ANZEIGE

DBX 166XS und DBX 266XS Test

DBX 166XS und 266XS im bonedo-Test – Als Platzhirsch unter den Anbietern von VCA-Kompressoren hat DBX Geräte in allen Preisklassen im Portfolio. Auch in der Einsteigerliga glänzen die Geräte mit einem großen, praxisnahen Funktionsumfang. Können die Klangeigenschaften da mithalten?

dbx_166xs_266xs_01


Über viele Jahrzehnte hat sich der amerikanische Hersteller DBX einen exzellenten Ruf erarbeitet, wenn es um Dynamikbearbeitung geht – und das kommt nicht von ungefähr, denn schließlich war Firmengründer Dave Blackmer maßgeblich beteiligt an der Entwicklung des VCA-Kompressors.
Heute gibt es eine breite Palette von VCA-Dynamiktools in allen Preisklassen, wobei Hersteller wie API, SSL oder eben DBX sicherlich die prominentesten sind. Vielen Anwendern gilt der SSL als der beliebteste und am meisten bekannte VCA-Comp. Doch was viele nicht wissen: In den ersten Dynamiktools von SSL kamen VCA-Bausteine von DBX zum Einsatz. Diese konnten – neben den Prozessoren aus eigener Produktion – den guten Ruf von VCA-Dynamics etablieren.
Zu Recht zählen VCA-Comps zu den schnellsten und knackigsten Vertretern ihrer Zunft, weswegen sie gerne auf transientenreichem Material zum Einsatz kommen, etwa Drums oder Summensignalen. Bisweilen kratzen preisgünstige Kompressoren etwas am Nimbus dieser Technik, denn ein VCA-Kompressor lässt sich heute – im Gegensatz etwa zu einem Vari-Mu-Vollröhrengerät – ohne große Inspiration mit einer Handvoll Standard-Komponenten aufbauen. Das Ergebnis sind dann mitunter flach und grau klingende Teile, die vielleicht auch für den derzeitigen Boutique- und Vintage-Boom mitverantwortlich sind. Flach und grau – ob das für die beiden Probanden auch gilt? Zwar rangieren der 166XS und mehr noch der 266XS durchaus preislich im Einsteigersegment, aber DBX ist schließlich DBX. Oder in anderen Worten: Nicht umsonst blickt der Hersteller auf fast ein halbes Jahrhundert eigener VCA-Historie zurück. Da sollte doch eine gute Portion Erfahrung in die Konzeption beider Geräte geflossen sein – oder?

Details

166XS und 266XS: viele Gemeinsamkeiten

Äußerlich sehen sich der 166XS und der preiswertere 266XS auf den ersten Blick zum Verwechseln ähnlich. Werfen wir also in einem ersten Schritt einen Blick auf die Gemeinsamkeiten, um dann anschließend die Unterschiede zu betrachten. Beide Prozessoren sind zweikanalig ausgelegt, und auf jeweils einer Höheneinheit bieten sie in jedem Kanal sowohl eine Kompressor- als auch eine Expander/Gate-Sektion. Der Kompressor ist als klassischer VCA-Comp parametrisiert, und zwar mit den fünf bekannten, stufenlos durchstimmbaren Potis Attack, Release, Ratio, Threshold und Output Gain. Er kann im Hardknee-Modus betrieben werden, bietet aber auch die bei DBX klassischerweise „OverEasy“ genannte Softknee-Funktion. Auch der bei DBX stets „Auto“ genannte programmadaptive Betrieb der Zeitkonstanten ist bei beiden Geräten möglich.

Der DBX 166XS und 266XS sehen sich äußerlich sehr ähnlich, unter der Haube gibt es aber deutlichere Unterschiede.
Der DBX 166XS und 266XS sehen sich äußerlich sehr ähnlich, unter der Haube gibt es aber deutlichere Unterschiede.

Unterschiede in der Expander/Gate-Sektion

Dazu gesellt sich in jedem Kanal ein Expander/Gate mit nochmals zwei Potis. Bei beiden Geräten ist hier ein Threshold-Poti vorgesehen, mit dem man die Intensität des Effektes bestimmt. Doch während der 266XS zusätzlich ein Ratio-Poti bietet, kann man beim 166XS stattdessen die Release-Phase dieser Prozessoreinheit manuell justieren. Beim 166XS gibt es dazu noch einen SC-Enable-Schalter, der dafür sorgt, dass das über die rückseitigen Sidechain-Anschlüsse zugeführte Signal den Betrieb der Gate/Expandersektion beeinflusst.

Stereo Link und Anschlüsse

Beide Geräte verfügen über die Möglichkeit der Stereo-Verkoppelung beider Kanäle. Jeder Kanal bietet zudem seinen eigenen Bypass-Schalter, etwa zum A/B-Vergleich von Ausgangsmaterial und bearbeitetem Signal. Auch Anschlussmöglichkeiten gibt es reichlich: Sämtliche Audio-I/Os liegen sowohl an XLR- als auch an TRS-Buchsen an, die bezogen auf -10 dBV und +4 dBU Referenzpegel betrieben werden, also mit „Homerecording“- oder „Studio“-Pegel. Dazu kommen dann noch die bereits erwähnten Sidechain-Inserts.

Fotostrecke: 3 Bilder Beide Geräte verfügen über die DBX-typische „LED-Ampel“ die den Threshold anzeigt.

Leuchtdioden

Sowohl der 166XS als auch sein etwas günstigerer kleiner Bruder bieten umfangreiche optische Kontrollanzeigen in Form von acht bzw. sechs LED-Instrumenten. Diese sind beim 166XS mit etwas hübscheren klassisch-runden LEDs aufgebaut, bei seinem Gegenstück kommen eckige zum Einsatz. Die Pegelreduktion des 166XS-Kompressors wird mit zehn LEDs abgebildet, beim 266XS stehen hier immerhin acht zur Verfügung. Auch in der Einsteigerklasse spendiert DBX seinen Threshold-Potis die bekannte dreifarbige „LED-Ampel“, die anzeigt, ob das Eingangssignal ober- oder unterhalb des Thresholds liegt oder sich im OverEasy-Betrieb im Softknee-Bereich befindet. Das ist zur Einstellung des Kompressors sehr hilfreich: Einsteigern erlaubt es das bessere Verständnis des Kompressors, Profis zügigstes Arbeiten, davon haben also alle etwas. Auch die Threshold-Potis der Expander/Gate-Sektion verfügen über zwei LEDs (da es hier keine OverEasy-Funktion gibt, reichen zwei Stück aus ­– hier gibt’s nur „ober- oder unterhalb“ des Thresholds, aber naturgemäß nichts dazwischen).

Hauptunterschied zwischen DBX 116XS und 266XS

Die letzte LED-Anzeige ist beim 166XS der Funktion zugeordnet, die den wohl beherrschenden optischen Unterschied zwischen beiden Geräten ausmacht: Der 166XS verfügt zusätzlich zum Kompressor noch über einen Peakstop-Limiter, über dessen Threshold-Poti die LED das Ansprechen dieser Einheit anzeigt. Daneben gibt es noch ein paar kleinere weitere Unterschiede, die den höheren Preis des 166XS rechtfertigen: So bietet er beispielsweise noch einen Sidechain-Hochpass beim Kompressor, der diese Dynamikeinheit weniger empfindlich für den Tiefbassbereich macht.

Der Peakstop-Limiter kann beim 166XS zusätzlich zum Kompressor aktiviert werden
Der Peakstop-Limiter kann beim 166XS zusätzlich zum Kompressor aktiviert werden

Unterschiede in der Release-Phase

Unter der Haube gibt es ebenfalls eine Reihe von Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Herzstück beider Prozessoren ist der V1-VCA-Baustein von DBX, hier gibt es also zunächst einmal keine gravierenden Differenzen. Entscheidend ist aber, wie diese Bausteine von der umgebenden Schaltung angesteuert werden – und hier gibt sich der 166XS ein gutes Stück ausgefeilter als der 266XS. Während letzterer beispielsweise mit einem linearen Verlauf der Zeitkonstanten arbeitet, bietet der 166XS hier exponentielle Verläufe. Das ist vergleichbar mit dem Verhalten von Synthesizer-Hüllkurven, wo lineare Verläufe als schlapper und unnatürlicher gelten: Die Klänge von beispielsweise von „echten“ Saiteninstrumenten verklingen nämlich keineswegs linear, sondern sie nehmen ebenfalls einen exponentiellen Verlauf, werden also am Anfang der Ausklingphase relativ schnell leiser, brauchen am Ende aber sehr lange, bis sie endgültig verklingen. Das kann man direkt auf Kompressoren übertragen: Lineare Zeitkonstanten klingen aggressiver, unnatürlicher und sind stärker als „Kompression“ wahrnehmbar, während exponentielle Kurven elegantere, unauffälligere Kompression gerade bei sehr transientenreichem Material wie Drums ermöglichen. Das muss nicht heißen, dass der 266XS per se schlecht klingt, zumal aggressive, deutlich hörbare Kompression ja auch ausdrücklich gewünscht sein kann. Aber generell sind lineare Zeitkonstanten schon recht ruppig. In höherwertigen Dynamiktools kommen sie in der Regel – wenn überhaupt – nur als „Effekt-Option“ vor.

Der 166XS besitzt das „wertigere“ Innenleben

Daneben ist der Signalweg des 166XS laut deutschem Vertrieb insgesamt hochwertiger aufgebaut, das Gerät beispielsweise auch temperaturstabiler: Ein Umstand, der gerade beim Einsatz in Beschallungsanlagen ins Gewicht fallen kann. Ist der Club gerammelt voll, so ist es wärmer als beim Soundcheck, und trotzdem sollen ja beispielsweise Geräuschemissions-Grenzwerte niemals überschritten werden. Für solche kritischen Anwendungen sollte man also lieber gleich zum 166XS greifen. Wie sich beide Geräte im Studioeinsatz schlagen, wollen wir uns gleich einmal genauer ansehen.

Fotostrecke: 3 Bilder Übersichtlicher, sauberer Aufbau des Innenlebens.

Die Fertigung der beiden DBX-Prozessoren genügt sämtlichen professionellen Standards. Viel Spielraum für designtechnische Luftsprünge bleibt bei dieser Kalkulation nicht, aber der in dieser Preisklasse unvermeidliche Rotstift wurde keineswegs bei „lebenswichtigen“ Komponenten angesetzt. Die Potis des 266XS sind schwergängiger als die seines etwas teureren Bruders, und auch seine LEDs machen eine etwas weniger wertigen Eindruck. Bei diesem Kaufpreis sollte das definitiv verschmerzbar sein! Unschön ist jedoch, dass man bei beiden Geräten auf einen Netzschalter verzichtet hat – ist das Kabel eingesteckt, fließt auch Strom.

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.