PRAXIS/SOUND
Mitgeliefert wird ein passender Koffer, damit den Flügeln nicht noch mehr Unheil zugefügt wird. Dieser ist natürlich entsprechend groß, und als Benutzer des öffentlichen Nahverkehrs oder als normaler Fußgänger hat man einiges an Gewicht zu tragen. Dabei ist die Gitarre selbst gar nicht mal so schwer, sie lässt sich bequem im Stehen spielen und ist auch nicht kopflastig. Im Sitzen allerdings ist das Ganze kein Spaß, denn wie man sie auch hält, das Instrument rutscht weg. Aber warum auch Kompromisse machen: Abrocken im Sitzen geht nun mal überhaupt nicht. Also Gitarre umgeschnallt und los geht’s mit dem praktischen Teil – im Stehen natürlich!
Um den Basis-Sound der Pickups zu checken, habe ich die Angel Of Deth zuerst einmal an einen clean eingestellten Amp (Hughes & Kettner Duotone) angeschlossen. Besser gesagt, ich dachte, dass die Einstellung des Verstärkers clean sei … Die Gitarre hat wirklich einen so hohen Output, dass man selbst den „cleansten“ Amp zum Zerren bringen kann. Also Gain ganz weit zurück und der Sound ist annähernd unverzerrt. Hier ein Beispiel mit dem Halstonabnehmer (Audio: DM-Clean 1).
Für einen Halstonabnehmer klingt das schon sehr höhenbetont. Jetzt das gleiche Beispiel mit dem Steg-Pickup (Audio: DM-Clean 3). Hier fällt auf, dass die beiden Pickups identisch sind. Im Vergleich zum Halstonabnehmer hat der Steg-Pickup etwas weniger Bässe und einen Hauch mehr Höhen. Klingt aber, bedingt durch die Position am Steg, wesentlich giftiger und aggressiver; der Amp fängt auch bei härterem Anschlag sofort leicht zu zerren an. Richtige Clean-Sounds sind tatsächlich nur realisierbar, wenn man die Lautstärke am Volume-Poti der Gitarre zurückdreht. Jetzt hören wir uns noch die Kombination beider Tonabnehmer an (Audio: DM-Clean 2).
Klingt wie erwartet: gleicher Frequenzbereich, leichte Verzerrung bei hartem Anschlag und nicht so bissig wie der Steg-Tonabnehmer alleine. Wir haben es also hier mit einem Instrument zu tun, das nicht durch seine Klangvielfalt besticht, sondern eher durch einen lauten, höhenbetonten Sound bei allen drei Pickup-Kombinationen. Genau die richtig Basis für eine Metal-Gitarre.
Aber auch hier wird ab und zu clean gespielt und mit den Fingern gezupft. Dafür eignet sich die Kombination beider Tonabnehmer sehr gut, und die Gitarre gibt auch den veränderten Sound durch das Anschlagen mit den Fingern optimal wieder. Die Amp-Einstellung ist übrigens noch die gleiche wie bei den vorangegangenen drei Beispielen (Audio: Dean DM-Picking).
Wenn man den Klang etwas entschärfen möchte, steht ja immer noch der Tone-Regler zur Verfügung, der die Höhen ab 2 kHz absenkt. Allerdings nimmt er auch den Gesamtpegel etwas herunter, was aber bei manchen Sounds mitunter sehr reizvoll klingt. Bevor wir zu den bösen Tönen kommen, wollte ich trotzdem die Gitarre mal im angezerrten Crunch Sound hören und siehe da, das funktioniert auch. Hier ist keine hohe Gain Einstellung notwendig, das Instrument hat Power und klingt gerade durch die höhenbetonten Pickups sehr gut bei Crunch Rhythm Sounds auf den tiefen Saiten (Audio: Dean DM-Blues).
Richtig zur Sache geht es auf der nächsten Seite.
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Jetzt hängen wir das Teil mal vor den Marshall und überprüfen die 70´s Old School Metal-Tauglichkeit. Fast British Setting am Amp und die Powerchords kommen klar und extrem durchsetzungsfähig rüber. Trotz weit aufgedrehtem Bass-Regler ist kein Wummern oder Brei-Sound zu vermerken. Vorsichtig sollte man allerdings mit dem Höhen-Regler sein. Da die Gitarre von Natur aus eine ordentliche Portion Höhen liefert, kann es schon richtig beißend in den Ohren werden, vor allem bei Bühnen-Lautstärke (Audio: DM-Marshall).
Obertöne und Sustain bietet die Angel Of Deth im großen Stil. Bei Lead Sounds mit erhöhtem Gain ist es ein wahrer Spaß, die Harmonics aus dem Instrument zu kitzeln. Ja, diese Gitarre kann richtig schreien, und vor allem hat sie einen langen Atem! Unglaublich, wie gleichbleibend der Klang eines Powerchords über fast zehn Sekunden stehen bleibt (Audio: DM-Lead). Da im Metal ja immer mehr in die Tiefe gestimmt wird, habe ich das mit dem Todesengel auch mal gemacht und zwar drei Halbtöne komplett nach C#. Auch da gibt es nichts zu beanstanden. Knackige Ansprache, die Saiten fühlen sich noch nicht ausgeleiert an, und die Basswiedergabe ist perfekt, sodass es auch keinen Stress mit dem Bassisten in der Band gibt (Audio: DM-Lo Metal). Apropos Band. Als Nächstes gibt es noch ein Beispiel im Bandkontext mit Bass und Schlagzeug. Wie zu erwarten war, macht das Instrument eine ausgezeichnete Figur, setzt sich perfekt und ohne große EQ Attacken im Klangbild durch. Hier gibt es mal gar nichts zu meckern (Audio: DM-Metal Song).
Zum Schluss kommt noch der Dynamik- und Akkordverständlichkeit-Test, dem sich jede Gitarre hier unterziehen muss. Wir beginnen mit der Dynamik. Der Amp ist stark verzerrt eingestellt und ich spiele zuerst mit zurückgedrehtem Volume-Poti an der Gitarre und drehe es später voll auf (Audio: Dean DM-Dyna Poti).
Da kann man nicht meckern, bei heruntergedrehtem Volume Poti nimmt die Verzerrung ausreichend ab, die Lautstärke aber nur unwesentlich, dreht man auf, kommt das volle Brett. Sehr gut! Jetzt kommt die Anschlagsdynamik. Gleiche Einstellung am Amp (verzerrt), und am Anfang wird leicht mit den Fingern angeschlagen und später hart mit dem Pick (Audio: DM-Dyna Pick). Hier sind allerdings Schwächen zu erkennen. Beim Clean-Sound hat es sehr gut geklappt, aber beim verzerrten Ton gibt der Pickup die einzelnen Klangnuancen nicht mehr so deutlich wieder. Zu guter Letzt noch der Test zur Akkordverständlichkeit. Ich schlage die Akkorde E, G, D, A bei voller Verzerrung nacheinander an und sie sollten als solche noch zu erkennen sein (Audio: DM-Chords).
Auch hier gibt es nichts zu beanstanden.