Die 1971 gegründete Firma dbx kann auf eine lange Tradition in der Entwicklung von Signalprozessoren zurückblicken. Ein aktuelles Produkt aus der dbx Entwicklungsabteilung ist der Driverack Venu360. Mit vielen eindrucksvollen Features will das Gerät auch professionelle Anwender ansprechen. Doch was kann der neue Controller und wie lässt er sich bedienen? Mit dem Venu360 unter dem Arm klettert der Autor in sein Amprack und geht für euch diesen Fragen nach.
Details
Gerade einmal zwanzig Zentimeter in der Tiefe und eine Höheneinheit misst das 19-Zoll-Gehäuse. Da das große, grafikfähige Display (9 x 2,5 Zentimeter) seinen Platz einfordert, fallen die Taster auf der Vorderseite des Kandidaten recht klein aus. Dennoch gelingt die Bedienung komfortabel. Das Display stellt alle Parameter übersichtlich dar, bei der händischen Editierung stellt sich nie das ungute Gefühl ein, vielleicht doch in einem Untermenü etwas vergessen oder die Kanäle nicht ordentlich abgeglichen zu haben. Der Kandidat verfügt mit zwei Select-Tastern, einer Back-Taste und dem Endlos-Push-Encoder über genügend Hilfsmittel für eine schnelle Editierung am Gerät. Sogar das beliebte Duo „Copy & Paste“ besitzt eigene Hardware-Taster.
Globale Funktionen, etwa Preset-Verwaltung oder Netzwerksteuerung, werden über weitere sechs Taster gesteuert, so bleibt dem Anwender das Wühlen in Untermenüs erspart. Auf der rechten Seite notieren wir noch drei LED-Ketten für die Eingänge und sechs Anzeigen für die Ausgangspegel (alle siebenstellig).
Für jeden Ein- und Ausgang stehen beleuchtete Mute-Taster bereit. Wie es sich gehört, lässt sich das Mute-Verhalten speichern: Einige Anwender bevorzugen, dass der Controller mit stumm geschalteten Ausgängen hochfährt. Andere dagegen bestehen auf aktive Ausgänge nach einem Neustart. Der dbx bietet beide Möglichkeiten. Einen Netzschalter sucht man vergebens, und das ist gut so! Ein unabsichtlich ausgeschalteter Controller kommt auf der Baustelle gar nicht gut. Somit bietet die Rückseite nur eine einsame Kaltgerätebuchse. Des Weiteren notieren wir eine RJ45-Netzwerkbuchse und einen USB-Port, der allerdings nur für Firmware-Updates zum Zuge kommt. Die Firmware lässt sich alternativ auch über das Netzwerk auffrischen.
Die sechs XLR-Ausgangsbuchsen geben ihre Signale in symmetrischer Form an nachgeschaltete Leistungsverstärker weiter; interessanter sind jedoch die drei XLR-Eingänge. Hier lassen sich drei analoge Monosignale andocken oder zwei digitale AES/EBU-Stereosignale. Auch eine Mischung aus analog und AES/EBU ist möglich. Brumm-Einstreuungen rückt der Anwender mit dem PIN1-Lift-Schalter auf den Pelz.
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Pure Magie
Ein Controller nimmt wesentlichen Einfluss auf den Sound und ist maßgeblich für den Schutz der Treiber verantwortlich. Damit das überzeugend gelingt, sind sorgfältig erstellte Presets unabdingbar. Die Entwickler haben sich einiges einfallen lassen, um dabei auch weniger erfahrenen Anwendern unter die Arme zu greifen. So bietet der Venu360 zahlreiche Presets. Bedacht wurden, wenig überraschend, fast alle Modelle der Konzernschwester JBL. Berücksichtigung fanden aber auch Boxen von Behringer, Cerwin-Vega, dBTechnologies, EAW, EV, Mackie, Peavey, QSC, RCF, Yamaha und Yorkville. Ähnlich sieht es bei den Endstufen aus: Es gibt Voreinstellungen für annähernd alle Crown-Amps sowie für ausgesuchte Exemplare von Peavey, QSC und Yamaha.
Individuelle Presets zu erstellen geht dank der Wizard-Funktion überraschend einfach. Der gleichnamige Taster auf der Front führt den Anwender geschickt durch die entsprechenden Funktionen, was bei einem Mindestmaß an Grundwissen schnell zum Ergebnis führt. Profis dürfen Presets natürlich auch ohne den Wizard erstellen. Dazu bietet es sich an, mit einem leeren oder einem der 25 Werks-Presets zu starten, die viele Grundkonfigurationen abdecken. Am Ende der Parameterschlacht kann das eigene Werk auf einem der 75 User-Speicherplätzen des Venu360 oder in der Remote-Software abgelegt werden.
Fernsteuerung
Pro-Audio-Geräte ohne Remote-App sind mittlerweile selten. So bedient auch der Venu360 alle gängigen Plattformen. Die Fernbedienung gibt es für Windows und OSX, Tablet-User finden passende Apps für iOS und Android.
Die erste Überraschung: Die Windows-Software läuft sogar unter Windows XP – die Älteren erinnern sich noch. Aber auch unter Windows funktioniert die Remote einwandfrei. Will man den Controller direkt mit einem PC verbinden, ist ein Crossover-Kabel vonnöten. Das muss man wissen. Hängt man einen (W-LAN) Router an die Netzwerkbuchse des Kandidaten, dann funktioniert auch ein normales Netzwerkkabel. Übrigens: Der Controller arbeitet wahlweise mit einer statischen IP oder im DHCP-Modus.
Über W-LAN können wir gleichzeitig mit mehreren Remote-Devices auf den Controller zugreifen. Das funktioniert flüssig und gibt maximale Kontrolle. Einige Sicherheitsfunktionen schützen sinnvoll vor versehentlicher Fehlbedienung. Die kritische Crossover-Sektion ist zum Beispiel mit einem virtuellen Schloss gesichert. Gute Sache, denn während der Parameterübermittlung kann es zu klanglichen Artefakten und Drop-outs kommen. Schlimmer noch: Eine unbedachte Fingergeste hat im Worst Case den Tod einiger Treiber zur Folge.
Die Bedienung der App ist einfach. Tappt man auf „Home“ werden alle Funktionen in sämtlichen Ein- und Ausgängen als Icon dargestellt. Das verdeutlicht den Signalfluss und Funktionen, z. B. der Grafik-EQ im Eingang, können direkt aufgerufen und editiert werden. Das hält die Anzahl an Untermenüs gering, trotz hoher Feature-Dichte.