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Captain, bitte definieren sie Solidrock!
“Holla, der ist aber kompakt”, ist mein erster Gedanke, als ich ihn aus seinem dunklen Verpackungsverlies ans Tageslicht befördere. Gerade mal 215 x 87,4 x 232 mm misst der schwarze, robuste Kunststoff-Frontloader und bringt ein Lebendgewicht von 3,2 Kilogramm auf die Waage. Laut Angaben des Herstellers entfaltet er seine ultimative Performance im Zusammenspiel mit einer zweiten Einheit und einem DN-X-120 Mixer (2,8 kg / ca. 275 Euro) aus gleichem Hause, für das auch praktischerweise ein optionales Carrying-Bag (4,65 kg/ 139 Euro) zur Verfügung steht. Daraus lässt sich schließen, das Denon bei der Entwicklung nicht nur eine Festinstallation, sondern auch den mobilen Einsatz in Betracht gezogen hat. Der portable DJ hätte so für 1300 Euro ein rund 14 Kilo schweres Säckelchen zu tragen (ohne CDs, Festplatten oder sonstige benötigte Gerätschaften.) Ein Vergleich gefällig? Pioneers Vierhunderter-Bundle wiegt im Case annähernd das Gleiche und ist für rund 2100 Euro zu haben. Dieser Preis entspricht auch in etwa dem einer halb so schweren, professionellen MIDI-Jay Lösung bestehend aus Controller, Software, Soundkarte und Mittelklasse-Laptop.
Nun zurück zum Kandidaten. In seinem Zentrum hat der Hersteller anstelle eines sonst üblichen Jogwheels eine CD-große 110 mm Jog-Disc verbaut – eine durchsichtige Plastescheibe, die an die Spindel montiert ist und auf einer Slipmat rutscht. Erstes Befingern des Singleplayers vermittelt den Eindruck einer grundsolide Konstruktion, wenn mir auch zunächst die Schaltflächen für Track-Skip / Search auf der sonst angestammten rechten Seite fehlen. Die Buttons TIME und TITLE fallen mir als etwas zu klein und an ungünstiger Stelle plaziert auf. Sie liegen direkt hinter der Steuerscheibe, versehentliches Berühren dieser ist nicht ausgeschlossen. Auch die Position des Auswurfknopfes direkt neben der Abspieltaste erscheint etwas gewagt, PLAY-LOCK ist aber standardmäßig aktiviert, sodass der Datenträger nicht versehentlich ausgeworfen werden kann. Natürlich lässt sich die Funktion auch abschalten. Die Druckpunkte der verbauten Taster sind in Tabletop-typischer „du kannst mich nicht verfehlen“-Manier definiert. CUE und PLAY sind etwas schwammig, mir persönlich auch zu wackelig und Gummi-like. Trifft man sie ungünstig, besteht die Möglichkeit, dass sie verkanten. Leider sind nicht alle Schaltflächen beleuchtet. Im direkten Vergleich gefallen mir Stantons C.324 und Pioneers CDJ-400 Äquivalente besser.
Im Bauch der Bestie
Das musikalische Innenleben wird von 24-Bit Burr Brown DA-Wandlern angetrieben, die mit einer Abtastrate von 44,1 kHz arbeiten. Die Audiosignale werden entweder analog über zwei unsymmetrische Stereo-Chinch Buchsen oder per koaxial über S/PDIF digital ausgeben. Nach der analogen Konvertierung wird der Wiedergabepegel um -6dB gesenkt, damit keine digitalen Störungen auftreten.
Warum der Anschluss für USB-Datenträger an die Rückseite verfrachtet wurde, ist mir nicht klar, denn so ist ad hoc Anschluß unnötig kompliziert. Die Kommunikation mit dem PC übernimmt ein USB-Port. Über ihn laufen nicht nur USB-Audio-Ströme und MIDI-Signale, sondern auch HID-Steuerbefehle. Ein besonderes Schmankerl verbirgt sich im RJ45 Netzwerkanschluss. Zwei Denon DS-1200 Player können so durch ein handelsübliches gekreuztes Netzwerkkabel verbunden werden, um ihre Speicherpunkte und Voreinstellungen auszutauschen oder Relay-Play, sozusagen ein musikalisches Pingpong, zu spielen. Ist eine Tastatur angeschlossen, lässt sie sich dann für beide Geräte gemeinsam nutzen. Unterstützte Tastaturlayouts sind das im deutschsprachigen Raum bevorzugte QWERTZ sowie für amerikanisches QWERTY und französisches AZERTY. Statt eines PS2-Anschlusses wäre ein weiterer USB-Port sicherlich die fortschrittlichere Wahl. Zum Glück besitze ich an meinem Windows Rechner ein Exemplar, viele Mac-User müssen hier wahrscheinlich nachträglich investieren.
Für dich ausgesucht
Faderstart wird in Verbindung mit einem externen DJ-Mischpult einmal mehr über MINI-Klinke ausgeführt. Die Faderstart-Technik schließt, sobald der Schieber eine bestimmte Position erreicht, einen Kontakt. Dieser wiederum startet eine angeschlossene Audioquelle. Bekannt ist dieses Verfahren vom Broadcasting. Hier ermöglicht sie, Anmoderation und Musik auf den Punkt zu bringen. Das gewählte 3,5 Zoll Format ist nicht unbedingt die Ideallösung, eine 6,3 mm-Klinke wäre da schon kontaktsicherer und langlebiger.
Boxenstopp
Denons Frontloader besitzt einen sanften Slot-In Mechanismus, die Auswahl des Betriebsmodus (USB, PC, CD) ist manuell vorzunehmen. Eine beleuchtete Discführung bietet auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen eine ausreichende Bediensicherheit. Das Einlesen einer Audio-CD dauerte im Schnitt drei Sekunden, eine mit 650 MB vollgepackte MP3-Disc benötigte im Test sechs Sekunden. Die maximale Anzahl Tracks auf einem Rohling beträgt 999. Über den multifunktionalen Rotary-Button PARAMETERS wird der Song ausgewählt und in Abspielposition gebracht. Gleichzeitiges Drücken und Drehen überspringt zehn Titel. AUTOCUE lässt auf Wunsch leere Stellen zu Beginn des Tracks mit einem variablen Schwellenwert von -48, -52 oder -64dB aus. Wechselt der DJ zum nächsten Song (Track-Skip), vergeht bis zum Start mindestens eine Sekunde. Das bremst die Performance etwas. Der schnelle Suchlauf FAST-SEARCH entpuppte sich als gar nicht so flott, denn nachdem die Vor- oder Rückspultaste losgelassen wurde, brauchte der Track auch hier eine gute Sekunde, bevor der Abspielvorgang fortsetzte. Next-Track ist eine Funktion, die es dem DJ erlaubt Musikstücke ineinander zu blenden, selbst wenn er nur einen Player zur Verfügung hat. Dieser Übergang geschieht zwar automatisch, die Crossfade-Zeit kann jedoch von null bis fünf Sekunden individuell festgelegt werden. Der kleine Schwarze kann ein Warm-up in Club oder Bar auch allein bestreiten. Dazu versetzt man ihn entweder in den Continue- oder Playlist-Modus. Pro Gerät können laut Herstellerangaben bis zu 1000 Playlisten a 99 Tracks erstellt werden. Es kann bis zu 50.000 Musiktitel mit 20.000 Interpreten in 500 Genres verwalten.
Hey, du da!
Die Kontaktaufnahme mit dem Nutzer geschieht einerseits durch die Bedienelemente, auf der anderen Seite durch ein „animiertes Fluoreszenz-Röhrendisplay mit 2-Reihen Textanzeige“, das sich nicht im Kontrast regulieren lässt. Es zeigt CD-Text, MP3-Dateinamen, ID3-Tags (Artist, Title, Album ,Genre, BPM ,Year) und auch Ordnernamen mit maximal zwölf Zeichen an. Das Tempo eines Musikstückes wird zehntelgenau angegeben, der aktuelle Pitchwert in hundertstel Prozent, Laufzeiten (elapsed/remaining) sind framegenau. Eine 32-fach unterteilte Jog-Anzeige visualisiert die Laufrichtung des Musikstückes. Auf weitere grafische Hilfsmittel, wie eine Balken-Fortschrittsanzeige oder eine Wellenform wurde verzichtet.
Die Effizienz beim Jogging
Denon spricht in seiner Produktbeschreibung von einer multifunktionalen, berührungsempfindlichen Jog-Disc. Wer daraus schließt, dass seitliches Anschubsen eine andere Auswirkung hat, als intensives Drauffassen und Bewegen unterliegt einem Trugschluss. Die nicht ganz zeitgemäße Devise heißt vielmehr SCRATCH ODER BEND. BEND bremst den Song, wenn die Drehscheibe gegen den Uhrzeigersinn gedreht wird, ein Stoß in die entgegengesetzte Richtung beschleunigt. SCRATCH lässt den DJ namensverwandte Manöver im latenzarmen Rahmen durchführen. Die Plastescheibe sitzt zwar direkt an der Spindel, ist aber aufgrund ihrer Größe und Oberfläche sicherlich nicht die erste Wahl der Enthusiasten.
Mancher DJ scratcht sich gern den nächsten Beat auf dem Kopfhörer zurecht, um ihn im richtigen Moment in den Mix zu schubsen und ihn dann eventuell schnell noch mal anzuschieben, falls der Zeitpunkt nicht zu einhundert Prozent getroffen ist. Hat er eine Hand am Fader, ist diese Mix-Technik mit Denons Jog nicht zu realisieren, ohne die Hand von der Scheibe zu nehmen, um von SCRATCH auf BEND zu schalten. Dieser Umstand stört mich ein wenig. Das denonsche Drehelement kann für mich in der Performanz nicht mit einem case-sensitiven Jogdial mithalten.
Scheibchenbeschleuniger
Mit 100 mm Länge lässt der an prominenter Stelle eingesetzte Temposchieber eine ziemlich exakte Geschwindigkeitsanpassung zu, obwohl an den Nord- und Süd-Enden des Faderweges eine zehn Millimeter lange Deadzone vorhanden ist. Auch an der einrastenden Nullstellung befindet sich ein marginaler unsensibler Bereich. Die Pitch-Auflösung lässt sich in unterschiedlichen Stufen anpassen. Bei komprimierten Audiodateien ist die Obergrenze auf 24 % festgelegt. Anderes Material bietet neben vier, zehn, sechzehn und 24 % zusätzlich 50 und 100 %. Im niedrigsten Regelintervall (+/-4) ist eine Tempoverschiebung in Schritten von 0,02 % möglich, im höchsten (+/-100) immerhin ein Prozent. Wer nicht die Jog-Disc benutzen will, schubst den Track über zwei obligatorische Pitch-Bend Taster in den Takt. Zu digitalen tempobedingten Aussetzern kam es ohne Tonhöhenkorrektur selbst bei hohen Pitchwerten weder bei USB-Musik, noch im CD-Betrieb. Auch den Schüttel- und Vibrationstest bestand er mit Bravour.