Spricht man von Dur und Moll in der Musik, denkt man an schnell an fröhlich und bedrückt – einen Unterschied in der Gefühlsstimmung, den man hören kann. Die Musik ist also in der Lage, mit Tönen in einer gewissen Anordnung und wie man sie spielt, Freude, Trauer, Angst und sämtliche Zwischentöne dieser Grundstimmungen auszudrücken.
Dur und Moll sind die beiden Pole, anders ausgedrückt, die beiden Tongeschlechter in der Musik. So gut wie jeder hat diese Begriffe schon einmal gehört. Und den meisten ist auch klar, dass man damit verschiedene Gefühlsstimmungen verbindet. Aber wie kann man dieses Wissen einsetzen, wenn man einen Song auf dem Klavier komponieren möchte? Und wie setzen es andere Komponisten ein?
Dieser Workshop beschreibt den Unterschied zwischen Dur und Moll detailliert. Und man erhält viele praktische Tipps, wie man die Tongeschlechter Dur und Moll, und somit unterschiedliche Stimmungen in eigenen Kompositionen ausdrücken kann.
- Der Unterschied zwischen Dur und Moll
- Dur und Moll, ungleiche, aber sich ergänzende Partner
- Wie sind Dur- und Moll-Tonleitern aufgebaut und wo liegt der Unterschied?
- Unterschied im Klang: Dur und Moll
- Worauf kommt es beim stimmungsvollen Komponieren an?
- Wie komponiert man ein eigenes Stück?
- Was versteht man unter Dur- und Moll-Parallele?
- Zum Schluss
Der Unterschied zwischen Dur und Moll
- Dur und Moll sind die beiden Pole der Musik, auch Tongeschlechter genannt, vergleichbar mit den Begriffen hell und dunkel.
- Dur und Moll als Tongeschlechter lassen Kompositionen in einem bestimmten Licht erscheinen. Dadurch ist es in der Musik möglich völlig unterschiedliche Stimmungen auszudrücken.
- In der Regel wird Dur als fröhlich und Moll als traurig bezeichnet. Allerdings lassen sich mit Dur und Moll noch viele andere Stimmungen erzeugen. Diese werden nicht nur durch die verwendeten Töne, sondern auch dadurch erzeugt, wie man sie spielt und in welchem Tempo sie gespielt werden.
- Tonleitern, Tonarten und Akkorde können Dur oder Moll sein. Beide Varianten unterscheiden sich nur durch eine Kleinigkeit im Aufbau des Akkordes: Dur verwendet eine große Terz, Moll eine kleine, dadurch kommt der unterschiedliche Klangcharakter zustande.
Dur und Moll, ungleiche, aber sich ergänzende Partner
Jeder Pianist kennt die C-Dur-Tonleiter, denn damit fängt man beim Klavier spielen immer an. Sie ist am Klavier deshalb so leicht, weil sie beim ‘C’ beginnt und nur mit den weißen Tasten gespielt wird. Notiert sieht sie so aus.
So klingt die C-Dur-Tonleiter:
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Wo Dur ist, ist auch Moll nicht weit. Deshalb gibt es auch die C-Moll-Tonleiter. Die sieht dagegen so aus.
So klingt die C-Moll Tonleiter:
Wie sind Dur- und Moll-Tonleitern aufgebaut und wo liegt der Unterschied?
Konnte man den Unterschied zwischen Dur und Moll hören und fühlen? Der erste Eindruck: Dur erscheint eher hell oder fröhlich, Moll dagegen eher dunkel oder traurig. Musiktheoretisch unterscheiden sich die beiden Tonleitern darin, wie sie aufgebaut, bzw. wie die einzelnen Tonschritte angeordnet sind.
Eine Dur-Tonleiter nach folgendem Schema aufgebaut:
Grundton – 1 – 1 – ½ – 1 – 1 – 1 – ½
Die 1 steht für einen Ganztonschritt, ½ dagegen für einen Halbtonschritt.
Bei der Moll-Tonleiter finden wir diesen Aufbau:
Grundton – 1 – ½ – 1 – 1 – ½ – 1 – 1
Was gibt es sonst noch in Dur und Moll?
Aber nicht nur Tonleitern können in Dur und Moll stehen. Ein Akkord besteht aus dem ersten, dritten und fünften Ton der gleichnamigen Tonleiter. So gibt es also auch einen C-Dur- und einen C-Moll-Akkord.
Dur und Moll Akkorde unterscheiden sich durch ihren Aufbau: Beim Dur-Akkord besteht der erste Schritt aus vier Halbtonschritten, der zweite dann aus drei Halbtonschritten. Beim Moll-Akkord ist es genau umgekehrt.
Soviel zur Theorie. Diese Themen lassen sich mit unseren Artikeln Tonleitern auf dem Klavier herausfinden und unserem 1×1 der Akkorde weiter vertiefen. Wir schauen uns jetzt an, wie die beiden Tongeschlechter in Kompositionen eingesetzt werden.
Unterschied im Klang: Dur und Moll
Die meisten unter uns verbinden mit ‚Dur‘ eine fröhliche und heitere Stimmung. Dieser Ausdruck gilt z. B. für die Musik von Wolfgang Amadeus Mozart. Das ist das Thema, also die eigentliche Melodie, aus seinen zwölf Variationen in C-Dur über das Lied „Ah, vous dirai-je, Maman“.
Dieses Stück klingt positiv und beschwingt. Das Weihnachtslied „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ geht auf dieses französische Lied zurück. Und auch das ist ein Beweis für den fröhlichen Charakter dieser Melodie, denn dafür würde man keine düstere oder traurige nutzen. Später in einer der Variationen greift Mozart dann aber auf Moll zurück. Das Ganze klingt dann so.
Im Vergleich zu Dur hört man deutlich den düsteren Charakter, auch wenn diese Variation eigentlich gar nicht traurig klingt. Eher dunkler oder besorgt. Als Nächstes untersuchen wir noch ein Klavierstück von Franz Schubert, nämlich das dritte Impromptu (D 935). Auch hier handelt es sich um ein Thema mit Variationen.
Auch dieses Stück klingt definitiv vergnügt, optimistisch und auch ein bisschen glücklich. Zum Vergleich jetzt die dritte Variation in B-Moll.
Hier hört man wieder den Unterschied zu Dur sehr deutlich. Diesen Klang könnte man als bedrückt oder bekümmert beschreiben. Durch die vielen Noten in der linken Hand vielleicht auch gehetzt. Wirklich traurig klang aber auch dieses Stück nicht wirklich.
Der Unterschied zwischen Dur und Moll war hier deutlich zu hören, besonders im direkten Vergleich. Aber Dur klingt offensichtlich nicht automatisch immer fröhlich, und Moll nicht immer traurig. Wir mussten zum Erklären der gehörten Klänge und der dabei vermittelten Stimmungen wesentlich mehr Begriffe nutzen, um den jeweiligen Klang genau beschreiben zu können.
Weitere Klangfacetten von Dur und wie sie erzeugt werden
Schauen wir uns in der Musikwelt nach weiteren Klangfacetten und Stimmungen um, die mittels der Tongeschlechter Dur und Moll erzeugt oder hervorgebracht werden. Wir gehen dazu noch einmal zu Mozart und hören uns nun eines seiner allerersten Stücke an, nämlich ein Allegro mit der Verzeichnisnummer 1c.
Dieses Stück klingt nun definitiv fröhlich und beschwingt, kein Wunder, denn es wurde von einem Kind komponiert. Und besonders interessant ist für Komponisten natürlich, wie Mozart diese Wirkung erreicht. Zum einen basiert das Stück ausschließlich auf Dur-Akkorden und nutzt ausschließlich Töne der F-Dur-Tonleiter. Zum anderen verstärkt das zügige Tempo den fröhlichen Charakter. Ebenfalls ist das Stück recht hoch notiert. Auch das wirkt freundlicher. Zusätzlich werden alle Töne abgesetzt, also nicht gebunden. Dadurch sind alle Töne kürzer und tragen somit zum fröhlichen Charakter bei. Beim Erzeugen einer Stimmung ist es also offensichtlich auch wichtig, wie man die Töne spielt und welches Tempo man wählt. Das überprüfen wir jetzt mit einem weiteren Stück in Dur, dieses Mal von Johann Sebastian Bach.
Obwohl dieses Präludium ebenfalls in Dur steht, vermittelt es einen völlig anderen Charakter. Es klingt getragen, entspannt und gütig. Die Töne werden gebunden und auch das Tempo ist viel ruhiger. Dur ist also nicht immer gleich Dur. Wie verhält es sich wohl mit Moll?
Klangfacetten von Moll und wie sie erzeugt werden
Nun also zu Moll und seinen Klangfarben. Zuerst hören wir den zweiten Satz aus der Klaviersonate in A-Dur von Franz Schubert.
Dieses Stück klingt absolut traurig. Schubert greift auf das sogenannte harmonische Moll zurück, bei dem die siebte Stufe der Tonleiter um einen Halbton erhöht wird. Deshalb sehen wir in der linken Hand den Ton E-is (E# = F | enharmonische Verwechslung). Diese Moll-Tonleiter klingt an sich schon dramatischer. Außerdem sind sowohl die Melodie in der rechten und die Begleitung in der linken Hand sehr repetitiv. Das ist typisch für traurige Stücke. Last but not least wählte Schubert ein sehr langsames Tempo, was das Gefühl der Traurigkeit enorm verstärkt. Aber wie kann Moll noch klingen? Auch dieses Präludium von Bach ist sehr berühmt. Und obwohl es in C-Moll steht, zeigt es im Vergleich wieder einen völlig anderen Charakter.
Durch die durchgängige Sechzehntel-Bewegung und das schnelle Tempo klingt es gehetzt oder getrieben, durch die tiefe Lage etwas bedrohlich. Und auch hier verschärft die harmonische Moll-Tonleiter den Klang, was besonders gut in Takt drei durch das ‚H‘ in der rechten Hand zu hören ist. Dieses Moll-Stück klingt eher nach einer wilden Verfolgungsjagd. Zum Schluss nun noch ein Beispiel von Sergej Rachmaninow, das Prelude op. 23 No.5.
Und auch hier begegnet uns eine ganz andere Klangfacette von Moll. In diesem Stück werden fast nur kurze Töne verwendet. In Moll geschrieben, wirkt das Stück niedergeschlagen oder verzweifelt, hat aber gleichzeitig aber auch etwas Lustiges und Vergnügtes. Außerdem wirkt es durch die straffe Begleitung noch leicht gehetzt bzw. angeheizt.
Worauf kommt es beim stimmungsvollen Komponieren an?
Beim Komponieren von Klavierstücken und damit verbundenen Stimmungen kommt es also nicht nur auf die verwendeten Töne und Tonleitern an. Auch alle anderen musikalischen Parameter sind wichtig. Dur ist nicht gleich Dur, und Moll nicht gleich Moll. Ein langsames Tempo unterstützt eher einen traurigen, ein schnelles Tempo mehr einen fröhlichen Charakter. Kurze Töne wirken lustig und frech, lange und gebundene Töne getragen und beruhigend. Hohe Töne verbinden wir mit einer positiven Stimmung, tiefe Töne eher mit einer negativen. Durch die Mixtur all dieser musikalischen Mittel lassen sich noch viele weitere Klangeffekte und Stimmungen in einer Komposition erzeugen.
Wie komponiert man ein eigenes Stück?
Für eine eigene Komposition und von Rachmaninow inspiriert, werde ich ein grundsätzlich positives und freundliches Stück aufbauen, das aber auch dunklere Klangfärbungen enthält. Dazu nutze ich verschiedene Moll-Harmonien und auch die Moll-Parallele, da diese eine völlig andere Klangwelt eröffnet.
Was versteht man unter Dur- und Moll-Parallele?
Jede Dur-Tonleiter hat eine Moll-Parallele. Das bedeutet, dass diese Tonart genau die gleichen Vorzeichen hat und selbst die gleichen Töne nutzt. Lediglich der Startton ist ein anderer. Hier kann man das am Beispiel von C-Dur und dessen paralleler Moll-Tonart A-Moll sehen.
Da die Akkorde C-Dur und A-Moll parallel sind, können sie gegenseitig ausgetauscht werden. Man spricht in der Musik von einem Substitut. Das heißt: Ein Akkord ersetzt an einer Stelle den anderen Akkord. Damit kann man ganz leicht neue Klangfarben in ein Stück bringen und somit auch ganz andere Stimmungen erzeugen. So lässt sich beispielsweise in einem heiteren Stück ganz leicht die Stimmung des Zweifels unterzubringen. Hier nun mein Stück in D-Dur.
In dieses grundsätzlich heitere Stück habe ich durch die Moll-Parallele auch dunklere Farben einbauen können. In der Mitte fällt diese noch nicht besonders auf, jedoch besonders mit dem letzten Akkord am Ende der Komposition. Hier hinterlässt sie quasi einen faden Beigeschmack und man ist sich als Hörer plötzlich nicht mehr ganz so sicher, wie man sich fühlen soll. Aber nicht nur der letzte Akkord war besonders. Ich habe noch einen weiteren Moll-Akkord in das Stück eingebaut. War der zu bemerken?
Bei diesem Akkord handelt es sich um eine sogenannte Moll-Subdominante. Das ist ein Begriff aus der Welt der musikalischen Funktionen und Kadenzen. Wenn man auf jedem Ton einer Dur-Tonleiter einen Akkord aufbaut, findet man auf dem vierten Ton die Subdominante. Das ist eigentlich nur ein anderer Name für den Begriff Akkord auf der vierten Stufe. Dadurch wird dem Akkord eine Funktion zugeteilt: Die Subdominante.
Verwendet man als Basis hingegen eine Moll-Tonleiter, steht aufgrund der Tonschritt-Zusammensetzung einer solchen auch die Subdominante in Moll.
In unserem Fall heißt der Akkord G-Moll und hat eigentlich gar nichts in einem Stück in D-Dur zu suchen. Ich habe ihn jedoch nur einfach kurz ausgeliehen. Mit diesem Trick konnte ich schon wieder eine „seltsame“ Stimmung in einem sonst heiteren Stück erzeugen. Und auch mit dem langsamen Tempo hatte ich bereits erste Zweifel beim Hörer hinterlassen. Denn sehr langsame Tempi passen sowieso eher zu Stücken in Moll, wie wir bereits vorher festgestellt haben.
Zum Schluss
In der Musik kann man hervorragend mit verschiedenen Stimmungen und mit den beiden Tongeschlechtern Dur und Moll spielen. Das soll nicht bedeuten, dass man keine Stücke komponieren sollte, die einfach nur heiter oder nur niedergeschlagen klingen. Der besondere Reiz allerdings liegt darin, unterschiedliche Stimmungen miteinander zu mischen, was zu eindrucksvollen Klangfärbungen und besonderen Kompositionen führt.
Kleiner Tipp: Man sollte immer versuchen, die angestrebte Stimmung so genau wie möglich für sich zu definieren. Außerdem sollte man vergessen, Dur immer mit fröhlich und Moll mit traurig zu beschreiben. Dazwischen gibt es noch viele weitere Stimmungen, so wie im Leben. Diese kann man dann vielseitig in den eigenen Klavier-Kompositionen einbauen. Probieren lohnt sich!
Anonym sagt:
#1 - 27.04.2021 um 03:05 Uhr
Korrigiere folgenden Satz:"Die 1 steht für einen Halbtonschritt, ½ dagegen für einen Halbtonschritt."
Hermann sagt:
#2 - 16.10.2022 um 12:18 Uhr
Dur oder Moll? ... Dorisch! 🤣
Nick Mavridis sagt:
#2.1 - 17.10.2022 um 12:22 Uhr
…ich dachte immer, der Dorisch wäre ein Fisch. 🤔
Antwort auf #2 von Hermann
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMichael Geisel sagt:
#2.1.1 - 17.10.2022 um 18:43 Uhr
... und ich dachte immer, das Dorische sei ein altgriechischer Dialekt, der vom Stamm der Dorer gesprochen wurde. Man lernt nie aus ... 🤔
Antwort auf #2.1 von Nick Mavridis
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