Praxis
Verkabelt – Musik von USB, PC und iPod
Wie zu erwarten sind die Inhalte von einem USB-Stick sekundenschnell eingelesen, wobei nur die erste Partition eines Wechselspeichers angesprochen wird. Unterstützte Dateiformate sind FLAC, AAC, MP3, Wave und WMA. MP3 und WMA Tags werden ausgelesen und auf dem Display angezeigt. AIFF-Dateien laufen nicht. Kopiergeschützte DRM-Dateien fallen hier ebenso raus.
Die Steuerung über die Tasten oder die unmissverständlich beschriftete FB geht intuitiv von der Hand. Was allerdings schon etwas seltsam anmutet: Warum funktionieren die Tasten zum Vor- und Zurückspulen nicht, wenn Skip, Start, Stop und Play funktionieren? Klar, Spulen vor jedweder Art von Publikum ist ziemlich ungewöhnlich, doch das hätte zumindest für den geneigten Heimanwender drin sein müssen. Titel vom USB-Stick können obendrein nicht als Favoriten gespeichert werden, was zu verschmerzen wäre, wenn der Denon-Player meine M3U- und XML-Playlisten einlesen würde. Doch diese ignoriert er, ohne rot zu werden.
Erfreulicherweise ist das Tempo beim Einlesen (zehn Sekunden) und beim Track-Wechsel (ein gefühltes Sekündchen) bei meiner externen 500GB-USB-Festplatte als sehr flott einzustufen. Allerdings ist es für den verwöhnten Notebook-DJ nicht wirklich eine Freude, Ordner und deren Inhalte mit der Fernbedienung zu durchstöbern. Eine App muss her und zwar die Denon-Remote-App. Nach einem Ausflug in den Store landet diese auf dem iPad. Bevor ich nun also auf die Verwendung mit App(le)s eingehe, mache ich schnell die Runde und sammele von den Anwesenden alles an Äpfeln ein, was mir unter die Finger kommt. Vier Kandidaten konnte ich zusammengetragen – und zwar einen TouchG1, ein PhoneG4, ein PadG1 und einen Shuffle. Ein Blick ins Handbuch sagt, dass iPads direkt am USB-Port nicht funktionieren. Unterstützt werden stattdessen iPhone (3/3GS/4) und iTouch (G1-4), Classic, Video und Nanos (bis Gen6). Okay, fifty-fifty auf dem Papier. Mal sehen, was sich daraus entwickelt.
Zuerst kommt der iPod-Touch1G an die Reihe – verkabelt. Beim Einstöpseln war auf meinem Testgerät der Remote-Modus aktiv, was bedeutet, dass die Steuerung über den iPod selbst per Fingerführung geschieht. Durch die Taste „Mode“ auf der FB schalte ich in den Browse-Modus, woraufhin der „Pott“ den Denon als Zubehör erkennt und die Steuerung und Navigation über die Tasten auf der Fernbedienung erfolgen kann. Dazu gehört das Browsen, Starten, Stoppen, Spulen und Skippen von Titeln. Und laden. Sehr gut. Der Nächste bitte. Zwar wird das iPad laut Hersteller offiziell nicht unterstützt, doch stellt sich beim neugierigen Autoren heraus, dass das lokale Tablet problemlos erkannt wird und in beiden Modi funktioniert. Aha. Geräte ab iOS5 (also das iPad und auch das vorliegende iPhone4) können alternativ AirPlay nutzen. Auf zum fröhlichen Netzwerkeln.
Netzwerkeln
Auf die manuelle Einrichtung des Netzwerkes möchte ich in diesem Artikel nicht eingehen, da hilft im Bedarfsfall ein Blick ins Handbuch und die Eingabe der Daten per Fernbedienung. Im Studio haben ich einen DHCP-Router angeschlossen, der die IP-Adressen automatisch vergibt. Eine Einstellung, die auch der Denon unterstützt und daher nach dem Einschalten in wenigen Sekunden die automatische Konfiguration vornimmt. Für den Einsatz vor Publikum empfiehlt sich ein eigenständiges (W)LAN für die beteiligten Geräte. Sollte sich vor Ort kein Router oder Hub befinden und soll der Denon lediglich PC-Musik weiterreichen, könnt ihr natürlich auch eine Verbindung über ein Twisted-Pair Kabel realisieren.
Webradio
Bei knapp 20.000 intern gelisteten Webradios sollte für jeden Anlass und jede Stimmung die richtige Hintergrundberieselung möglich sein, ohne dass ein DJ zum Einsatz kommen muss oder das Bodenpersonal ständig mit Tracklisting beschäftigt ist. Zudem bietet auch Denon nach einer Registrierung durch den Dienst vTuner eine umfangreich kategorisierte Senderliste an. Unter dem Eintrag „Internet Radio“ sind Stationen nach Ländern, Genres (Alternative, Ambient, … World), Empfehlungen, populären Sendern und dergleichen sortiert. Man kann alphabetisch mittels FB oder App suchen. Beim Städtekatalog fand ich dann auch unter Berlin den liebgewonnenen Bar25-Stream, der gerade seinen Rotkehlchentreff über die Datenleitungen jagt. Ferner ist ein Podcast-Verzeichnis gelistet, das Zugriff auf internationale Beiträge bietet. Praktisch: Der zuletzt gewählte Sender wird bei erneutem Einschalten wieder aufgerufen. Klar kann es immer mal vorkommen, dass eine Station gerade nicht verfügbar ist oder der Sender die Segel gestrichen hat, doch das Angebot ist sehr umfangreich, sodass sich schnell adäquater Ersatz einfinden sollte. Ob letztlich das Streaming einwandfrei funktioniert, liegt natürlich auch an den Kapazitäten des Senders, der Streamserver der Netzwerkknoten und der verfügbaren Datenrate.
Denonradio.com
Mein nächster Ausflug führt mich zur Website denonradio.com, wo ich nach Eingabe der Player-ID und Anlegen eines Benutzerkontos Zugriff auf den vTuner erlange. Hier kann ich ganz bequem auf der Website mit Suchmaske und Filtern nach Radiostationen fahnden und diese mit Favoritengruppen verknüpfen (ich habe mir bispielsweise den Sender Chicago House FM rausgepickt und ihn der Gruppe myHouse zugeordnet). Beim nächsten Registrieren eines Senders kann ich diesen dann einer existierenden Gruppe oder einer neuen zuweisen. Die Kategorien stehen unmittelbar an der Abspieleinheit zur Verfügung und sind über den Eintrag denonradio.com aufzurufen. Sehr schön. Bleibt nur zu hoffen, dass der Dienst nicht so schnell eingestellt wird. Bei einem Traditionshaus wie Denon braucht man sich aber diesbezüglich wohl kaum Sorgen machen.
AirPlay und DLNA
AirPlay (Vorgänger AirTunes) ist eine von Apple aus der Taufe gehobene Streaming-Technologie zur Übertragung von Audio, Bild- und Video-Daten eines iOS-Gerätes oder Mac-Computers an zertifizierte Empfangsgeräte wie Lautsprecher, AV-Receiver oder TV-Boxen. Es zeichnet sich durch seine einfache Inbetriebnahme aus und bietet die Möglichkeit, mehrere Lautsprecher in bestimmten Räumen separat via mobile Device zu regeln, was eine Alternative für Installationen über mehrere Räume darstellt. Auf dem iPhone oder einem Mac(-book) muss der Anwender lediglich iTunes starten, dann über das AirPlay-Icon den DN-700H als Player auswählen. Rund fünf Sekunden benötigt der Mac für den Handshake, dann pumpt auch schon der Sound aus den via XLR angeschlossenen Monitoren und ich kann die aktuelle Playlist mittels Fernbedienung oder Player steuern. Ein Track-Wechsel ist innerhalb einer Sekunde vollzogen. Manche CD-Player stellen sich hier träger an.
Es gibt allerdings gewisse Stolperfallen im Arbeitseinsatz, daher ist es anzuraten, sich im Vorfeld mit den Tastenfunktionen vertraut zu machen und die Verantwortlichen in die Gerätschaft einzuweisen. Einmal eine falsche Taste gedrückt (zum Beispiel „Zurück“ in dem Gauben, man könne sich durch die iTunes-Seitenleiste hangeln) und die Musik ist aus – „rudimentär“ ist in diesem Fall wohl ein angebrachter Terminus.
Die Audioqualität hingegen ist klasse. Der Denon klingt druckvoll und sauber. Auch das Streaming ist – einmal angeschoben – selbst bei Wave-Dateien via WLAN unterbrechungsfrei. In professionellen Einrichtungen würde ich dennoch auf Kabelanbindung setzen wollen.
Für dich ausgesucht
Ärgerlicherweise traten unter AirPlay sporadisch Fehler beim Wechseln der Verbindung auf, zum Beispiel wenn ich am Mac DLNA-Streaming eines Twonky-Servers (später mehr dazu) beende und dann auf AirPlay umsteigen will. iTunes verliert die Verbindung zum Denon und deaktiviert die AirPlay-Funktion. Ein Reboot ist nötig.
Denon Remote App
Denons Remote-Programm ist kostenlos im App-Store downzuloaden. Es ersetzt quasi die Fernbedienung und ist in der Lage, den Player via Wireless-Network zu dirigieren. Dabei erhält man Zugriff auf Tuner, Webradio, iPod/USB, Favoriten, Medienserver und Sender-Shortcuts und kann zudem in eine Player-Ansicht mit Cover-Art wechseln. Die App-Aktualisierung hinkt jedoch ein wenig hinterher. Interessanterweise kann ich von hier aus auch direkt auf meine iPad-Bibliothek zugreifen, ohne nach iTunes wechseln zu müssen, wobei Erwähnung finden muss, dass AirPlay aus der Denon-Remote-App heraus nicht funktioniert, sehr wohl aber zum Beispiel aus dem Amazon-Cloud-Player. Dennoch möchte ich ganz klar herausstellen: Die App ist übersichtlich und definitiv eine Bereicherung im Umgang mit dem DN-700H. So kann man quasi von jedem Punkt aus die Beschallung regeln. Nachstehend einige Screenshots:
Leider kann ich dies ganz und gar nicht für die Android-Version bestätigen, denn diese wimmelt nur so von Bugs, die ein vernünftiges Arbeiten zum Testzeitpunkt nicht möglich machen. Beispielhaft nenne ich hier dauernde Verbindungsabbrüche, nicht funktionierende Benutzeroberflächen und Wechsel in den Demo-Modus trotz erkanntem Siebenhunderter. Denon täte gut daran, hier die gleichen Qualitätsmaßstäbe anzusetzen, wie beim iOS-Pendant.
Soviel zu Apple, AirPlay und Konsorten. Werfen wir nun einen Blick auf die Windows-Fraktion und DLNA. Die Digital Living Network Alliance (DLNA) wurde im Jahre 2003 zunächst als Digital Home Working Group (DHWG) von Sony und Intel ins Leben gerufen, um die Kommunikation von verschiedenen Systemen unterschiedlicher Hersteller aus dem Consumer-Bereich zu gewährleisten. Sie hat ihren Sitz in Oregon USA und entwickelt Richtlinien für Hersteller von Consumer-Elektronik oder auch Mobilgeräten wie Handys und Computern. Um eine DLNA-Zertifizierung für ein Heimnetzwerkgerät (zum Beispiel PC/Netzwerkfestplatte stellen als „Digital Media Server“ Musik zur Verfügung) oder ein tragbares Gerät (Handy/AV-Receiver spielt als „Digital Media Player“ diese Inhalte ab) zu bekommen, müssen bestimmte Kriterien eingehalten werden. Dies umfasst unter anderem Dateiformate bei Bildern, Audio und Video. Mittlerweile gehören der DLNA weit über 200 Unternehmen und Unterstützer an, darunter Schwergewichte wie Sony, Bang&Olufson, D&M Holdings, Microsoft, Google, Motorola, Samsung. Und nein – Apple ist nicht dabei.
Unter Windows führt mich der erste Weg zum Media-Player, der registrierte Dateien (oder sagen wir besser seine Musikbibliothek) auf einen kompatiblen Netzwerkplayer streamen kann. Die Einstellungen finden sich unter dem Reiter “Erweiterte Streaming-Optionen”, wo sich auch der DN-700H zur genauen Konfiguration einfindet. Links oben im Media-Player lässt sich der Denon dann anpeilen.
Eine weitere Variante ist der Twonky-Server, ein kommerzielles Programm mit DLNA- und UPnP- Unterstützung für 14,99 Euro. Auf der Herstellerwebsite gibt es eine Demo, um das Tool zunächst auszuprobieren. Der Streamserver konfiguriert sich automatisch und nimmt dazu die Ordner Musik, Bilder und Video aus dem User-Verzeichnis in sein Freigabe-Register auf. Da ich nur die Audiofiles benötige, rufe ich das Webinterface (ip: 9000) auf, wo sich diese Einstellungen ändern lassen. Den von mir als myTwonkey-Library benannte Bibliothek kann ich danach am Denon auswählen und die Musikalien per Fernbedienung browsen und starten. Auch eine Repeat- und Random-Play-Funktion ist mit von der Partie. Der Twonky-Server auf PC oder Mac kann im Übrigen auch über die kostenlose Android oder iOS-App Twonky-Mobile ferngesteuert werden, was beim Test mit einem Samsung Galaxy anstandslos funktionierte. Vielmehr noch konnte ich auch die Inhalte von der SD-Card im Handy auf den DN-700H streamen. Auch das Airtwisting des bei Androiden beliebten Musikplayers Double Twist war kein Problem. Bei all dem Konnektivitätsreigen sollte man aber besser nicht vergessen, das Netzwerk vor ungebetenen Zugriffen zu schützen.
Was sonst noch zu erwähnen ist: Die Online-Music- und die Party-Mode-Tasten der Fernbedienung sind nicht belegt. In den USA werden Pandora und Rhapsody-Radio unterstützt, das ist in Deutschland nicht der Fall. Ob mit einem Spotify- oder Last-FM-Update zu rechnen ist, ist noch unklar. Sporadisch kam es nach längerem Abspielen von USB zu einem Verlust der Netzwerkverbindung. Erst nach einem Neustart des DN-700H war das Webradio wieder zu nutzen. Einige nützliche Funktionen möchte ich ebenfalls noch anmerken. Zum Beispiel, dass sich das Display dimmen lässt oder bestimmte Tasten am Gerät (!) (Cursor, Play/Pause, Source, Favourites) oder der Fernbedienung deaktiviert werden können. So ist man vor fremden Fingern gewappnet und kann jedwede Veränderung der Installation durch Dritte ausschließen. Nur wenn jemand den Netzstecker zieht oder das Teil unbemerkt aus dem Rack raubt, dann steht man im Regen.