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Deering Goodtime Six-R Test

Praxis

Im ersten Moment fällt auf, wie leicht dieses Instrument ist. Kunststück, es besitzt ja auch keinen Tone Ring – eine besonders positive Erfahrung, wenn man sich das Banjo an einem Gurt umhängt. Allerdings tendiert es auch ganz leicht zur Kopflastigkeit. Hier könnte ein Satz offener Mechaniken Abhilfe schaffen.
Trotz Resonator ist der Grundsound vergleichsweise weich und mittig. Es knallt nicht so wie bei einem Banjo mit Tone Ring, dafür besitzt jede Note einen angenehmen Charakter und verliert auch in den hohen Lagen nicht an Substanz. Zudem ist das Sustain deutlich länger. Schön!
In Sachen Lautstärke muss sich das Goodtime Six-R jedoch kaum hinter einem mit einem Tone Ring ausgestatteten Instrument verstecken. Es klingt eben nur etwas anders. Dadurch ist das Banjo stilistisch weniger festgelegt. Es reagiert sehr sensibel auf den Anschlag und kann sich so den unterschiedlichen Anforderungen flexibel anpassen. Dabei sollte allerdings klar sein, dass das raue Fell kräftig rauscht, wenn man beispielsweise beim Strumming darüberstreicht. In einem solchen Fall wäre ein glattes Fell sicherlich die bessere Wahl.

Ich habe alle Hörbeispiele mit einem extraleichten Akustiksatz mit einer .010er E-Saite eingespielt. Diese Stärke bietet sich an, weil die Mensur mit 67 cm ein bisschen länger ist als die übliche Gitarrenmensur. Außerdem erlaubt die sensible Reaktion des Banjofells eine leichtere Besaitung. Die Mikrofonierung erfolgte mit zwei AT 4041 von Audio Technica.
Wenn man an Banjo denkt, denkt man natürlich erst einmal an flotte Bluegrass-Rolls. Die kann man auf dem Goodtime Six-R mit einem schnellen Carter-Picking ausgezeichnet und recht authentisch imitieren, speziell wenn man darauf achtet, den Daumen von den tiefen Saiten fernzuhalten. Das könnte man übrigens noch unterstützen, indem man die beiden tiefen Saiten ersetzt durch zwei Saiten, die eine Oktave höher gestimmt sind. Das Goodtime schlägt sich in dieser Disziplin sehr gut, wenn auch das typische “Klingeln” eines Tone Rings fehlt.

Der Grundsound des Goodtime Six-R ist vergleichsweise weich und mittig, dafür besitzt jede Note einen angenehmen Charakter.
Der Grundsound des Goodtime Six-R ist vergleichsweise weich und mittig, dafür besitzt jede Note einen angenehmen Charakter.

Jenseits der typischen Bluegrass-Licks profitiert das Goodtime von der außerordentlich guten Registertrennung. Durch die banjotypische, kräftige Attack und die gute Reaktion auf den Anschlag lässt sich jede Note separat herausarbeiten. So kann man die Melodie in einem dichten Fingerpicking-Arrangement nach vorn bringen oder den Bass betonen, indem man mit dem Pick ordentlich draufhält. Der Gesamtsound wird dabei vom überraschend langen Sustain unterstützt.
Noch überzeugender kann das Goodtime Six-R alle Arten von Strumming darstellen. Hier kommt ihm der prägnante, aber doch warme Ton zugute, so dass sich speziell bei gleichmäßigen Vierteln sowie den entsprechenden Akkorden ein Swing-Feeling fast von selbst einstellt. Das kommt nicht nur in einer Dixie-Jazz-Combo gut, sondern auch im Gipsy-Stil eines Django Reinhardt. Man kann sogar angerockte Powerchords in tiefer Lage zelebrieren, die von außerordentlicher Durchschlagskraft sind – aber natürlich jeglichen Bassdruck vermissen lassen. Zusammen mit einem Bassistenkollegen sollte das zumindest in der Combo kein Problem darstellen. Auch hier macht sich das lange Sustain des Deering Goodtime ausgesprochen positiv bemerkbar.

Schwieriger wird es allerdings, wenn man versucht, mit einem leichten Anschlag das Attack aus dem Ton zu nehmen. Das, was bei einer Gitarre gut funktioniert, nämlich eine Fläche zu legen, tönt bei dem Goodtime nicht mehr so überzeugend. Für diese Sounds sollte man dann doch eine Gitarre einsetzen. Dagegen setzen sich Singlenote-Lines, egal ob langsam oder schnell, auch in einem dichten Bandsound deutlich hörbar und sehr charaktervoll durch.

Audio Samples
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Fast Picking Bass Line with Strumming Power Chords Light Strumming Single Notes
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