Praxis
Tragekomfort und Handling
Dem Tragekomfort des HP1100 hatte ich von Beginn an nicht so wahnsinnig viel zugetraut. Aufgrund des hohen Gewichts und der straff erscheinenden Kopfbügelpolsterung war ich besonders skeptisch. Nennt mich Warmduscher, Weichwade und Berufspessimist. Damit ich einen Kopfhörer lange und gerne trage, brauche ich einfach einen guten Tragekomfort und ein unkompliziertes Handling.
Zu meiner großen Überraschung präsentiert sich Denons Spitzenmodell in jenen Disziplinen weit besser als ich dachte. Die beidseitigen Doppeldrehgelenke können nicht nur jeweils 180 Grad, sondern sorgen für eine sehr feine Anpassung an das Ohr, weil die Muschel im Prinzip ja jede Richtung kann.
Die Kopfgrößenanpassung funktioniert erwartungsgemäß reibungslos bis unspektakulär. Der Druck, den der HP1100 auf den Schädel (nicht aufs Ohr!) bringt, ist angemessen und keinesfalls zu stark. Zu keinem Zeitpunkt drückt Denon DJs Klassenprimus so stark, dass bei mir das Bedürfnis entsteht, ihn abnehmen zu müssen.
Die geschlossene Kammer um die Ohren wirkt zu keiner Zeit unangenehm, auch Wärmestaus konnte ich nicht feststellen. Den Schüttel- bzw. Abwurftest besteht der Denon ebenfalls locker. Die Abschirmung nach außen erweist sich als überdurchschnittlich, auch wenn ich bereits andere Exemplare hier hatte, die da noch ein bisschen mehr auf der Pfanne hatten. Einohriges Abhören ist ebenfalls gut machbar, da die Muschel hinterm Ohr auch einen guten Andruck entwickelt, so dass der 1100er nicht so einfach vom Kopf rutschen kann.
Klang
Der Sound des HP1100 ist stimmig in sich und grundsätzlich angenehm. Die Bassbetonung fällt mir erst nach ein paar gehörten Stücken vollends auf, da sie sehr breitbandig ist und nicht unbedingt im Bereich der Kicks (70-130 Hertz) oder im Sub- bzw. Tiefbassbereich angesiedelt ist, sondern eher bei 150-350 Hertz zu suchen wäre. Das ist der Frequenzbereich, wo die tonalen Bässe ihre Zeichnung haben und Wärme liefern, aber eben auch hoch abgestimmte Bassdrums oder große Toms gerne mal ein wenig „topfig“ klingen, was mir persönlich nicht so gut gefällt.
Der gesamte Mittenbereich des HP1100 ist omnipräsent und wird zudem gut aufgelöst. Im Hochton hat Denon DJs Spitzenmodell aber dann nicht so viel zu bieten, denn dieser erscheint erst einmal stark unterrepräsentiert, was sich vor den sehr präsenten Mitten doppelt bemerkbar macht. Durch die fehlenden Höhen gewährt der Kopfhörer bei der Wiedergabe von akustischen Aufnahmen auch relativ wenig Durchsicht und Räumlichkeit.
Natürlich hat grundsätzlich die geschlossene Kapsel einen entscheidenden Anteil an diesem Effekt. Die Stärken von „Geschlossenen“ liegen bekanntermaßen nicht im räumlichen Auflösungsvermögen. Die Stärken des HP1100 hingegen liegen eindeutig im DJ-Monitoring. Die geschlossene Rückwand schirmt den DJ effektiv vom umliegenden akustischen Geschehen ab, so dass man mit den Reserven des Denon unter anderem auch wegen seiner niedrigen Anschlussimpedanz einen überzeugenden Wirkungsgrad erzielt. Bedeutet praktisch: Ist es im Club auch noch so laut und zudem der Kopfhörerverstärker des hiesigen Mischpultes auch noch recht flachbrüstig, kann man mit dem HP1100 dennoch auflegen.
Der HP1100 macht trotzdem immer noch was draus. Es zeigt sich auch, dass der Sound, der daheim unter Idealbedingungen wenig transparent klingt, für laute Umgebungen aber genau richtig zu sein scheint. Er setzt sich immer irgendwie durch und auch die klangliche Beurteilung kann gelingen, wenn man den Kopfhörer schon ein bisschen besser kennt. Selten hab ich so einen pegelfesten DJ Headphone gehört, dessen Sound für den angestammten Verwendungszweck so krass abgestimmt ist wie hier. Richtig laut kann der HP1100 – und so wie er können das nicht viele.
Für dich ausgesucht
Test-Setup
Plattenspieler: Vestax PDX2300 Pro MKII mit Ortofon OM Serato 120
CD-Player: TEAC CD-P800NT
AD-Wandler: Denon DA-300
USB Mixer/Preamp: Denon DN-X1600
Kopfhörer-Amp: SPL Phonitor Mini