Denon MC6000MK2 Test

Denon geht mit dem MC6000MK2 ausstattungstechnisch in die Vollen: Das Gerät beherbergt nämlich nicht nur einen vollwertigen 4-Kanal-DJ-Controller, sondern auch einen Standalone-Mischer samt zweier ausgewachsener Mikrofonkanäle. Weitere Features wie professionelle Anschlüsse, eine hochwertige 24-Bit-Soundkarte und umfangreiche Einstellmöglichkeiten unterstreichen den Anspruch des Geräts, eine DJ-Schaltzentrale für (so ziemlich) alle Szenarien zu sein.

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Und auch wenn das aufgedruckte Serato-Logo es nahe legt: Der MC6000MK2 versteht sich natürlich auch mit jeder anderen DJ-Software wie beispielsweise Traktor blendend. Wie gut sich dieser vielversprechende Hybrid-Controller in der Praxis schlägt, haben wir mal ausprobiert.

Details

Konzept

Der Denon MC6000MK2 darf sich ohne Einschränkung zur Königsklasse der 4-Kanal All-in-One Hybrid-Controller mit integrierter Soundkarte zählen. Sicherer Indikator hierfür sind die vier Kanalzüge samt Klangregelung, sowie eine vollständige Ausgangsbuchsen-Ausstattung mit Master- (RCA und XLR), Booth- (Klinke) und natürlich einem frontseitigen Headphone-Out. Ferner stehen vier Line-Eingänge zur Verfügung, von denen die letzten zwei auch auf Phono-Vorverstärkung umschaltbar sind. Zusätzlich warten direkt zwei Mikrofonkanäle (Klinke/XLR) mit einer vollständigen Klangregelung auf die Zuführung von Audiomaterial. Neben seinen analogen Qualitäten ist der MC6000MK2 ein universeller MIDI-Controller, der mit jeder lernfähigen Software kooperiert. Gebündelt wurde er mit Serato DJ Intro, auf der Denon-Website ist aber auch ein Template zur Befehligung von NI Traktor zu finden.

Ausgepackt…

Neben dem Controller selbst, befördert mein erwartungsfroher Griff in den Karton ein USB-Kabel, eine Schnellanleitung, eine Installations-CD und ein Netzteil zu Tage. Leider wurde auf die 19-Zoll Einbaurahmen, die beim Vorgänger noch zum Lieferumfang gehörten, verzichtet – schade. Wer den Controller jetzt im DJ-Rack integrieren möchte, muss die beiden Metallwinkel nun als Zubehör separat erwerben.

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Äußerlichkeiten

Schon beim Herauswuchten aus der Verpackung deutet sich durch das stattliche Gewicht von gut vier Kilo an, dass dem MC6000MK2 ein Vollmetallgehäuse spendiert wurde, welches sich über die Grundfläche von 46 Zentimetern in der Breite, 28 in der Tiefe und 5 Zentimetern in der Höhe erstreckt. Damit ist der Controller der kompakteste, mir bekannte 4-Kanal Hybrid-Controller in dieser Ausstattungsklasse. Das nachtschwarz, angenehm mattiert lackierte Gehäuse wird durch die weiße, gut ablesbare Beschriftung kontrastiert. Besonders im Zentrum des Controllers, rund um die Datei-Navigation sind allerdings so viele Beschriftungen platziert, dass es fast schon ein bisschen beengt wirkt.

Fotostrecke: 5 Bilder Der neue Denon in ganzer Pracht.

Das Zentrum des Controllers bildet die 4-Kanal Mixer-Sektion. Jeder Einzelkanal kann dabei mit den Bedienelementen Cue, Gain, Level, Channel-Select und natürlich einem Line-Fader aufwarten. Zwischen den Kanälen 1/2 und 3/4 wurde eine sieben-segmentige Pegelanzeige platziert, die wahlweise die Lautstärke der ersten beiden, letzten beiden oder die des Master-Signals visualisiert. Den Abschluss nach unten bildet ein 45 Millimeter langer Crossfader. In der oberen Hälfte der Mittelachse finden sich – von oben nach unten: Zunächst einmal zwei frei adressierbare Potis mit On/Off-Taster. Darunter die Datei-Navigation mit Rotary-Push-Encoder und den Funktionstasten Load (L/R), Back, Forward, Panel, View, Area und List. Ein sich anschließender Taster schaltet zwischen Audio- und Video-Modus um.

Fotostrecke: 3 Bilder Kein Zweifel: Der Denon ist ein Vier-Kanal Mischer.

Arbeiten wir uns weiter nach außen vor und werfen unseren neugierigen Blick auf die beiden identisch aufgebauten Deckhälften. Im Norden startet jede von ihnen mit einer Effektsektion, die mit drei Potis samt On-/Off-Taster, einem Rotary-Push-Encoder, sowie vier Channel-Assign und einen Tempo-Tap-Taster an den Start geht. Darunter folgen Loop-In/Out, Auto-Loop und die eingangs bereits erwähnten Multifunktionstaster, die wahlweise als Hot Cue- oder Sample-Auslöser agieren können. Über das Jogwheel haben es auch noch zwei Deck-Select-Taster (1/3 und 2/4) nebst Shift- und Play-Button geschafft. Die Kontrollräder selbst sind mit 105 Millimetern standesgemäß dimensioniert und die metallische Oberfläche arbeitet als Berührungssensor. Beide Wheels drehen sauber und mit einer Trägheit, die sie auch für kleinere Scratch-Manöver empfiehlt. Darunter: Das bekannte Gespann aus Cue, Play/Pause-, Pitchbend-, Sync- und Vinyl Mode-Taster. Jeweils links und rechts: Die 60 Millimeter langen Pitch-Fader mit Mittenrasterung plus Keylock-Taster. Im Bereich nördlich der Fader unterscheiden sich die beiden Deckseiten. Auf der Westhälfte ist hier nämlich die Laustärke-Regelung für das Mikrofon angebracht. Neben Gain-Potis für beide Mikrokanäle findet man hier On/Off-Taster, ein Regler für die Ducking-Funktion (Sidechain-Kompression) nebst Echo-Schalter. Die obere rechte Flanke startet mit einem Master Volume-Poti, dem sich ein Regler für die Both-Lautstärke und ein Drehschalter für die Quelle (Ch. 1-4, Master) anschließt.  
Während die Frontseite vieler Controllern eher sparsam belegt ist, ist beim MC6000MK2 hier richtig „viel los“. Links startet das Layout mit einer Klinken-Kopfhörerbuchse, die hinsichtlich der Lautstärke und dem Cue/Master-Verhältnis regelbar ist. Zusätzlich kann ich das Vorhören zwischen Split- (Cue/Master, links/rechts) und „normalem“ Cueing umschalten. Es folgen zwei Dreiband-EQs (Low, Mid, High) für die beiden Mikrofonkanäle, sowie ein Poti zur Beimischung eines Echo-Effekts. Den Abschluss nach rechts bilden vier Schiebeschalter mit denen ich die einzelnen Kanäle entweder auf die linke oder rechte Seite des Crossfaders adressieren, oder daran vorbei routen kann. Mit einem Poti kann ich zudem das Regelverhalten des Crossfaders stufenlos von hart auf weich variieren.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Frontseite im Vorbeiflug: Erst der Kopfhörerausgang samt Cue-Regelung.

Software

Die Installation der auf Windows-Systemen benötigten ASIO-Treiber gestaltet sich als unproblematisch. Apple-User können sich diesen Schritt sparen, da der Controller automatisch als Core Audio Device erkannt wird. Was allerdings Anwender beider Systeme – sofern sie das gebündelte Serato DJ Intro nutzen wollen –  machen müssen, ist, sich unter Angabe ihrer E-Mail-Adresse das Installationsarchiv von der Serato-Webseite herunterzuladen. Auch hier verlief die Installation auf unserem Testsystem reibungslos. Kurz danach erreichte mich dann noch die Nachricht, dass im Zuge der Integration von Denon in das Firmennetzwerk von „inMusic“ (u.a. Alesis, Numark, Sonivox) künftig alle MC6000MK2s mit der Serato DJ Vollversion ausgestattet werden. Genaue Informationen darüber wie und wo Bestandskunden in den Besitz einer Lizenz kommen, waren allerdings noch nicht zu erfahren.

Fotostrecke: 7 Bilder Installation der Treiber 1/6

Praxis

Bevor man die Arbeit mit dem MC6000MK2 aufnehmen kann, gilt es zunächst einmal für Strom zu sorgen. Und das auch, wenn man das Gerät nur im Controller-Modus betreiben möchte. Klar, denn die analoge Eingangssektion mit ihrem Stromhunger lässt sich ja nicht separat abschalten und arbeitet auch dann, wenn der Controller lediglich den Rechner steuert. Es empfiehlt sich auch, die vollständige Bedienungsanleitung, derzeit nur auf Englisch, von der Denon-Seite herunter zu laden, denn hier erfährt man noch eine ganze Reihe Interna über den Controller, die sich einem von der Frontseite allein nicht unbedingt erschließen. So zum Beispiel, dass die Berührungsempfindlichkeit der Jogwheels in insgesamt acht Stufen anpassbar ist.
Nach Programmstart erkennt das gebündelte Serato DJ Intro den MC6000MK2 auf Anhieb und zaubert selbstständig ein sinnvolles Mapping hervor. Meine Mundwinkel werden allerdings schnell von einer gen Süden strebenden Schwerkraft erfasst, als ich feststelle, dass die beigefügte Version auf zwei Decks und sechs Effekte beschränkt ist. Aber wie bereits gesagt: Laut der Pressemeldung von „inMusic“, wird der Denon ab dem zwölften August mit einer Lizenz für die Vollversion von Serato DJ ausgeliefert. Wer sich einen Eindruck von den Möglichkeiten dieser Version verschaffen möchte, dem empfehle ich an dieser Stelle den Test meines geschätzten Kollegen Westermeier. Da aber noch keine Information darüber zu bekommen war, wie denn Kunden die bereits einen MC6000MK2 besitzen, an die begehrte Software-Lizenz kommen, greife ich im Folgenden kurzerhand zum Konkurrenzprodukt – nämlich Traktor.

Fotostrecke: 4 Bilder Durchaus lesenswert: Die englischsprachige Bedienungsanleitung.

Der gewohnte Weg führt hier natürlich zunächst in den Controller-Editor-Dialog von Traktor, wo ich das von der Denon-Website heruntergeladene Template importieren kann. Dann noch die Audiokanäle zuweisen und der MC6000MK2 ist einsatzbereit. Ein Blick auf das ASIO-Panel zeigt mir unter Windows 7 allerdings ein eher abstraktes „Etwas“. Die Darstellung ist hier so „buggy“, dass es mir nicht gelang, die Bit- und Samplerate umzuschalten. Hier ist dringender Update-Bedarf gegeben. Auf dem Apple-System traten diese Probleme nicht auf und auch die Deklaration der Ausgänge mit Klarnamen (Back Left/Front Left) ist weitaus übersichtlicher als die Durchnummerierung unter Windows. Etwas unverständlich blieb mir auch, warum ich bei komplett auf Cue-Signal gedrehtem Vorhör-Regler immer noch einen kleinen Anteil des Master-Signals höre. Wohlgemerkt: Nur auf dem PC, denn auf dem testweise herangezogenen Macbook tritt dieses Verhalten nicht auf und die Kanäle sind sauber getrennt. Erfreulich dagegen: Der überaus lautstarke Kopfhörerausgang, der meine ATH-Pro500MK2bereits bei einer Viertel Umdrehung voll befeuert. Überhaupt liefert der Denon auf allen Ausgängen ein ausgesprochen kräftiges und druckvolles Signal. Hier macht sich die externe Stromzufuhr genauso positiv bemerkbar, wie die hochwertigen Audiowandler. Das Traktor-Mapping ist – bis auf einige vernachlässigbare Fehler – grundsätzlich als gelungen zu bezeichnen. Einer Unachtsamkeit des Template-Entwicklers dürfte beispielsweise geschuldet sein, dass die beiden Parameter-Regler nur auf das Kanalfilter in Deck eins und zwei wirken und – beim Umschalten der Decks – nicht auch auf das Filter von Laufwerk drei und vier. Gut, das kriegt man auch schnell selber hingebogen.
Eine kurze Eingewöhnung braucht man, um sich mit der formalen Logik des Denon vertraut zu machen. Insbesondere, dass die Kanalnummern von innen nach außen wandern, ist vielleicht ein wenig ungewohnt. In den Kanalzügen ist das natürlich naheliegend: Eins und Zwei: innen, Drei: links außen, Vier: rechts außen. Diese Logik wird auch in der Effektsektion beibehalten: Die inneren beiden Taster 1/2, adressieren die Effektbatterie entsprechend auf die ersten beiden, die äußeren Taster 3/4 auf die übrigen Decks. Hat man das aber erst einmal verinnerlicht, geht es einem völlig logisch von der Hand und man bedient den Controller sehr zielsicher. Das gilt übrigens auch für die Loop-, Cue/Sample-Sektion, die dank zweifarbiger Hintergrundbeleuchtung mit unterschiedlichen Helligkeitsstufen zuverlässig darüber Auskunft gibt, ob sich hinter einer Taste Cue-Punkte oder Samples in Feuerbereitschaft befinden. Ein kurze Irritation erzeugen anfänglich die inneren Cue-Taster der Kanäle eins und zwei, die Layout-bedingt einen leichten Versatz nach außen gegenüber dem darunter liegenden Kanalfader aufweisen. Nichts allerdings, was sich mit ein bisschen Routine nicht sicher beherrschen lässt.
Klanglich leisten alle Sektionen das, was man von ihnen erwarten kann: Die Kanal-Equalizer heben das gewählte Band mit zupackenden zehn Dezibel (Bass sechs) an und lassen sich im Cut bis zur Vollauslöschung drehen. Gerade der vier Dezibel geringere Gain im Bass-Band ist ideal parametrisiert, denn beim wilden Schrauben dreht man die EQ-Potis nicht selten bis zum Anschlag. Und da im Bassbereich ohnehin meistens das Energiemaximum liegt, tut sich hier eine etwas mildere Verstärkung der Integrität des Audiomaterials oft gut. Auch die beiden Mikrofoneingänge machen einen tadellosen Job. Verstärkung und Absenkung sind hier mit +/- 15 dB angelegt, was in den meisten Fällen mehr als genug Reserven bieten dürfte, um das Klangbild des verwendeten Mikrofons anzupassen. Der Echo-Effekt macht ebenfalls das, was er soll – wirkt auf mich allerdings ein bisschen altbacken. Dass er im Tempo nicht regelbar ist, schränkt den Einsatzbereich noch weiter ein. Sehr gut gefällt mir dann wieder die integrierte Ducking-Schaltung, die das Master-Signal in Abhängigkeit vom Mikrofonsignal leiser regelt. Das Regelverhalten der Schaltung entspricht in meinen Ohren einem idealen Kompromiss zwischen Unhörbarkeit des Effektes und guter Sprachverständlichkeit – sehr schön.

Audio Samples
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Mikrofoneingang Interner Kanal Equalizer Plattenspieler Direktsignal Plattenspieler über Vorverstärker MC6000MK2 Serato Effekte – Flanger, Delay, Reverb

Grundsätzlich praktisch, am Ende aber nicht völlig überzeugend gelöst: Das Hybridkonzept. Denn die Notwendigkeit, an der Rückseite des Mischers wählen zu müssen, welches Signal (Mikro, 3&4 durchgeschleift, Master) an die Soundkarte weitergereicht wird, steht der Option im Weg, den Controller als universelle Steuerzentrale im heimischen Projektstudio/DJ-Set einzusetzen schon ein wenig. Aber eine vollwertige Mehrkanal-Soundkarte, die alle Eingänge abgreift und an den Rechner weiterleitet, ist zu dem Preis wohl noch nicht machbar.

Fazit

Der Denon MC6000MK2 ist in seiner zweiten Inkarnation völlig zu Recht das Top-Produkt der – merklich gesund geschrumpften – Denon-Controller-Familie. Das vor allen Dingen, weil die Hardware an jedem Punkt einen ebenso ausgereiften wie überzeugenden Eindruck macht. Das beginnt bei den taktil hochwertigen Jogwheels, geht weiter bei den sicher auslösbaren Tastern und Fadern bis hin zu dem robusten Gehäuse und der tadellosen Fertigungsqualität und dem hervorragenden Sound und Pegel des Ausgangssignals. Kleinere Nickeligkeiten in der Bedienung sind fast ausnahmslos auf Seiten der Software zu finden und damit relativ leicht behebbar. Das Hybridkonzept ist in Anbetracht der Gehäuseabmessungen als gelungen zu bezeichnen. Restlos elegant gelöst ist es allerdings nicht, denn die Notwendigkeit zur Rückseite der Konsole zu greifen, um die an den Rechner geführten Quellsignale zu schalten, dürfte in der Praxis eher unhandlich sein. Hier kommt letztlich dann doch das Preisschild ins Spiel und ruft dem geneigten Käufer ins Gedächtnis, dass der MC6000MK2 Mitbewerber wie den NI Traktor Kontrol S4 MKII oder den Pioneer XDJ-R1 preislich klar unterbietet (allein das Preiswunder American Audio VMS 4.1 kann hier Paroli bieten). Vor dem Hintergrund der aktuellen Mitteilung der Firma „inMusic“, in der zu erfahren war, dass der MC6000MK2 künftig mit einer Vollversion von Serato DJ (Kostenpunkt allein: 129,- Euro) ausgestattet wird, gewinnt der Preiskampf noch einmal an Schärfe. Profiteur ist an diesem Punkt der Kunde.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Gute Audioqualität
  • Vielzahl dezidierter Bedienelemente
  • Qualität der Bedienelemente
  • Gute Haptik der Jogwheels
  • Umfangreiche Ausstattung
  • Lautstärkereserve des Kopfhörerausgangs
Contra
  • Platzangebot teilweise etwas gering
  • Keine Denon-Link-Unterstützung
  • ASIO-Panel-Bug (Win 7)
  • Master/Cue-Übersprechen (Traktor/PC)
Artikelbild
Denon MC6000MK2 Test
Für 598,00€ bei
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