Praxis
Do you speak Windows?
Mit 100 Tracks voll beladen wurde der USB-Stick in etwa 20 Sekunden analysiert. Grundsätzlich lassen sich nur MP3 Dateien abspielen, die eine maximale Rate von 320 kBit bei 44kHz aufweisen. Sollten sie mit variabler Bitrate codiert (VBR) sein, lassen sich für diese Dateien keine Memopunkte speichern. SD-Karten oder Memory-Sticks im externen Kartenleser sowie USB-Hubs werden nicht unterstützt. Während der gesamten Testphase wurde der USB-Stick dreimal nicht erkannt. Einmal zeigte das Display eine System-Fehlermeldung an und suchte nach einer CD, obwohl der externe Datenträger seine Betriebsbereitschaft durch eine LED signalisierte. Neustarts schafften dann Abhilfe. Bedauerlicherweise liest der Tabletop nur FAT und FAT32 formatierte Medien ein. Dieser Umstand hatte zur Folge, dass meine externe 160 GB NTFS-Festplatte gar nicht erst erkannt wurde. Der Test mit einer zweiten FAT-Platte gelang indes. Ich finde es schade, das NTFS-, XFS- oder HFS-Formate in Zeiten von Terrabyte-Festplatten nicht unterstützt werden. Denons Player ist nämlich als einer der wenigen in dieser Preisklasse in der Lage unkomprimierte WAV Dateien abzuspielen. 50 dieser Stücke sprengen die unter Windows und OSX
Als Nächstes sollte „Blacky“ seine Kompatibilität mit gängigen MP3-Playern unter Beweis stellen. Eins gleich vorweg: Macintosh formatierte Artgenossen können nicht verwendet werden. Wie erwartet wurde mein iPod Video ohne Probleme eingelesen. Da er insgesamt 30GB an Musik, Podcasts und Audiobooks lagert, hatte ich mit einer harten Geduldsprobe gerechnet. Nach rund fünf Minuten war sie zwar beendet, allerdings ist zu bedenken, dass in dieser Zeit keine Tracks abgespielt werden können. Sollte also der Ablöse-DJ jemals mit einem vollgepackten iPod zum Schichtwechsel in die Szene-Bar kommen, ist es anzuraten, rechtzeitig einen laaaangen Track ins andere Deck zu laden. Im weiteren wurden auch Creative Zen Stone, Sigmatek 4GB und Philips HDD120 erkannt, lediglich Samsungs YEP lief nicht. Allgemein lässt sich daraus ableiten, dass MP3-Player nur dann mit dem Zwölfhunderter zusammenarbeiten, wenn sie sich unter Windows als externe Laufwerke registrieren.
Digger im Datendschungel
Gerade bei umfangreichen Musikbibliotheken sind effiziente Filter nützlich. Werkseitig ist eine Ein-Schritt-Suche voreingestellt. Sie extrahiert unter anderem Artist, Genre und Titel. Der intelligente Pfadfinder kann zudem ein kombiniertes Filter anwenden. Um beispielsweise alle Discokracher des Jahres 1971 zu finden, wählt er zuerst das Genre und anschließend das Jahr aus. Gescrollt wird entweder über Drehregler oder Jog-Disc. Mit angeschlossenem Keyboard lässt sich relativ zügig mit maximal acht Zeichen bequem auf einem USB-Datenträger suchen.
Hit that perfect beat boy
Viele DJs verwenden den internen Beat-Counter um einen Näherungswert zu erhalten, bevor sie das letzte Stück per Gehör anpassen. Denons automatische Tempoanalyse leidet wie die der meisten Mitbewerber unter zeitweiligen Schwankungen,vor allem wenn ein Musikstück komplexer gestrickt ist als ein „4 to the floor Beat“. Im Normalfall beträgt diese ungefähr +/- 0,3 Prozent. Mehrfaches taktsynchrones Betätigen von TAP ermittelt die daraus resultierende Geschwindigkeit manuell, alternativ lässt sich das Tempo mit dem Drehregler einstellen.
Keycorrection
Die automatische Tonhöhenkorrektur lieferte ein praxistaugliches Ergebnis ab. Sie verstand es, bis zu einer Tempovariation von 4 % ohne merkliche Artefakte zu interpolieren. Bei 6 % hielten sich die digitalen Aussetzer noch in Grenzen, bei 10 % machte sich der Stretching-Algorithmus deutlich bemerkbar. Ein insgesamt gutes Ergebnis.
Markier mal ne heiße Schleife, Baby – Cuepunkte, Hotstarts und Loops
MEMO heißen die internen Gedächtnis-Zellen und erlauben eine Speicherung von bis zu 5000 Cue- und Loop-Punkten sowie Pitch- und BPM-Werten im Gerät, jeweils ein MEMO-Datensatz pro Track. Kann ein Song noch keinen Cuepoint vorweisen, wird dieser automatisch zu Beginn des Tracks erstellt. CUE parkt ihn dann an dieser Markierung. Wer seine virtuellen Lesezeichen genauer platzieren möchte, benutzt FAST SEARCH oder betätigt im Pausenmodus die Jog-Disc. So ist eine framegenaue Positionierung mit einer Auflösung von 1/75 Sekunden möglich. Ist die richtige Stelle gefunden, genügt ein Druck auf CUE. DN-S1200 besitzt zwei Memory-Bänke für Loops und Live-Cues, die über sechs Buttons links neben dem Display gesteuert werden. A1 und A2 setzen die Startpunkte, die bei zusätzlicher Betätigung von B unverzüglich abspielende nahtlose Schleifen erzeugen. EXIT verlässt die Letztgespielte, RELOOP aktiviert sie wieder. TRIM ermöglicht, ihre Flanken zu manipulieren. So lässt sich der Anfangs- oder Endpunkt über die Jog-Disc nach eigenem Gusto verschieben. Stutter-Effekte werden durch den FLIP-Button aktiviert. Er löscht außerdem in Kombination mit den Tasten A1 oder A2 deren Speicher. Was mir an dieser Stelle fehlt, ist eine automatische, taktgesteuerte Loop-Variante mit der Option, die Schleifen auf Tastendruck synchron in ihrer Länge zu teilen oder zu verdoppeln.
Effektorengeplatter
DN-S1200 unterscheidet zwischen Effektoren und Platter-Effekten.
Effektoren sind in diesem Fall ECHO/LOOP, FLANGER und FILTER. Ein verketteter Betrieb dieser ist nicht möglich. Beim FLANGER, der soundtechnisch eher Zurückhaltung übt, wird die Verzögerungszeit über PARAMETER gesteuert, für die Tiefenwirkung zeichnet sich die Drehscheibe verantwortlich. Sweep-Fans stehen drei unterschiedliche FILTER-Typen zur Verfügung (High, Mid, Low), die Jog-Disc steuert ihre Frequenz. Für meinen Geschmack könnten die Filter ruhig etwas schmutziger und bissiger sein. ECHO-LOOP wiederholt einen Teil des Audiomaterials zwischen ½ und 8/1 Beat. Wenn der Feedback-Pegel auf ein Maximum eingestellt ist, die Scheibe also voll aufgerissen wird, startet die Wiedergabe des Loops in der Länge der voreingestellten Echozeit. Das Audio-Fragment wird in einen Puffer geschrieben und lässt sich jederzeit verkleinern, nicht jedoch vergrößern. Um kein Risiko einzugehen, sollte man vor dem Einsatz jog-gesteuerter Effekte den Scratch-Modus ausschalten, damit der Track nicht versehentlich gestoppt wird, falls kein Effekt aktiv ist.
Turntable (Platter) FX werden über drei Tasten, die direkt unter der Jog-Disc sitzen, aktiviert. BRAKE simuliert das langsame Auslaufen eines Plattentellers und kann in der Bremszeit von 0,2 bis vier Sekunden angepasst werden. DUMP simuliert eine Zensur, denn es lässt den Track automatisch vier Sekunden rückwärts spielen, während die CD ungehört weiterläuft. Wem das zu lang, ist, der drückt einfach ein weiteres Mal auf den Button und schon spielt die CD an dem Abspielpunkt weiter, an dem sie wäre, hätte man zuvor nicht auf den Taster gedrückt. So lässt sich auch ein in-the-mix Reverse abspielen, ohne das die gemixten Tracks aus dem Takt laufen. Das klappte bei mehrfachen Test sehr gut. REVERSE spielt den Track im klassischen Sinne rückwärts ab.
Ein MIDI-Kessel Buntes
Kaum ein Tabletop-Deck, das etwas auf sich hält, kommt heute noch ohne MIDI-Controller-Fähigkeiten aus, daher integrieren die meisten Hersteller eine entsprechende Schnittstelle als Zusatz-Feature. Im Idealfall kann der Käufer seine Steuereinheit unter jeder DJ-Software nutzen, ohne selbst Hand ans Programmieren zu legen. Dieser Zustand ist jedoch in der Realität nicht gegeben. Daher machen wir einen kurzen Kompatibilitäts-Check mit aktuellen Mix-Applikationen. Um dabei das interne Soundinterface möglichst latenzarm zu betreiben, wurde zuvor Denons ASIO-Treiber installiert.
PCDJ-DEX bzw. DJDECKS (ca. 155 Euro)
Überraschend harmonisch verlief das Zusammenspiel zwischen PCDJ und dem Testkandidaten. Er ist zwar nicht explizit gelistet, nach Auswahl von DENON-CONTROLLERS war er jedoch automatisch mitsamt Abspielsteuerung, beiden Memory-Bänken, Tempokontrolle, Scratching und Kreativabteilung startklar. Selbst das Display wurde angesteuert und zeigte neben Laufzeiten und Trackinformationen auch aktuelle Loop-Zustände oder ausgewählte Effekte an. Backspin, Filter, Echo, Dump und Brake sorgen für einiges Potenzial, um den Mix abwechslungsreich zu gestalten. Game, Set and Match.
Native Instruments Traktor Duo und Pro 1.2.1 (99/199 Euro)
Controller und Soundinterface wurden mühelos erkannt. Es gab zwar Probleme mit der Effektsteuerung, denn die vorgesehenen Regler drehten sich simultan statt individuell. Durch ein Remapping ließ sich dieser Bug jedoch schnell beheben. Abgesehen davon bekommt der DJ hier eine durchdachte FX-lastige Steuerdatei an die Hand. Was den Gesamteindruck trübt, ist die fehlende Unterstützung des HID-Displays.
Ultramixer (179 Euro)
Die Cross-Plattform-Anwendung Ultramixer erkannte den Probanden als DENON HC-4500 und konfigurierte die Abspielsteuerung, Tempo und Pitchbending, Cueing, Loops und Reloop von selbst. Die Software-Effekte ließen sich nicht hardwareseitig dirigieren, dafür wurde das Display nativ unterstützt. Hier ist sicherlich noch etwas mehr drin.
Deckadance (ca. 90 Euro)
Image-Lines Deckadance brachte leider keine Konfigurationsdatei für Denons Mediadeck mit, also wurden die benötigten Features kurzerhand per Lernfunktion registriert. Das gelang ohne Nebenwirkungen. Display-Unterstüzung war allerdings nicht gegeben.
Mixvibes (ca. 150 Euro)
Weder Cross noch DVS haben eine Konfigurationsdatei für Denons Blackbox an Bord. MIDI-LEARN ist in beiden Applikationen nicht vorhanden. Unter DVS ist eine Konfiguration mit dem integrierten Editor möglich, aber ziemlich zeitintensiv, da Tastendrücke am Gerät nicht von der Software registriert werden. Stattdessen sind Control-Change und Notendaten der mitgelieferten Denon-MIDI-Tabelle zu entnehmen und manuell einzugeben.
Mixxx (kostenlos)
Auch hier erlaubte der Setup Wizard ein zügiges Mapping der elementaren Abspielfunktionen, versagte aber ein Zusammenwirken mit Denons ASIO-Treiber. Stattdessen lief Mixxx unter ASIO4ALL. Es bietet nur wenige Sonderfunktionen und ist eher für Einsteiger oder Puristen geeignet. Das Denon-Display wurde nicht angesprochen.