PRAXIS
Der Sound des Denon MC-3000 ist klasse und braucht sich nicht hinter dem Flaggschiff MC-6000 verstecken. An der PA klingt der Proband sehr druckvoll in den Bässen, luftig in den Höhen und in den Mitten detailreich. Und wo wir schon mal beim Thema sind: Die Mikrofonvorverstärker arbeiten rauscharm und klingen meiner Meinung nach gar nicht mal so schlecht, doch lässt der Mikrofoneingang zu meinem Bedauern Equalizer vermissen. Das Signal wird direkt auf den Master geschaltet, Mike-Effects (wie Delay oder Echo) sind nicht implementiert. Ferner ist es nicht möglich, das Mikrofon in ein Softwaredeck zu routen. Auch die Ducking-Funktion könnte für meinen Geschmack etwas besser eingestellt sein. Jedoch muss ich fairer Weise erwähnen, dass nur wenige Mix-Deejays der elektronsicher Musik während der Performance einen überschwenglichen Kommunikationsdrang mit der Menge verspüren – mal abgesehen von einigen impulsiven Lautbildungen zwischen „Aaaah“, „Oooooh“ und „Yeah“ (dann aber ohne Mikro, versteht sich).
Line-to-Master
Mit der Line-to-Master-Funktion können angeschlossene externe Zuspieler auf dem Master ausgegeben werden. Die Lautstärke wird per Poti festgelegt, die Signalverteilung zwischen Line1 und Line2 justiert ein mittengerasterter Drehregler im Stile eines Crossfaders. An den beiden Extrempositionen gibt er jeweils einen Channel und in der Mittelstellung beide Kanäle aus. Das ist schon ein beträchtlicher Einschnitt im Vergleich zur vollständigen Mixerfunktion des großen Bruders und ähnelt eher eines Emergency-Through für den Systemcrash oder DJ-Wechsel. Wenngleich die Zielgruppe der Digital-Deejays hier passabel bedient wird: Manch einer wird in dieser Hinsicht wohlmöglich ein flexibleres Gerät bevorzugen, welches man auch als Ersatz für das analoge Mischpult einsetzen kann. Schade, hier wäre in meinen Augen mehr drin gewesen. Ein alternativer Work-Around wäre, die Line-Zuspieler über die USB-Audio-Eingänge in die Software einzuschleifen und dort mit EQs und Effekten zu beackern.
Der MC-3000 kommt ohne die vom DN-MC6000 und den DJ-Mixern X600 und X1600 bekannte PC/Mac Schaltung aus. Unter Windows benötigt er ASIO-Treiber, die wir in einem Rutsch mit der Traktor-Light PC-Version aufspielen. Danach ist die Einrichtung über den Setup Wizard, wie im Anschluss dokumentiert, innerhalb weniger Klicks erledigt. Das Audio-Interface werkelt nur mit 16 Bit und einer maximalen Sampling-Frequenz von 48 kHz. Was die Pufferzeiten angeht, so haben wir den Probanden auf 128 Samples eingestellt, was einen reibungslosen Betrieb in gefühlter Echtzeit im Test gewährleistete.
Um auf dem Mac in den Genuss der vollautomatischen Einbindung unter Traktor Pro 2 zu kommen, ist zunächst ein 369 MB großes Update der Versionsnummer 2.12 über das Service-Center zu laden. Nach der Installation kann es dann auch auf dem Apfel losgehen, wobei sich die Integration via Setup-Wizard genauso problemlos vollziehen lässt, wie am PC in der Windows Fassung. Je nach Betriebssystem und Computerspezifikationen kann es unter Umständen nötig sein, die Übertragungsintervallzeit der MIDI-Befehle an die eigene Hardwareumgebung anzupassen. Diese lässt sich durch eine Power-On-Tastenkombination bewerkstelligen. Von Haus aus sind vier Millisekunden eingestellt. Die Wertetabelle reicht von 3 bis 20 – in Schritten von einer Millisekunde. Erwähnung finden sollte auch, dass nicht allen Bedienelementen eine MIDI-Funktion zugedacht ist (z.B. Line-to-Master-, Monitor- und Masterpotis).
Bevor wir nun auf die einzelnen Software-Aspekte eingehen, möchte ich noch loswerden, dass der Blick ins Handbuch für geübte „Controlleristen“ kaum notwendig ist, denn die Oberfläche ist nahezu selbsterklärend. Zudem sind Basis-DJ-Manöver bei den meisten MIDI-Konsolen einheitlich gestaltet, sodass sich die substanziellen Unterschiede meist in den Tiefen der erweiterten Funktionen ergeben, was letztlich auch ein Kaufargument darstellen kann.
Für dich ausgesucht
Trecker fahren Light
Der Workflow unter Traktor LE ist weitgehend stringent, jedoch sind nicht alle Bedienelemente mit Funktionen versehen, was natürlich auch an den Restriktionen der Light-Fassung liegt. Die Navigation ist sehr effizient ausgearbeitet. Hier wurden nicht nur die Playlist und der Browser-Tree bedacht, sondern auch die Favoritenlisten, so dass man im Handumdrehen durch die Musikbibliothek browsen kann und mit dedizierten LOAD-Tastern die Auswahl ins Deck befördert. (Shift-Load legt ein Klon-Deck an). Auch der Preview-Player wurde untergebracht, was bei lediglich zwei Decks auch zwingend erforderlich ist (Shift-BACK lädt, Shift-FWD spielt ab).Die Abspieleinheiten drei und vier oder gar Sample-Decks stehen unter LE nicht zur Verfügung. Ferner gibt es nur eine Wellenform-Farbgebung, die zudem nicht zoombar ist. Braucht aber auch nicht jeder. Dann fehlen noch die Hotcues, der Loop-Rekorder, die Master-Clock und die Aufnahme-Funktion. Effekte sind auf die drei nachfolgenden Vertreter beschnitten (nur einer von drei Chained-FX kann zeitgleich abgefeuert werden).
Ein Tastenhieb auf „Play“ und schon leuchtet es grün und Musik ertönt aus den Monitoren. Dann befördere ich einen zweiten Titel ins Deck B, der mittels Auto-Sync gematcht, per Autoloop festgehalten wird und per Filter-Cut rasch in den Mix galoppiert. An dieser Stelle ein Hinweis: Mittels Shift + Filter ist im aktuellen Mapping unter Traktor Pro der Direktzugriff auf die Kanalfilter von Deck drei und vier möglich.
Wer es lieber klassisch mag: der manuelle Abgleich von Tempo und Takt ist mit den sehr gut eingestellten Jogwheels, den Bend-Tasten und dem hochauflösenden Pitch-Fader kein Problem. Soweit, so gut. Wer allerdings mehr kreative Freiräume benötigt, sollte ein Versionsupgrade einplanen, das knappe 130 Euro aufruft.
Trecker fahren luftig
Unter Traktor Pro 2 entfaltet sich das volle Kreativpotenzial des neuen Denon-Geschosses, denn der Kontrolletti kann nicht nur bis zu vier Software-Decks bedienen, sondern er nimmt sich auch zweier kompletter Effekt-Units sowie den Sampledecks an, die bei aktivierter Sample-Funktion über die Bedienelemente der Effektsektion gesteuert werden. Was die MIDI-Belegungen unter Traktor Pro 2 angeht, hat Denon ganze Arbeit geleistet. So kann der DJ im Sample-Modus nicht nur die einzelnen Bänke über die FX-Sektion abfeuern, sondern er kann für diese auch noch mit den zugeordneten Drehreglern die Lautstärke festlegen, die Grenzfrequenz des Filters steuern, zwischen One-Shots und Loop-Modus wechseln, Stummschalten, sowie Loops aus den Decks oder Looprecorder in die Speicherplätze befördern, respektive diese wieder leeren. Die Konfiguration für die Effektsektion im Gruppen- und Solo-Modus entspricht dem, was man landläufig erwartet. Also in Abhängigkeit vom Modus Steuerung des Mischungsverhältnisses, der Parameter sowie der Austausch der Effekt-Typen.
Besonders im Zusammenspiel zwischen zwei Trackdecks und zwei Sampledecks macht der Controller eine gute Figur, obschon der Vollständigkeit halber natürlich Erwähnung finden sollte, dass FX und Samples nicht simultan auf einem Deck bedient werden können und dass es nicht möglich ist, die FX-Units drei und vier mit einzubinden. Das lässt sich aber per Modifizierung des MIDI-Mappings nachholen, wenngleich es dann wegen der Drittbelegungen etwas unübersichtlich werden kann. Interessant ist auch: Betätigt der DJ die Deckswitch-Taste am Außenrand des Controllers, schaltet er die Mixerkanäle und die Abspiel-Sektion auf das gleiche Deck. Betätigt er hingegen die Deckswitch-Taste in der Mixersektion, werden lediglich die Channelfader umgeschaltet, die Decksektion bleibt davon unberührt. Fröhliches Punch-in allerseits.
Da die Drehregler in der Effekt-/Samplesektion mehrfach belegt sind, kann die Regler-Stellung des zu steuernden Parameters in der Software von der tatsächlichen Stellung an der Hardware abweichen, sodass man nicht verlässlich (mit einem Blick auf den Controller) sagen kann, wie weit zum Beispiel das Feedback eines Delays aufgerissen ist. Allerdings ist ein Soft-Pickup (alter Wert ist zunächst abzuholen) implementiert, der vor ungewollten Wertesprüngen beim Wechsel der Decks schützt.
Summa summarum ist unserem Kandidaten der Spagat zwischen Funktionsvielfalt, Übersichtlichkeit und Größe geglückt. Noch mehr Bedienelemente würden der Bedienbarkeit in meinen Augen nicht wirklich zugute kommen. Vielleicht ist ja eine 50-Euro-Zusatzkomponente wie z.B. ein LPD-8 von Akai eine Option.
VDJ MIDI-Jay
Natürlich wollen wir auch die VDJ-Fraktion nicht im sinnbildlichen Bit-Regen stehen lassen und machen einen kurzen Test mit der lokal aufgespielten Virtual DJ Pro 7.31 (nicht im Lieferumfang!). Bei der Inbetriebnahme erfolgt eine native Eingliederung des MC3000 über Virtual DJs Auto-Mapper und nach manuellem Audiorouting lässt sich die Software weitestgehend gemäß der Beschriftungen bedienen. Etwa die grundlegenden Tastenbelegungen für Standard-Mixsessions auf maximal vier Decks (Browser, Fader, Cueplay, Pitch, Equalizing, Search, Filter und Co). Dazu gesellen sich Fullscreen-Views für Sampler, Browser, Rekorder, Direktzugriffe auf Video, Scratch und Mixerpanel durch Tastenkobinationen sowie zwei Instant-FX am Kanal. Die Kreativabteilungen präsentieren analog zu Traktor maximal acht Cuepoints, sowie manuelle Schleifen und Autoloops. Lediglich die Effektabteilungen sind anders gestrickt, da die meisten Klangverbieger unter Atomix- nur ein bis zwei steuerbare Parameter mitbringen. Im Test sah das wie folgt aus: Regler eins wählt den Effekt aus, zwei und drei dirigieren Attribute, vier widmet sich der Video Transition, respektive der Videoeffekte. Toll.
Unterschiede zum 6000er
Selbstverständlich haben artverwandte Gerätschaften in der Controllerwelt, gerade wenn sie aus einem Haus kommen, meist einige Gemeinsamkeiten. Es gibt indes natürlich auch Unterschiede, wenn das Produktportfolio nach unten abgerundet wird, was sich im Idealfall nicht nur durch Weglassen von Features äußert, sondern auch konzeptioneller Natur sind. Augenscheinlichste Veränderung beim MC3000: Es gibt nur noch zwei Kanäle statt vier und das Front- und Backpanel wurde neu designt, respektive um Anschlussmöglichkeiten und die XLR-Outputs dezimiert. Im direkten Vergleich punktet der DN-MC-6000 mit einem Vierkanal-Mixer mit Master und Booth, nebst Phono-Preamps und zwei umfangreich ausgestatteten Mikrofon-Kanälen. Aber er ist schon ein echter Brocken und mancher DJ legt Halt hohen Wert auf ein kompaktes, robustes On the Road-Design a la MC-3000, da er im Studio vielleicht CDs und Turntables nutzt. Daraus zu schließen, dass MIDI-Controller grundsätzlich kompakt gestaltet und leicht zu transportieren sein müssen, wäre indes nicht folgerichtig, denn es besteht durchaus ein Markt für Fullsize-Kommandozentralen wie Numarks NS7 und NS6 oder Pioneers DDJ-Flotte eindrucksvoll bestätigen. Im Test konnte der MC-3000 neben seinem Portabilitätsvorteil einige Verbesserungen hinsichtlich des Layouts präsentieren, was im Besonderen auf die Nutzung der Sample-Slots, die Positionierung der Pitch-Fader und der Master-/ Monitor-Sektionen zutrifft.
Der MC3000 ist meiner Meinung nach ein perfekter Sparringspartner für Einsteiger, Bedroom-DJs und fortgeschrittene Anwender, die ihre Performance gern mit kreativen Remix-Einlagen bereichern. Auch Wander-DJs, Kiezbar-Aktivisten, Partyrocker und sonstige Profis und Working DJs, die auf einen regelbaren Booth-Ausgang verzichten können, sind angesprochen. Und natürlich auch all diejenigen, die auf ein widerstandsfähiges Rocksolid-Design Marke Denon stehen. Wer auf externe Quellen angewiesen ist, oder das Mikrofon mehr nutzt als zur gelegentlichen Moderation, sollte indes besser zum Geschwistermodell (UVP 950 Euro) greifen. Zeit fürs Fazit
Sascha sagt:
#1 - 19.05.2012 um 05:43 Uhr
Hallo,sehr schöner Artikel. Hab mir jetzt diesen Mixer geholt und kann dem
Artikel voll zustimmen. Eine Frage habe ich jedoch noch zu folgendem
Work-Around:> Ein alternativer Work-Around wäre, die Line-Zuspieler über die
> USB-Audio-Eingänge in die Software einzuschleifen und dort mit
> EQs und Effekten zu beackern.Könnte man auf diesen Work-Around bitte noch etwas genauer eingehen?
Wie funktioniert dies in der praxis und was muß man dafür alles
konfigurieren?bye,
Sascha