doch einige Unterschiede zwischen den verschiedenen Pro Tools-Darreichungsformen: HD, LE und M-powered.
Der wesentlichste Unterschied liegt in der verwendeten Audio-Hardware. “Pro Tools” ist immer eine Kombination aus Hard- und Software, die gut aufeinander abgestimmt ist. Ohne ein passendes Audio-Interface funktioniert das Programm nicht. Auch wenn so, als ein in sich geschlossenes System, nicht so flexibel ist wie andere, erreicht Pro Tools durch diesen Umstand eine hohe Betriebssicherheit und maximale Kompatibilität zwischen den verschiedenen Pro Tools-Systemen.
HD-Systeme sind die derzeit teuerste Pro Tools-Variante. Sie werden mit einer oder mehreren Steckkarten (PCI oder PCIe) für den Rechner und mindestens einem Audio-Interface geliefert. Auf diesen Steckkarten arbeiten spezialisierte DSPs, die für den Track-Count und die PlugIn-Verarbeitung (TDM-PlugIns) zuständig sind. Je nach Anzahl der verwendeten Steckkarten können fast beliebig viele Interfaces verwendet werden (zum Beispiel bis zu 160 Inputs). Maximal 192 Audiospuren können mit einem HD-System wiedergegeben werden, und bis zu 128 Busse erlauben ein extrem umfangreiches Routing von Signalen im Mixer. Die CPU des Host-Computers kann zusätzlich zur Berechnung von Software-Instrumenten und Effekt-PlugIns verwendet werden. Knapp 10.000 Euro muss man für eine HD-Basisausstattung (HD1 mit einer Karte und 96 I/O Interface) mindestens kalkulieren, es können aber auch leicht 20.000 Euro werden (für ein HD3 mit 192 I/O).
Ein LE-System ist da doch erheblich preisgünstiger: Mit einem Einstiegspreis von 249 Euro (Mbox micro) ist Pro Tools LE eine der günstigsten Möglichkeiten, in das professionelle “Sequencer-Geschäft” einzusteigen. Voll umfänglich bedient ist man mit der Mbox für knapp 500 Euro, die neben Mikrofonvorverstärkern, digitalen Ein- und Ausgängen auch MIDI-Anschlüsse bietet – die kleine Rundum-Versorgung für alle, die nicht mehr als zwei Kanäle gleichzeitig aufnehmen wollen. Nach oben rundet das Digi 003 das LE-Angebot ab (Preis: ca. 2.500 Euro). Außer der Möglichkeit, bis zu acht analoge Signale gleichzeitig aufzunehmen und vielen analogen sowie digitalen Anschlussmöglichkeiten, ist hier ein Misch-Controller mit acht Fadern und umfangreicher Steuerung der Pro Tools-Software mit an Bord. Die Software ist gegenüber der HD-Version nur in einigen Punkten abgespeckt: Die maximale Anzahl an Ein- und Ausgängen ist durch die Hardware definiert, die Anschlüsse des Digi 003 bieten das Maximum. Surround-Aufnahmen und -Mischungen sind nicht möglich. Zur PlugIn-Berechnung kann ausschließlich die CPU des Rechners verwendet werden. Der Beat Detective kann nicht über mehrere Spuren gleichzeitig verwendet werden
Die M-powered Version der Pro-Tools-Software bietet prinzipiell den gleichen Lieferumfang wie die LE-Version. Für diese Variante nutzt man jedoch statt der Digidesign-Hardware ein Audio-Interface von M-Audio. Beiden Versionen gemein ist ein etwas anachronistisches Merkmal: In der Werksausführung können maximal 32 Spuren gleichzeitig aktiv sein. Mit den Erweiterungen Music Production oder DV Toolkit kann man zwar auf 48 Spuren “aufbohren”, doch auch damit sind die Möglichkeiten, die ein halbwegs aktueller Rechner bietet, längst nicht ausgeschöpft. Man kann nur hoffen, dass Digidesign diese künstliche Funktionseinschränkung möglichst bald beseitigt.
Systemvoraussetzungen
“Digidesign qualified System”, die Liste findet man unter www.digidesign.de im Bereich Support. Darunter fallen die allermeisten Apple-Computer der letzten sechs Jahre (iBook G4 und iMac G4 wurden nicht getestet) unter Mac OS X 10.4 (Tiger) und Mac OS X 10.5.3 (Leopard). Unter Windows werden XP und Vista unterstützt, jedoch nicht die 64-Bit-Varianten und auch nicht in allen erhältlichen Ausstattungen (zum Beispiel nur Vista Business und Ultimate Edition). Zum Windows-Computer gibt es Empfehlungen passender Prozessoren, Chipsätze, Firewire-Controller und einiges mehr. 1 Gigabyte RAM sollte der Computer mindestens aufweisen