Praxis
Beim Denon Prime 4+ könnt ihr eure erste Probefahrt auch ohne eigene Musikstücke (zum Artikel Musik-Shopping für DJs 2022) machen, denn der Hersteller hat gleich ein paar Tracks zum Ausprobieren auf die Konsole verfrachtet. Einmal eingeschaltet, bootet das System innerhalb weniger Sekunden. Zum Zeitpunkt der Niederschrift dieser Zeilen ist Engine OS Beta auf der Workstation installiert, die Stem-Unterstützung mitbringt.
Musik kann in Form von mehreren Wegen mit dem Prime 4 abgespielt werden.
- Mit einem externen Datenträger
- Per Wi-fi-Streaming
- Mit einer Laptop-Verbindung
- Durch Verwendung externer Zuspieler
Prime plus Laptop
Punkt 3 erklärt sich sicher von selbst: Laptop via Wi-Fi einbinden und entweder mit der Engine Desktop App arbeiten oder mit einer DJ-Software, bei der Prime4+ als Controller und Audiointerface fungiert. Nutzt ihr Engine Desktop, greift ihr auf die Medien eurer Engine-Bibliothek am Rechner zu.
Schaltet ihr den 4+ in den Controller-Mode und verwendet eine USB-Verbindung, steuert ihr eure DJ-Software auf dem Laptop. Dies funktioniert am besten mit Serato und Virtual DJ, da diese beiden Programme auch die Bildschirmnutzung mit einbeziehen. Das Zusammenspiel mit Serato ist performant und sehr gut gelungen, einzig der Touchscreen könnte für meinen Geschmack mehr eingesetzt werden. Hier eine Fotostrecke mit Serato DJ.
Nutzt ihr Virtual DJ, sind besonders die flexible Controller-Belegung und die Nutzung kreativer Funktionen wie Live-Remix-Tools, Stem-EQs, Stems via Pad sowie die gelungene Touchscreen-Integration hervorzuheben. Die Performance stimmt ebenso. Hier einige Bilder dazu.
Streaming …
Streaming Music ist auch im DJ-Sektor angekommen, und das nicht nur im Segment des Hobbyisten, der noch keine große Track-Sammlung hat. Besonders auch mobile Dienstleister, die regelmäßig mit Plattenwünschen beglückt werden, wissen dies mitunter zu schätzen, oder Party-DJs, die auf ein großes Repertoire zugreifen wollen, können oder müssen.
Doch auch in den Bereichen Techno, House und Open Source ist dank Beatport und Beatsource die Option zum Streamen am Start. Dass jede Medaille auch eine Kehrseite hat, Vergütungsmodelle von Streaming-Anbietern an Künstler und die Frage nach den kommerziellen Nutzungserlaubnissen, sei hier jedoch nicht erörtert. Dazu lest einfach mal hier rein. Ein gut funktionierendes LAN, WLAN oder ein HotSpot vor Ort ist natürlich ebenfalls Pflicht!
Mit dem Denon DJ Pime 4+ haben Anwender jedenfalls Zugriff auf Amazon Music Unlimited, Tidal, Beatport und Soundcloud – das bedeutet, sie können mehr als 100 Millionen Tracks aus allen möglichen Stilrichtungen streamen. Und falls ihr Bedenken wegen der Analyse der gepufferten Dateien habt, kann ich beruhigen. Das geht echt flott am Prime 4+. Und dann kann gemixt werden. Und die einmal berechneten Daten speichert die Konsole ab, sodass sie beim erneuten Download genutzt werden können.
Externe Datenträger: SD, SSD, USB-Stick und Co.
Der Klassiker, wenn man es so sagen kann: Auflegen mit dem USB-Stick. Die Datenträgerunterstützung seitens des Denon DJ Prime4+ schließt FAT32- und exFAT-Festplatten ein, allerdings kein NTFS oder Mac-HFS bzw. andere Apple-Formate. Als Audiodateien kommen infrage:
- AAC/M4A, AIF/AIFF (44,1 – 192 kHz, 16 – 32 Bit)
- ALAC, FLAC, MP3 (32 – 320 kbps, VBR),
- MP4, Ogg Vorbis und WAV (44,1 – 192 kHz, 16 – 32 Bit)
Das Tolle: Ihr könnt sogar eine Festplatte in den Denon DJ Prime 4+ einbauen. Eure Mixsession lässt sich dabei aufzeichnen. Auch auf SD oder Stick. Die Ausnahme bilden Streaming Tracks.
Analysezeiten
Wenn ihr Musik abspielt, die vorher noch nicht von Engine analysiert wurde, müsst ihr euch auf etwa 10 Sekunden bei vierminütigen Pop- und Chart-Sounds einstellen. Längere Techno-Tracks benötigen dementsprechend mehr.
Für eure eigenen Musikstücke empfiehlt es sich bei größeren Sammlungen die Desktop-Software zu nutzen, um eure Tracks in einem Rutsch berechnen zu lassen. Dank Multicore-Unterstützung geht das ziemlich flott. Schade, dass die Prime-Konsole selbst keine Batch-Analyse offeriert.
Mixen mit dem Denon DJ Prime 4+
Mittlerweile sind die Decks befüllt und es kann ans Mixen gehen. Das macht mit dem Platz und den Bedienelementen echt Laune. Nicht nur dass der Mixer konfigurierbare EQs und gute FX mitbringt, auch die Jogwheels, die nun etwas größer ausfallen, machen ihre Sache beim Nudgen und Scratchen sehr gut.
Mit dem Browser-Encoder, den zugehörigen Ladetasten und der Touchscreen-Unterstützung ist man in der Library flott unterwegs. Playlisten können direkt via Touchscreen am Gerät erstellt werden. Sammlungen lassen sich sortieren und filtern. Für das Keymixing stehen Keycodes bereit und ihr könnt diese auch nach Wunschsystem in den Preferences ändern.
Dank verschiedener zoombarer Wellenformansichten habt ihr beim Mixen die Musikstücke stets im Auge. Ihr erkennt Titelinfos, Tempo, Key-Wert, Laufzeiten und Cuepoints anhand unterschiedlicher Farben. Bis zu vier Wellen sind horizontal wie vertikal möglich, auch mit Playlisten-Ansicht im Wechsel oder mit Zone-Playlist.
Würde ich mir noch etwas wünschen für die Library? Ja, Umsortieren von bereits zur Zone-geschickten Playlisten (siehe weiter unten). Oder Comments direkt mit der Konsole editieren zu können und Bereiche zu labeln, so wie man es in der Desktop-Software machen kann. Mal sehen, was die Updates uns noch so bringen werden. Wer übrigens nicht mit der virtuellen Tastatur arbeiten möchte, kann eine USB-Version anschließen – prima!
Playlist Deck
Ein tolles Feature beim Denon DJ Prime4+ ist das Playlist-Deck. Damit könnt ihr eine List nach Wahl mit dem Send-to-Playlist-(Deck)- Button auf dem Touchscreen auf den Kanal 4 routen. Diese wird dann automatisch abgespielt.
Betätigt ihr dazu noch den Zone-Out-Button an der Hardware, schickt ihr die Liste auf den Zone-Output bzw. in eine zweite Area. Zum Beispiel Cocktail-Lounge-Sound für die Bar, wohingegen auf dem Dancefloor Tanzmucke gewittert. Ein tolles Feature, besonders auch für Mobile- und Wedding-DJs.
Allerdings sind in beiden Fällen nur rudimentäre manuelle Eingriffe möglich (Next, Skip, Back). Mit dem Jogwheel könnt ihr hier nichts ausrichten. Die FX funktionieren allerdings.
Denon DJ Prime 4+ Live-Remix-Features
Hier hat der Denon DJ Prime 4+ eine ganze Menge zu bieten. Channel-FX, Sweep-FX, Touch-FX, Stems, diverse Performance-Pad-Modi – klasse, schließlich reicht der Hersteller über Firmware Updates auch peu à peu Funktionen nach …
Touch-FX
Die jüngste Addition in Sachen FX für den Prime 4+. Touch-FX auswählen, Deck selektieren und mit dem Finger auf dem Touchscreen die XY-Parameter steuern. Easy-peasy, aber zum Testzeitpunkt nur für Engine Decks zu nutzen und (noch?) nicht für externe Zuspieler.
Denon DJ Prime 4+ und Stems
Der Denon DJ Prime 4+ ist die erste stand-alone laufende DJ-Konsole, die es euch ermöglicht, Stems zu separieren. Instrumental oder Vocal ist aktuell möglich. Da gehen die meisten DJ-Apps einen Schritt weiter, indem sie Drums, Bass, weitere Instrumente und Vocals separieren. Aber der erste Schritt ist hier getan und das Ganze klingt erstmal recht ordentlich. Nicht auf einem Niveau von Virtual DJ, wenn ihr mich fragt, aber was nicht ist, kann ja noch werden.
Moderation und Vocal Performance
Keine Wedding oder Firmenfeier ohne Moderation – naja, fast keine. Zwei Mikrofone lassen sich am Denon DJ Prime 4+ anschließen, sodass ihr hier gut aufgestellt seid. Auch für den Rap über den Beat eine Option oder wenn jemand eine Gesangsdarbietung wie Karaoke oder ein Ständchen bringen will, müsst ihr nicht zwangsläufig ablehnen, nur weil ihr kein weiteres Mischpult dabeihabt. Allerdings könnt ihr das Effektrepertoire nicht nutzen, da sich das Mikrofonsignal nicht auf einen Standard-Channel routen lässt, sondern ihr seid auf den Echo-Effekt beschränkt.
Steuerung eures Licht-Setups via Touchscreen
Ob ihr mit eurem Licht-Setup eine pumpende Party-Lightshow, ein Strobe-Gewitter oder lediglich stimmungsvolles Umgebungslicht beim Warm-up der Wedding wollt: Das Soundswitch-GUI erlaubt euch zahlreiche Interaktionen via Touchscreen vorzunehmen. Dazu gehören manuelle Farbwechsel, Strobes und Blackouts, automatische taktgenaue Loops und mehr – inklusive Steuerung von Gruppen und Nutzung eines XY-Pads.
Um eurer Performance eine amtliche Lightshow mit dem integrierten Lighting-GUI zu verpassen, benötigt es entweder DMX, Philips Hue oder Nanoleaf.
Externe Zuspieler
Mein letztes Thema in diesem Bericht, dass ebenfalls nicht ganz uninteressant ist. Klar, nur die wenigsten Anwender werden, wenn sie einen Denon DJ Prime 4+ ihr Eigen nennen, einen CD-Player mitnehmen oder gar den Prime 4+ beim Gig zwischen zwei Turntables parken, um eine Scratch-Performance hinzulegen. Dafür sind die Wege zu weit.
Anders mag das im DJ-Studio aussehen, im Partykeller oder in den eigenen vier Wänden, wenn man gern noch Scheiben aus seiner Sammlung zusätzlich zu Streaming und USB hört, egal ob Vinyl oder CD. Mit vier Inputs lässt sich hier allerhand anschließen, auch ein Spotify-Tablet oder ne Groovebox in zweiter Reihe auf einem Ständer geparkt oder was einem so am Herzen liegt.
Ich möchte diese Optionen jedenfalls nicht missen und komme nun zum Fazit, nachdem ich euch eine kleine Gegenüberstellung von möglichen Alternativen zum Denon DJ Prime 4+ angefügt habe.
Denon DJ Prime 4+ – mögliche Alternativen
Denon DJ Prime 4+ | Pioneer XDJ-RR | Denon SC Live 4 | |
Kanäle | 4-Kanal-Mixer | 2-Kanal-Mixer | 4-Kanal-Mixer |
Display | 10 Zoll HiRes | 7-Zoll Vollfarb | 7-Zoll Hi-Res |
Inputs | 2 x XLR/Klinke Combo-Mike | Mikrofon,Aux-In | Mikrofon |
4 x L/R-Cinch Phono-Line | |||
Outputs | 3 x XLR (Master, Booth, Zone) | XLR, Cinch (Master) | XLR, Cinch (Master) |
Cinch Master, 2 x Kopfhörer | 2 x Kopfhörer | 2 x Kopfhörer | |
Media-Inputs | 4 x USB-A, 1x SD, 1x HDD-Fach | 2 x USB-A | 2 x USB-A, 1x SD |
Streaming/WiFi/LAN | LAN/Wi-Fi: Beatport, Tidal,Amazon | kein Wi-Fi/LAN | Wi-Fi: Tidal, Beatport, Beatsource, Amazon, |
Beatsource, Soundcloud, Dropbox | Soundcloud, Dropbox | ||
Standalone-Mixer | ja, 4 x Phono/Line In | nein | nein |
Effekte | Sweep FX, Beat-FX | Color FX, Beat FX | Sweep FX, Beat-FX |
Performance Pads | 8 | 4 | 4 |
Audiointerface | ja | ja | ja |
USB | USB-Typ-B | USB-Typ-B | USB-Typ-B |
Mix-Recoring integr. | ja | ja | ja |
DJ-Software komp. | Serato, Virtual DJ | rekordbox dj | Serato, Virtual DJ |
sonstiges | Stems-Splitting, Engine Lighting GUI | Link-Export-Modus | eingebaute Lautsprecher |
Zone-Out / Playlist-Deck | für rekordbox | Engine Lighting GUI | |
Sata-Festplattenfach | |||
Preis (UVP) | 3.199,99,- Euro | 1.199,- Euro | 1.559,99,- Euro |
Sascha sagt:
#1 - 09.02.2024 um 22:28 Uhr
ich habe den seit 3 Wochen ich bin so begeistert von diesen Controller was ist wirklich einwandfrei wunder waffee
Torsten sagt:
#2 - 29.06.2024 um 19:10 Uhr
Hallo. Habe da mal eine Frage? Bis vieviel TB SSD kann der Prime 4+ verarbeiten,ohne das er beim suchen ewig braucht. Mfg. DJ Torsten