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Der Fender Cyber Twin SE Test

Praxis
Wie ihr bereits festgestellt habt, ist der Cyber Twin eigentlich kein Amp, bei dem man das Kabel reinsteckt, aufdreht und losrockt. Na ja, das geht auch, denn die Bedienoberfläche sieht ja vertraut aus und mit der „Old school“-Klangregelung kann man sofort den Sound verändern und ins Geschehen eingreifen. Also machen wir doch mal den „Idioten-Test“, schließen das Ding an, stellen uns ganz dumm und sehen mal, was so passiert …
Der Amp kommt mit den schon erwähnten zwei Fußschaltern, die ich aber erst einmal links liegen lasse. Das Gleiche gilt für die Bedienungsanleitung – ein dickes, spiralgebundenes Din-A4-Buch, das mir etwas Angst einjagt. Dass die Sorge weitestgehend unbegründet ist, erfahre ich, als ich mich irgendwann überwinde und den Schinken doch einmal zur Hand nehme: Bei sechs Sprachen entfallen auf jede gerade einmal 33 Seiten!
Aber zurück zum Test. Der Verstärker ist verkabelt, wird eingeschaltet, und das erste Preset mit dem Namen „Stadium Rock“ schallt mir entgegen. Und so klingt es auch, Tonnen von Hall und Delay. Gut geeignet für Lead Sounds mit lang gehaltenen Tönen, aber nix für knackige Rock-Achtel-Rhythmen (Cyber Tw-Stadium FX).

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Cyber Tw Stadium FX Cyber Tw Stadium Dry

Mal sehen, wie schnell die überladenen Effekte reduzierbar sind, und zuerst einmal den Hall ausschalten. Das ist recht einfach, ich drehe am Reverb-Regler, sofort wird der eingestellte Wert im Display angezeigt und jede kleine Änderung wird auch dort übernommen. Nicht schlecht, also mal ganz raus damit! Jetzt noch das Delay aus – hierfür haben wir den Regler FX Level unter dem Display. Der steht im Moment auf 5,5 von 10, was schon recht viel ist. Jetzt allerdings wird er auf null gestellt und wir erhalten folgenden Sound (Cyber Tw-Stadium Dry).

Das klingt schon wesentlich Band-tauglicher. Wenn man nun noch etwas an Gain oder Klangreglung herumschrauben möchte, dann wird das in der altvertrauten Art erledigt: Am Regler drehen, der Klang verändert sich, und die jeweilige Position wird auch im Display angezeigt, einmal als kleiner Regler und zum anderen in Balkenform. Die Werte des Reglers werden sofort übernommen.
Das war kein großer Akt, jetzt möchte ich mal den Sound wechseln und mein Bediener-Instinkt sagt mit, dass dafür das große Data-Rad unter dem Display zuständig ist. Richtig geraten, beim Drehen wird nicht nur der Sound gewechselt, sondern bis auf den Master auch die Einstellung der einzelnen Regler! Motorfader ist hier das Stichwort. Es dauert zwar etwa zwei Sekunden, bis alle ihre neue Position eingenommen haben, aber der Sound ist sofort da.
Hier ein paar Beispiele aus den Preset Sounds.
Der typische Twin Reverb Sound mit viel Hall und Tremolo (Cyber Tw-Twin).
Als Nächstes kommt ein simulierter Leslie Effekt, der dem Fender Vibratone, einem Amp mit einem rotierenden Lautsprecher, nachempfunden ist (Cyber Tw-Vibratone).

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Cyber Tw Twin Cyber Tw Vibratone Cyber Tw Lead

Im Display werden die wichtigsten Informationen zum angewählten Sound angezeigt. In der ersten Zeile sind es die Speichernummer und der Name des Sounds. In der zweiten Zeile finden wir Informationen zum Tone Stack, dem Grundcharakter der Klangregelung, zur Tone Stack Position, die über die Klangregelung vor oder hinter der Verzerrung bestimmt, und zum Effekt. Um das Ganze zu verstehen, muss dann doch ein Blick in die Bedienungsanleitung geworfen werden, die aber sehr gut und kurz Auskunft über Klangstruktur und Effekte gibt.  Hier noch ein Sound mit britischer Klangcharakteristik (Marshall-Style) mit viel Gain, Sustain und Delay (Cyber Tw-Lead).

Auch für moderne, tiefer gestimmte Sounds ist der Cyber Twin zu haben. Die Bässe werden sehr klar wiedergegeben und trotz hoher Verzerrung klingt nichts matschig. Beim folgenden Beispiel kam eine Bariton-Gitarre zum Einsatz.
(Cyber Tw-Bariton).
Es geht sogar noch tiefer, nämlich mit einem Octaver. Generell ist die Klangqualität der Effekte überzeugend, die Feineinstellung ebenfalls. Hier ein Beispiel für einen modernen Britischen Amp mit einem Octaver und Tape Delay (CyberTw-Octave) .

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Cyber Tw Bariton Cyber Tw Octave Cyber Tw Blues

Es fällt leider auf, das die Preset Sounds aus dem Fender Custom Shop (C00-C99) sehr effektüberladen sind. Hier ist für den alltäglichen Bandgebrauch doch etwas Finetuning nötig. Viel interessanter sind die 50 Sounds aus der „Your Amp Collection“ (A00-A49). Hier wurden die Tone Stack Einstellungen nach Vorgabe von Amp-Klassikern festgelegt, und zwar ohne viel Effekte. Dabei überwiegen selbstverständlich Fender Amps. Hier das Beispiel einer Twin Reverb-Simulation mit einer ES-335 (Cyber Tw-Blues).

(Weitere Soundbeispiele gibt es auf der nächsten Seite)

Der typische Rock´n´Roll oder Rockabilly Sound kann mit einem simulierten Bassman und einer Gretsch authentisch erzeugt werden. Damit das Ganze noch echter wirkt, habe ich den Tape Delay Effekt bei der Lead Gitarre hinzugefügt (Cyber Tw-Rockabilly).
Eine weitere Amp-Legende kommt mit etwas mehr Gain und dynamischer Verzerrung. Hierfür ist der Parameter Drive Circuitry zuständig. Je nach Einstellung erzeugt er eine eher höherfrequente Fender Verzerrung (Blackface Tube), oder auch ein modernes Rock-Brett mit wenig Dynamik, aber hohem Verzerrungsgrad (Extreme). Hier das Beispiel eines leicht angezerrten Deluxe Reverb Amps mit einer Tele (Cyber Tw-Stoned).

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Cyber Tw Rockabilly Cyber Tw Stoned Cyber Tw StratSG

Nimmt man das andere Extrem, einen High Gain Sound mit modernem britischen Tone Stack, dann ist nix mehr mit Dynamik. Sogar der Unterschied zwischen Strat und SG ist kaum noch auszumachen, es bläst, aber der Klangcharakter der Gitarre wird platt gemacht. Ihr hört jetzt das gleiche Riff mit der gleichen Soundeinstellung, zuerst mit der SG eingespielt und dann mit der Strat.
(Cyber Tw-StratSG).

So klingt es aber tatsächlich nur bei den extremen Einstellungen von Tone Stack und Drive Circuitry. Bei der Nachbildung der Fender Amps hat man sich etwas mehr Mühe gegeben.

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Cyber Tw Vox Cyber Tw JMP Cyber Tw Bogner

Aber der Cyber Twin ist in der Tat sehr vielseitig und kann sehr unterschiedliche Genres bedienen. Hier sind nochmal drei Hörbeispiele, die das deutlich machen. Zuerst eine Vox Simulation, fast clean eingestellt für Blues oder Funk (Cyber Tw-Vox). Dann eine Marshall JMP Simulation, gut für Classic Rock geeignet(Cyber Tw-JMP). Und mit der Nachbildung eines Bogner Überschall zum Schluss noch was für die Metaller (Cyber Tw-Bogner).

Abschließend auch hier die typische Überprüfung der dynamischen Bandbreite des Cyber Twins. Das Audiobeispiel ist aber nicht flächendeckend für den ganzen Amp, denn jede Einstellung zur Drive Circuitry, dem Verzerrungsverhalten, hat schließlich auch ihre eigene Form der Dynamik. Ich habe für diesen Test die Nachbildung der Schaltung eines Marshall JTM 45 benutzt, den Gain Regler voll aufgedreht und zuerst mit heruntergeregeltem Volume an der Strat gespielt, dann die Lautstärke an der Gitarre voll aufgedreht. Hier das Ergebnis (Cyber Tw-Dyna Pot):

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Cyber Tw Dyna Poti Cyber Tw Dyna Pick Cyber Tw Chords

Das kann sich hören lassen, von fast clean bis voll verzerrt ist alles möglich, sehr gut! Weiter geht es mit der Anschlagsdynamik. Ich schlage erst leicht mit den Fingern und dann hart mit dem Pick an, bei gleichem Sound mit viel Gain.
(Cyber Tw-Dyna Pick). Auch hier gibt es nichts zu beanstanden, jede Nuance in Klang und Dynamik wird sehr gut übertragen. Jetzt noch der Test zur Akkordverständlichkeit bei gleichem Sound. Die Akkorde E, G, D, A werden nacheinander angeschlagen und sollten als solche noch zu erkennen sein (Cyber Tw-Chords).

Test bestanden, die Akkorde sind trotz hoher Verzerrung klar zu erkennen. Fast hätte ich es vergessen, aber sämtliche Aufnahmen wurden über den Line Out mit der internen Speaker Simulation gemacht.

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