Am 11. März 2019 ist Hal Blaine im Alter von 90 Jahren gestorben. Obwohl sein Name den meisten jüngeren Drummern nicht mehr geläufig sein dürfte, gehörte Hal zu den prägenden Studiomusikern des 20. Jahrhunderts. Nach eigenen Angaben hat er auf 35.000 Songs getrommelt, darunter waren etwa 150 Singles, die es in die Top Ten der weltweiten Charts gebracht haben. Acht Alben wurden mit Grammys ausgezeichnet. Die Liste der Künstler, für die er getrommelt hat und deren Songs auch heute noch millionenfach im Radio gespielt und gestreamt werden, liest sich wie ein Lexikon der R’n’B-, Pop-, Rock- und Soul-Musik.
„Mrs. Robinson“ von Simon & Garfunkel ist einer der musikalischen Meilensteine, die Hal mit seinem schnörkellosen und innovativen Backbeat-Spiel veredelt hat, „Can’t help falling in love“ von Elvis Presley ein anderer. Frank Sinatra, The Mamas and the Papas sowie Brian Wilson und seine Beach Boys nahmen Hal Blaines Künste am Drumset genauso in Anspruch wie der Produzent Phil Spector. Alleine und als Schlagzeuger der berühmten Studioband „The Wrecking Crew“ lieferte Hal Blaine in der goldenen Anfangszeit der Backbeat-Popmusik die Grooves, die sich für immer ins kollektive Gedächtnis eingebrannt haben.
In Nachtclub-Bands lernte Hal das Blattlesen
Einer der Gründe, warum Hal Blaine so erfolgreich wurde, dürfte die Tatsache sein, dass er wenig Berührungsängste kannte. Um als Berufsmusiker erfolgreich zu sein, war es Mitte des letzten Jahrhunderts zwingend notwendig, Noten nicht nur lesen zu können, sondern sie direkt nach Erhalt umsetzen und interpretieren zu können. Das lernte Hal bei seiner Arbeit als junger Trommler in Nachtclub-Bands, welche mit Tänzerinnen spielten. Die Stücke wurden auf Zuruf gespielt, Zeit, das Notenmaterial erst zu studieren, gab es nicht. Diese harte Schule bereitete Hal auf seine Karriere als einer der meistgefragten Drummer der Sechziger- und Siebzigerjahre vor.
Ein Beat von Hal, der fortan Schule in der Popmusik machte, der Groove zu “Be My Baby”:
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Mehr InformationenHal spielte die neuen Rock’n’Roll-Stile, die andere Studioschlagzeuger ablehnten
Einen weiteren Hinweis auf seinen Erfolg gibt Hal selbst in einem neueren Interview, in welchem er den Beat des von Phil Spector geschrieben Hits „Be my Baby“ von den Ronettes erklärt. Frühe Rock’n’Roll-Musik wie diese wurde von vielen damaligen Kollegen als „dirty job“ bezeichnet und entsprechend nicht bedient. Allerdings wurde sie enorm populär, und Hal Blaine konnte einem ganzen Stil seinen persönlichen Stempel aufdrücken. In der Folge spielte er eine Unmenge an musikalisch interessanten und kommerziell erfolgreichen Alben und Soundtracks ein. Er wurde Teil eines eingespielten Musikerkollektivs, das sich „The Wrecking Crew“ nannte und zu welchem unter anderen auch der legendäre Studiogitarrist und Soundtrack-Komponist Tommy Tedesco gehörte. Diese Band galt bald als technisch unschlagbare, perfekt eingespielte und extrem schnell arbeitende „Wunderwaffe“ der größten Produzenten der Zeit.
Filmtipp auf YouTube: The Wrecking Crew
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Mehr InformationenMelodische Fills mit vielen Toms wurden ein Markenzeichen seines Spiels
Dass an einem guten Schlagzeug-Sound nicht nur der Tontechniker beteiligt ist, sondern auch der Drummer selbst, realisierte Hal schon sehr früh. Seine Spielweise und seine Art, Trommeln gerade ausreichend offen zu stimmen und zu dämpfen, führte zu einem Wiedererkennungswert, den viele Produzenten auf ihren Alben und Soundtracks haben wollten. Aber auch vom üblichen, vierteiligen Drumset mit zwei Toms, Bass Drum und Snare Drum wich Hal im Laufe seiner Karriere oft ab. Berühmt ist ein Foto von Hal, wie er – hinter einem riesigen Fiberglass-Set sitzend – schelmisch in die Kamera blickt. Acht Concert Toms erweiterten seine klanglichen Möglichkeiten und inspirierten ihn zu ikonischen Drumfills wie beispielsweise bei Cherokee People.
Quelle vieler berühmter Fills: Hal’s großes Fiberglass-Set
Dieser Zusammenschnitt gibt einen guten Eindruck davon, wieviele berühmte Songs Hal in seiner Laufbahn geprägt hat:
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