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Denon DN-412X Test

Praxis

Hat man das Signalrouting unseres Probanden verinnerlicht, lässt es sich mit ihm sehr angenehm arbeiten. Natürlich geht es bei gerade einmal 38 Zentimeter Pultbreite ein wenig gedrängt zu und Menschen mit ausgeprägten Wurstfingern werden etwa beim Aktivieren des Trittschallfilters gut zielen müssen. Macht man ja aber auch nur einmal pro Gig. Freunde farbenfroher Potikappen könnten zudem bemängeln, dass im Halbdunkel die Farben Blau, Weiß und Grau sowie Rot auf grauem respektive schwarzem Hintergrund nicht der Brüller sind, um Funktionsgruppen gut voneinander abzugrenzen. Diesen Kritikern sei gesagt: Fürchtet euch nicht, es geht trotzdem. Außerdem: So kompliziert ist das Pult nun auch wieder nicht.
Was indes richtig nervt ist die blaue Power-LED. Die ist nämlich so hell, dass sie – und ich scherze ausnahmsweise nicht – gerade bei schummeriger Beleuchtung massiv blendet. Ich habe den Kameraden zwei Minuten nach dem ersten Kennenlernen mit Gaffa abgeklebt. Zumal das zweistellige LED-Display des DFX sowieso ständig leuchtet, blau übrigens. Man mag mich pingelig finden, aber ich frage mich in diesen Momenten ernsthaft, ob die Entwickler ihr Produkt einmal einen Abend lang selber ausprobiert haben. 

Fotostrecke: 2 Bilder Bei schummriger Beleuchtung ist die Farbkodierung der Potis längst nicht so klar wie bei gutem Fotolicht. Die Fader laufen indes erfreulich sanft.

Rauschen & Co.

Zurück am heimischen Schreibtisch muss Denons DN-412X noch einmal seine Audioqualitäten unter Beweis stellen. Im Live-Einsatz gab es nichts zu meckern, mal hören, was sich im stillen Kämmerlein tut. Zunächst fällt auf, dass der Headroom der Mikrofonvorverstärker mit maximal 45 dB Verstärkung eher durchschnittlich bemessen ist. Für Mikrofone mit ordentlichem Output reicht das, pegelschwache Exemplare neigen aber eventuell zum Rauschen. Bei meinen Tests verhält sich das Pult allerdings unauffällig. Auch Line- und Instrumentensignale verarbeitet das Pult klaglos. Dennoch gibt es Pulte, die nebengeräuschärmer arbeiten. Vor allem beim Einsatz des Channel-EQs ist etwas Zurückhaltung geboten.
Anlass zum Staunen geben die Clip-LEDs am Gain-Poti. Obwohl ich mit einem aktiven Yamaha-Bass die Vorstufe offenkundig in die Verzerrung fahre, bleiben die Lämpchen aus. Kurios. Aber wozu hat man Ohren. Bei Mikrofonsignalen aktiviert sich die Clip-LED hingegen erwartungsgemäß.
Die Effekteinheit von Alesis liefert ordentliche Qualität für die Bühne, im Studio würde ich sie auf Bypass schalten. In den Soundbeispielen könnt ihr euch einen Eindruck von den Klangeigenschaften der DFX verschaffen.
Das USB-Interface verhält sich class compliant, lässt sich also ohne Treiberinstallation unter Windows, OSX und Linux nutzen. Die Latenz beträgt bei 128 Samples Buffergröße etwa 14 Millisekunden (Round Trip), da kann man nicht meckern. Zumal diese Werte im Live-Einsatz beim Recording und Abspielen von Konservenmusik ohnehin keine nennenswerte Rolle spielen. Schon ärgerlicher ist es, dass über das Interface digitale Störgeräusch übertragen werden. Auf dem Weg in den Rechner, gerade bei einem Live-Mitschnitt, sind diese noch tolerabel – man hört es in den Soundbeispielen – vom Rechner ins Pult wird’s grenzwertig. Das muss nicht sein.

Mal hören?

Zeit für die versprochen Klangbeispiele. Ich habe sie über das integrierte USB-Interface in Cubase Pro 8.5 aufgenommen. Als erstes gibt es eine kleine, trockene Sprachprobe mit Yours Truly über ein Rode NT1-A. Dann folgt ein Vocal Hook, vorgetragen von einer gewissen Ann. Die Aufnahme habe ich von einer etwas älteren Sample-CD. Die Dame singt pro Durchgang zweimal „I won’t let you go‟, dabei hören wir folgende Effekte: 1. Delay, 2. Delay plus Reverb, 3. Vocal, 4. Large Hall. Schließlich noch ein viertaktiger Funky Riff von der Stratocaster, wiederum mit Effekten: 1. Delay, 2. Delay plus Reverb, 3. Chorus, 4. Small Room, 4. Flanger + Reverb. Bei allen Beispielen kann man in den Pausen gut das leichte Zirpen des USB-Interfaces hören.

Audio Samples
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Sprachprobe mit Studiomikrofon Vocals + Effekte Stratocaster + Effekte
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