Praxis
Nur der Notch-Modus bedarf eventuell eines gesonderten Hinweises
Mit dem DBX 530 findet man sich schnell und ohne Anleitung zurecht, aber das sollte auch kein Kunststück sein. Zwingt einen der Hersteller bei diesem doch recht geradlinigen Funktionsumfang zu umfassender Lektüre, so muss praktisch ein Designfehler vorliegen – glücklicherweise hier nicht der Fall. Das einzige, was eines gesonderten Hinweises bedarf, ist der Notch-Modus, denn diesen kann man gegebenenfalls dann doch leicht übersehen.
Bedienbarkeit gut
Galt der 905 aufgrund eng stehender Potis als etwas schwierig zu bedienen, so sehe ich dieses Problem beim 530 aufgrund der zweireihig versetzen Anordnung nicht. Klar ist es einfacher, einen Knopf zu drehen, wenn er auf der 500-Frontplatte ganz alleine steht, aber der 530 ist konstruktiv keineswegs überladen, das passt alles. Auch die Farbkodierung der Potis ist funktionell gelungen. Sie schreit schon auf den ersten Blick „70er!“, aber sie erfüllt auch einen Zweck: Die unterschiedlichen Bänder sind auch optisch gut voneinander abgesetzt.
Realisierbarkeit von Filterkurven
Bleibt die Frage: Wie klingt es denn nun? Hier müssen wir das Augenmerk auf zwei Faktoren richten: Welchen Zugriff erlaubt das Modul, welche Kurven lassen sich realisieren – und welche klanglichen Konsequenzen hat dies im Einzelfall? Was den ersten Teil der Frage betrifft, so macht der Einsatz des 530 ganz eindeutig Spaß. Problemfrequenzen lassen sich konsequent und zuverlässig isolieren, und das gilt sowohl für Anhebungen als auch für Absenkungen. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt könnte man sagen, mit dem DBX-EQ muss man nicht lange fackeln, er bietet einen robusten, direkten Zugriff auf der Frequenzgeschehen.
Höhen neigen bei stärkerer Bearbeitung zu Härte
Arbeitet man mit moderaten Amplituden und eher breiten Filterbändern, so geschieht all dies im positiven Sinne unauffällig, ohne den Charakter des Ausgangsmaterials zu sehr zu verändern. Fährt man das Modul dann etwas weiter aus, und zwar sowohl was das Gain als auch schmalere Filtergüten betrifft, dann wird der Eigensound der Kassette immer deutlicher hörbar, und das hinterlässt ein etwas zwiespältiges Bild. Im Bassbereich kann man noch verstehen, warum der Sound des Vintage-905 bisweilen als „punchy“ geschätzt wird, hier rappelt es ordentlich im Karton, und das macht auch Spaß. In den Höhen aber wird schnell klar, dass der 530 einem klanglich nichts schenkt. Übertrager-/Röhrensweetening ist hier so fern wie das Wasser in der Wüste. Gibt man zu viel Gas, dann neigt das Klangbild zu einer gewissen Härte, die das bislang sehr positive Bild etwas trübt. Analog dazu sorgen auch sehr schmale Filter für Artefakte. Je krasser man hier zu Werke geht, desto deutlicher tritt ein „phasiger“, unnatürlicher Sound hervor, der landläufig zu den nicht so schönen Nebeneffekten vollparametrischer EQs gezählt wird. Auch als Gegenbewegung zu diesen Effekten kamen die simplen Vintage-EQs aus den 50ern irgendwann wieder in Mode. Zwar lassen sich diese Beiprodukte besser im Griff halten als dies beim DBX 530 der Fall ist, aber das erfordert einen konstruktiven Aufwand und Bauteil-Einsatz, der beim hier angepeilten Kaufpreis so nicht darstellbar ist.
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Rotziger Charakter hat durchaus seine Berechtigung
Sicherlich liegt die Bewertung dieser Eigenschaften aber auch ein wenig im Auge des Betrachters. Es bleibt festzuhalten, dass der 530 einem kein seidiges Sweetening schenkt, aber der bisweilen etwas rotzige Charakter lässt sich selbstverständlich auch fürs Sounddesign nutzen, etwa um DAW-Signalen etwas Ecken und Kanten mitzugeben. Welchem Blickwinkel man hier folgt, ist rein subjektiv zu entscheiden. Alles was wir hier an dieser Stelle tun können ist den Anwender für diese Frage zu sensibilisieren. Nicht jeder erwartet von seinem Processing zu jedem Zeitpunkt seidig-feine Resultate. Und denke ich beispielsweise an meinen parametrischen UREI-546-EQ aus der Ära des 905, dann merke ich, dass ich an diesem Gerät gerade seine rotzigen Verzerrungen schätze. Auch solche Tools haben definitiv ihre Berechtigung.