Details
Kontaktaufnahme
Der Testkandidat misst 250 x 90 x 315 Millimeter und hat ein Lebendgewicht von 4,0 kg. An der Verarbeitung gibt’s kaum etwas auszusetzen. Er ist sehr robust konstruiert, die Komponenten sitzen in einem soliden Metallgehäuse und beim Schütteltest wackelt nichts. Auf das Case ist eine schwarz-champagnerfarbene Faceplate aufgebracht, die Mixer und Effektsektion optisch voneinander trennt. Jedes Bedienteil ist eindeutig beschriftet, was den Mixerpart angeht in gut ablesbarer Größe und deutlich hervortretendem Weiß. Bei den Effekten liest sich Schwarz auf Gold vor allem in dunklen Umgebungen nicht so gut, aber wir wollen ja nicht päpstlicher sein als der Papst. Wer am DJM-600 keine Leseprobleme hat, sollte auch hier klarkommen. Die haptischen Elemente propagieren schon im Trockenlauf sehr gute Denon-Qualität. Da freut man sich bereits im Vorfeld auf die bevorstehenden Stunden der trauten Zweisamkeit. Zum Lieferumfang gehören ein USB-Kabel, eine Treiber-Disc und ein zweisprachiges Handbuch. Wer weder sein Japanisch noch sein Englisch trainieren will, kann auf der Herstellerwebsite ein deutsches PDF herunterladen. Taufrische Firmware gibt’s zum Testzeitpunkt ebenfalls.
Backpanel
Werfen wir zunächst einen Blick auf das Backpanel. Eingangsseitig stehen vier Stereo-Cinch-Paare für Turntables und CDs zur Verfügung. Dazu gesellen sich zwei Aux-Ins gleichen Formats, wobei Aux 2 alternativ als Effekt-Return-Weg betrieben werden kann. Die Erdungsschraube sitzt gut erreichbar über den Phono-Buchsen. In die Stereoanlage oder professionelle PA geht es via Cinch für Booth und Master. Letztgenannter liegt auch im XLR-Format vor und kann auf mono umgeschaltet werden. Kommen Monitorboxen über den Booth-Ausgang ins Spiel, ist der Schalter SELECT in die Stellung B zu bringen, da der Kanal ansonsten als EFX-Send-Weg verwendet wird. Eine symmetrische XLR-Buchse für Mikrofone ohne Phantomspeisung und zwei Faderstart-Eingänge zur Steuerung von externen Zuspielern per Crossfader komplettieren das Anschlussfeld. Leider fehlt dem Kandidaten der USB-A-Schlitz, der beim Bruder zum Import und Export anwenderspezifischer Settings herhielt. Doch die individuellen Einstellmöglichkeiten sind im direkten Vergleich längst nicht so umfangreich, daher fällt der Verlust der Schnittstelle nicht so schwer ins Gewicht.
Frontpanel
An der Vorderseite ist eine „Maxi“-Klinkenbuchse für den Kopfhörer angebracht. Ein guter Platz, wie ich finde, denn dann schwingt das Kabel nicht über die Bedienelemente des Mischpults, wie bei Oben-Rechts-Konstruktionen. Was aus dem Ausgang rauskommt, verdient das Prädikat clubtauglich. Der Sound ist satt und der Vorverstärker hat ausreichende Leistungsreserven auch für leisere Kopfhörer. Zerren tut’s nur, wenn der DJ die Kanäle tief in den roten Bereich treibt.
Daneben befinden sich die Dip-Switches zum Aktivieren der Faderstart-Option für Cross- und Channelfader (!), sowie die Schalter für Stand-by und Wake-up. Ist der Öko-Modus aktiv, schaltet das Mischpult nach acht Stunden in den Ruhezustand, der lediglich 0,3 Watt Strom verbraucht. Restart holt den Kandidaten sekundenschnell ins musikalische Tagwerk zurück. Selbst an eine Möglichkeit zur Regulierung des physikalischen Widerstands des Crossfaders wurde gedacht. Dazu entfernt der DJ die schwarze Gummikappe und justiert mit einem kleinen Kreuzschraubendreher das Gleitmoment. Scratcher, denen nun schon das Wasser im Munde zusammenläuft, sei gesagt, es kommt noch leckerer.
Mensch, der hat aber einen hohen EQ
Der X600 ist ein Zweikanaler, wie er klassischer kaum sein kann, und weicht nur selten vom bewährten Layout ab. In seinem Zentrum springt mir daher sofort der Drehregler für die Hauptlautstärke ins Auge. Während viele Entwickler häufig auf Masterfader setzen, an denen man besser nicht mit dem Hemdsärmel hängenbleibt, sparen Potis schlichtweg Platz. Bei Battle-Mixern finde ich das gut und durchaus angemessen. Der Booth-Ausgang ist separat regelbar. Wird er als Send verwendet, steuert das Poti den Anteil des externen Effekts. Die Input-Matrix offeriert neben den üblichen Verdächtigen zwei Spezialstellungen für USB und DVS.
Der 3-Band-Kill-EQ hat einen Cut-/Boost von -90/+10 dB im Höhen- und Mittenband, beim Bass kommt er auf +6 dB bei gleicher Absenkung. Dreht man alle Knöpfe gegen den Uhrzeigersinn, kommt kein Signalanteil mehr durch. Bei derart effektiven Isolator-EQs verwundert es nicht wirklich, dass diese im Linkslauf etwas kräftiger zupacken und daher in der Extremstellung nicht so grazil arbeiten wie in der entgegengesetzten Richtung. Was die Qualität der Potis angeht, so würde ich sagen, man bekommt hier hochwertige und gutmütige Denon-Ware unter die Fittiche. Die konischen, gummierten Regler haben einen großzügigen Abstand zueinander, arbeiten sehr gleichmäßig und sind mit 20 Millimetern angenehm hoch und somit gut zu greifen. Sie rasten in Nullstellung ein und mit knapp einer halben Skaleneinteilung sind ihre Deadzones sehr klein ausgefallen. Zu meinem Bedauern ist es trotz digitalem Innenleben nicht möglich, die Trennfrequenzen für die Equalizer individuell festzulegen, was bei den werkseitig voreingestellten Werten für manches Genre aber durchaus einen Sinn ergäbe. Das Feature ist nur den beiden Topmodellen vorbehalten – wurde aber auch schon bei preiswerteren Geräten wie dem Behringer DDM 4000-Clubmixer gesichtet. Die Level-Meter bestehen aus zehn Segmenten und visualisieren den Pegel der Einzelkanäle oder des Mastervolumens im Bereich von -20 bis +10 dB in den bewährten Ampelfarben.
Fadersektion
Im unteren Zentrum sitzen zwei 45-Millimeter-Flachbahnregler Marke ALPS. Ihnen steht ein weicher, mechanisch regulierbarer Flex-Crossfader zur Seite. Während bei Battlemixern die Curve-Control oft an der Frontplatte eingestellt wird, sind die Regler beim 600er auf der rechten Außenseite platziert. Ich benutze den Plural deswegen, weil zwei separate Regeleinheiten integriert wurden. Individuelles Kurventuning für Cross- und Line-Fader – das sieht man gern. Schraubt man an den Knöpfen, werden der Stellung entsprechende Werte am Display angezeigt. Die Blend-Abstufung ist beim Linefader in 16 Schritte gegliedert (+/- Acht). Minus-Acht bedeutet einen langsamen Kurven- oder Lautstärkenanstieg. Der Crossfader kennt ebenfalls 16 Stufen bis zum Punch, wobei sich der Einsprungspunkt zur Freude aller Hardcutter noch mal in elf Positionen unterteilen lässt. THROUGH deaktiviert den Slider gänzlich.
Alle Bedienelemente profitieren vom großzügigen Abstand zueinander. Es gibt weder störende noch fummelig kleine Komponenten. Das ist solides Ingenieurswerk. Eine Sache habe ich dennoch zu bemängeln: Dort, wo man eigentlich die CUE-Buttons erwartet, sind stattdessen die Schaltflächen für das Effekt-Routing platziert. Die Vorhörtasten sind leider auf die linke Außenflanke verlagert, was im ersten Moment etwas irritiert, da man in der Hitze der Nacht oder besser gesagt in gewohnter Manier zunächst versucht ist, die EFX-Buttons oberhalb der Linefader zu betätigen. Falls dann zufällig noch die Effektsektion eingeschaltet ist, legt man sich selbst ein effektgeladenes Ü-Ei. Auch wenn das Layout schnell verinnerlicht ist, finde ich, dass die Cues einfach über die Kanalfader gehören.
Von unten nach oben
Links unten ist die Vorhöre mit dem obligatorischen Lautstärkeregler untergebracht. CH1 und CH2 lassen sich sowohl gleichzeitig als auch separat belauschen. Für den nötigen Durchblick sorgen stufenloses Überblenden zwischen Vorhör- und Ausgangssignal und eine optionale Splitcue-Funktion, die Master und Preview auf die rechte und linke Kopfhörermuschel schaltet.
Eine gut ausgestattete Mikrofonsektion wertet einen Mixer auf. Die Vorverstärker weisen ein niedriges Eingangsrauschen auf und lassen sich per Schalter störfrei von der Summe nehmen. Auf Phantomspeisung wurde wie so oft verzichtet, daher lassen sich ausschließlich dynamische Mikrofone nutzen. Der nachgelagerte British-EQ erledigt seine Aufgabe durchaus gewissenhaft. Treble und Bass haben einen festgelegten Cut/ Boost von +/- 15 dB. Während einer Moderation fährt DUCKING den Pegel herunter. Wer seiner Sprachdarbietung einen weiteren individuellen Stempel aufdrücken will, kann übrigens die Hardware-Effekte hinzuziehen.
SORAR sagt:
#1 - 09.05.2012 um 16:34 Uhr
Ich finde das großzügige Anschlussfeld freie Fader-Contour hätte man ebenfalls am Ende bei den Pluspunkten auflisten können. Ebenso als Minuspunkt die zu schwache Beleuchtung einiger Taster (gleiches Problem auch beim DN-X1600). Display als Minuspunkt halte ich für unangebracht, das Display des DJM-400 ist noch schlechter und man kommt trotzdem zurecht.Zu Guter letzt sei noch erwähnt: Offiziel ist der DN-X600 zwar nicht für Traktor lizensiert, dennoch lassen sich Timecodes abspielen, OHNE das ein Interface (Audio 4/6/8 DJ) benötigt wird, genauso wie bei den großen Brüdern.
SORAR sagt:
#2 - 09.05.2012 um 16:36 Uhr
(...) Anschlussfeld, >sowie< die freie (...);-) Sorry
Peter sagt:
#3 - 08.06.2012 um 12:49 Uhr
Moin, moin. Ich habe den DN-600 DVS-Test seinerzeit am MacBook unter MacOSX vollzogen, wo es mir nicht möglich war, mit Traktor Scratch zu arbeiten. Es soll wohl unter WindOwS einen Workaround geben, indem man einen anderen Treiber als den X600 angibt, aber das sind keine offiziellen Quellen. Eine offizielle Zertifizierung gibt es nach wie vor noch nicht. Toll, wenn es trotzdem geht, da spielt man ja fast mit dem Gedanken, umzusatteln oder Bootcamp aufzuspielen ;) Also Danke für den Tip!Das Display ist im Gegensatz zum größeren Modell (siehe Bilder in den Artikeln) mit seiner mehrzeiligen, auch Text anzeigende Ausarbeitung für mich schon ein äußerst beträchtlicher Einschnitt, aber besser als die drei Digits bei meinem ehrwürdigen DJM-600 (ähnlich wie bei deinem DJM400)- nur sind ja inzwischen auch ein gutes Dutzend Jahre ins Land gezogen. Aber klar kommt man auch mit einer nummerischen Anzeige ohne Text zurecht, keine Frage. Was die (seltene) freie Fadercontur für die Lines angeht, kann man überlegen, dies mit in die Pros aufzunehmen. Wir werden nach dem WE gleich mal die Köpfe zusammenstecken.Besten GrußPeter