Praxis
Engine Prime
…. ist wie rekordbox eine Software, die es dem DJ ermöglicht, seine Musiksammlung für die Verwendung am Mediaplayer vorzubereiten. Das Programm macht einen stromlinienförmigen, aufgeräumten Eindruck, bietet zwei Preview-Decks mit Crossfader und einen „Job-Monitor“, unterstützt allerdings noch keine Multi-Core-Berechnung mehrerer Dateien gleichzeitig. Auch intelligente Playlisten (alle House Tracks ab 120 BPM von 2015 – 2017) gibt es noch nicht.
Engine Prime kann einzelne Songs und ganze Verzeichnisse importieren, um diese auf Tags, BPM, Peaks und Tonart zu analysieren, außerdem Serato-, Traktor- und iTunes-Bibliotheken einlesen. Obendrein können in Engine gesetzte Tags, Beatgrids, Hotcues und Loops auf den Stick, SD-Card oder Festplatte exportiert werden. Ebenso Player-Voreinstellungen und User-Profile, um diese im Club abzurufen. Tracks, Listen und Crates via Drag’n’Drop auf den Datenträger zu exportieren, ist ein Kinderspiel, und ist erst einmal der Auswurfknopf für Stick und Co. betätigt, stehen die Daten nach wenigen Minuten für den SC5000M, Sc5000 oder, so man möchte, auch für den MCX8000 bereit.
Die SC5000(M) Prime Hardware hat noch ein besonderes Bonbon anzubieten, denn sie kann rekordbox-Playlisten direkt von einem entsprechenden USB-Datenspeicher importieren und Hotcues, Saved-Loops und Playlisten lesen. Allerdings müssen die Tracks noch on-the-fly vom Gerät analysiert werden. Exportiert man jedoch eine „NML-Datei“ aus Traktor auf den Stick, liest der SC5000M diese nicht ein. Rekordbox-Import der Pioneer-Software-Library direkt am Rechner funktioniert ebenfalls nicht. Nachstehend eine Fotogalerie, die euch einen aktuellen Überblick über die Features der Engine-Software geben soll.
Audio- und Datenträgerformate
Der Player selbst liest die Formate MP3, WAV, AIFF, ALAC, FLAC, M4A, AAC, MP4 und OGG-Vorbis, angeliefert auf SD-Card, USB-Stick oder Festplatte/SSD (exFAT, FAT32 sowie NTFS/HFS+ (nur lesen). Das Abspielen von Hi-Res-Audio bis 192 kHz und 32 Bit steht ebenso auf der Liste. Offiziell lassen sich Festplatten oder USB-Sticks mit bis zu 2 Terrabyte Speichergröße einbinden, für SDHCs werden 32 GB (Class 10) Maximalkapazität ausgerufen.
Browsing
Ob man lieber mit dem Touchscreen arbeitet oder klassisch mit Encoder und Tasten, jeder sollte auf seinen Geschmack kommen. Hinsichtlich der Musikbibliothek stehen einem Crates, Playlisten, History, Prepare-List und Dateibaum sowie eine Suchmaske mit Texteingabe und diversen Sortierfunktionen dazu Filter wie Genre, Artist, BPM und Key (möglich: sharp, flat, open, camelot, matching, compatible) zur AuswahlDas ist schon recht komfortabel und erleichtert die Suche (Beispiel: suche nach Titeln von Marc Romboy mit Key 9A) – Die Vergabe eigener Tracks und die Auswahl der zu exportierenden Tags ist nicht möglich, schade, ebenso wenig das Editieren von Titeln und Listen, Rating und Umsortieren oder umfangreichere Suchfilterverknüpfungen, doch der Workflow ist dennoch zielgerichtet und ziemlich effizient.
Turntable, Beatmatching und Autosync
Ich hatte ja im Intro schon darauf verwiesen, dass es bei den diversen inMusic-Marken, darunter auch Denon, eine schon länger bestehende Tradition ist, Laufwerke mit Direktantrieb auszustatten. Prominente Beispiele sind hier der Denon S3500 und SC3900. Auch Numark, die unter der gleichen Firmenmutter logieren, haben damit einige Erfahrung, beispielsweise beim NS7 und beim CDX1, der mit 12-Inch antrat. Ebenso der unlängst veröffentlichte Rane Twelve und nun der SC5000M.
Man kann Motor-Wheels mögen oder nicht und auch darüber lamentieren, ob einem eine 7-Inch fürs Scratching reicht oder ob es doch eine 10- oder 12-Zoll-Platte sein soll, aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Fakt ist, dass sich das Handling sehr authentisch anfühlt. Das Mixen und Scratchen macht einfach Laune, wenn einem eine rotierende Vinyl unter der Hand liegt, wenn man den Track beim manuellen Beatmatching schubst und bremst, Backspins abfeuert oder bestimmte Scratch-Techniken ausführt oder die Kickdrum abwirft. Hier darf dann auch wegen des einstellbaren Torques und der Start/Stoppzeit persönliches Gusto beim Handling einfließen.
Optional könnt ihr den Antrieb auch deaktivieren. Teller mit Motorantrieb? Vinyl-Feeling? Klar, dass der Begriff „Manuelles Beatmatching“ in einem Atemzug fallen muss. Und das ist mit dem 7-Zoll-Plattenteller, den Pitch-Bends und dem langen 100-Millimeter-Pitchfader kein Problem. Letztgenannter geht (FW 1.2.2) mit 5/100 Finetuning zu Werk, die BPM werden auf Zehntel gerundet. Betätige ich bei den Abspielgeräten Sync, marschieren die Decks im Gleichschritt, sowohl auf einem Player (Dual-Layer) wie auch via Netzwerkverbund und dort maximal zu viert. Möchte man ein Deck aus dem Gleichschrittverbund befreien, ist dies via Shift möglich. Der Player erlaubt die Sync-Modi Tempo (BPM), Beat (Takt) und Bar (Downbeat).
Die Tonhöhenkorrektur ist dabei selbst bei starken Tempoänderungen kaum zu Artefakten zu bewegen, mit das Beste, was es an Club-Laufwerken zu hören gibt. Was mir persönlich nicht so gut gefällt, ist die Tatsache, dass bei deaktiviertem Motor nicht gescratcht, gespult bzw. die Kick abgeworfen, sondern nur Nudging betrieben werden kann.
Für dich ausgesucht
Performance Pads
Mit den Performance Pads, die gut reagieren und unterhalb des Tellers an einer günstigen Position für das Juggling platziert sind, lassen sich Hotcues und Loops on-the-fly und quantisiert anlegen, dazu Rolls und Slices abfeuern. Loop-Größen werden auch am Screen angezeigt, ein Ratespiel indes, welches Slicer-Trigger-Intervall gerade eingestellt ist, denn diesbezüglich erfolgt keine Info.
Die Betriebsmodi sind:
- Hotcue: acht Sprungmarken
- Loop: Autoloops von ¼ bis 32, Shift-Layer bis zu acht Saved Loops
- Rolls: (1/8 bis 2)
- Slicer: fortlaufend oder geloopt, Ratio via Parameter-Tasten einstellbar
Setzt man Cues/Loops live am Player, werden sie mit auf den USB-Datenträger geschrieben. Die Vergabe aussagekräftiger Namen kann im Anschluss in der Software erledigt werden. Ebenso lassen sich Schleifen mittels Loop-Encoder einfangen, in der Länge verdoppeln oder halbieren, im Rahmen der festgelegten Loop-Größe im Takt verschieben und auf ein Pad portieren. Bei manuellen Loops kann eine Smart-Funktion eingeschaltet werden, um sie beatgerecht (1,2,4 etc. nicht 3,5) einzufangen. Nachstehend die Audiobeispiele zum Keylock, für den Direktvergleich in den ersten beiden Beispielen (de)aktiviert bei +/- 10, +/- 20, +/- 50.
Serato DJ
Der SC5000M läuft zukünftig laut Herstellerangaben auch mit Serato DJ, hierfür wird ein kompatibler Mixer oder ein passendes Audiointerface benötigt. Beim Bruder schaut das so aus: Schaltet man den Player in den MIDI-Modus, wird er von Serato erkannt und bedient die gemapptenn Funktionen, darunter auch Performance Modi. Leider ist der 5000M erst mit einem der nächsten Updates dran, daher reichen wir den Passus entsprechend an dieser Stelle nach, gehen aber davon aus, dass es keine funktionalen Abweichungen zum SC5000 HID-Mode gibt.
Kampf um die DJ-Booth?
Vergleicht man Denons Flaggschiffe mit der Pioneer-Riege, stellt sich die Frage, wer denn eigentlich der direkte Konkurrent ist: der CDJ-2000NXS2 (2.229,- Euro) oder der XDJ-1000MK2 (1.299,- Euro). Klar, der 2000er mit seinem CD-Laufwerk ist akzeptierter Standard und wie der SC5000(M) das Flaggschiff des Herstellers, doch auch der 1.000 Euro billigere XDJ-1000MK2 (darf man hier eigentlich „Budget“ sagen?) ist ein starker Konkurrent. Er setzt wie die 5000er in erster Linie auf digitale Datenträger und funktioniert zudem mit der PC/MAC-Software rekordbox dj von Pioneer. Da verwundert es nicht, dass Denon aktuell noch am Preis seiner Mediaplayer gefeilt respektive diesen herabgesetzt hat. 1549 Euro beträgt die UVP aktuell.
Allerdings hat der SC5000M gegenüber dem Nexus in einem wichtigen Punkt noch Nachholbedarf, und das ist Traktor Pro / Serato Kompatibilität. Wie wir von inmusicbrands´Frank Hahn erfahren konnten, ist diese jedoch in Arbeit und wird folglich wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen.