DG De Gregorio Compass & Kiyo 2 Cajon Test

Besuch vom Mittelmeer! Für diesen bonedo Test nimmt unser Testlaborant auf zwei Cajones Platz, die von der Firma DG De Gregorio speziell für den preisbewussten Einsteiger entwickelt wurden. Die Modelle Cajón Compass und Kiyo 2 werden in Barcelona von Hand gefertigt und versprechen professionellen Cajonsound ,Made in Spain‘ für den kleinen Geldbeutel. Ob sie dabei Wort halten, haben wir für Euch herausgefunden.

DG_Compass_Kiyo_totale


Der Cajon-Markt wird immer unübersichtlicher, und gerade Neulinge, die noch nicht allzu viel Geld in eine ,profane‘ Holzkiste investieren möchten, haben es schwer, bei der großen Auswahl den Überblick zu behalten. Wer bereit ist, etwas mehr Geld als für einen Cajon-Bausatz oder eine Rappelkiste aus Fernost in die Hand zu nehmen, kann den Blick getrost auch mal nach Spanien schweifen lassen.

Details

Das Hauptmerkmal des 49 x 29 x 29 Zentimeter großen Cajón Compass ist sein auffälliger, seidenmatt schwarz lackierter Korpus aus Mitteldichter Faserplatte (MDF). Dessen Stärke misst an den Seiten, am Boden und der Decke zehn und an der Rückwand sechs Millimeter. Darauf verschraubt ist eine dreischichtige Schlagfläche aus drei Millimeter starkem, baltischem Birkenholz, die mit einem transparenten, ebenfalls seidenmatten Polyurethanlack versiegelt ist. Auffällig ist, dass diese rundherum fünf Millimeter kleiner als der Korpus ist, so dass sich am Übergang ein kleiner Versatz bildet. Für den Snare-Effekt sorgen zwei Gitarrensaiten an der Innenseite der Schlagfläche. Sie sind an einer schmalen Holzleiste am oberen Rand und einer beweglichen Traverse in Bodennähe befestigt, und ihre Spannung kann an zwei Sechskantschrauben unter dem Cajon eingestellt werden. Ein passender Sechskantschlüssel dafür steckt praktischerweise in der Traverse. Die vier an die Unterseite geschraubten Gummifüße sorgen auch auf glatten Böden für rutschfesten Stand.
Was den bislang durchweg überzeugenden Eindruck hinsichtlich der Verarbeitung und der Ausstattung ein wenig trübt, sind die Plastikklebestreifen, mit denen die Saiten an die Schlagfläche geklebt sind, um deren Mitrascheln zu kontrollieren. Ein Blick auf das Preisschild relativiert jedoch den kurz aufflammenden Wunsch nach variabel verstellbaren Klettstreifen schnell wieder.

Fotostrecke: 4 Bilder Der schwarze Korpus und die naturfarbene Birkenschlagfläche verpassen dem Cajón Compass seinen eigenständigen Look.

Im Gegensatz zum Compass ist das Cajón Kiyo 2 vollständig aus baltischem Birkensperrholz gefertigt. Sein rundum sorgfältig mit seidenmattem Transparentlack versiegelter Korpus misst ebenfalls 49 x 29 x 29 Zentimeter und bringt es an Seiten, Boden und Decke auf neun Millimeter Wandstärke mit sieben Lagen. Die Rückwand ist fünflagig, sechs Millimeter dick und innenseitig um das Resonanzloch herum zusätzlich verstärkt. Auch bei diesem Cajon ist die Schlagfläche dreilagig, drei Millimeter dick und klar lackiert. Sie ist, zusätzlich zum Firmennamen, noch mit dem auffälligen, ornamentalen Logo in schwarzer Farbe bedruckt. An der Innenseite der Schlagfläche ist das patentierte ,Tapa‘ Snaresystem angebracht, was das Kiyo 2 weder eindeutig zu den String- noch zu den Snare-Cajones zählen lässt. Mit einem speziellen Heißkleber sind im oberen Drittel rechts und links je fünf Spiralsaiten an die Schlagfläche geklebt. Mit jeweils einem Klettstreifen können sie mehr oder weniger fest angedrückt werden. Weitere Justiermöglichkeiten gibt es nicht, was für unerfahrene Cajon-Spieler jedoch nicht unbedingt von Nachteil ist. Auch das Kiyo 2 steht auf vier angeschraubten Gummifüßen und ist rundherum und insbesondere im Hinblick auf seinen Preis hervorragend und sorgfältig verarbeitet.

Fotostrecke: 4 Bilder Im rundum transparent lackierten Birkengewand präsentiert sich das Cajón Kiyo 2.

Im Karton beider Cajones befindet sich außerdem noch die Lehr-DVD ,Cajon Power‘ von Marco Fadda in deutscher Sprache. Auf ihr werden anschaulich die Geschichte des Cajons, verschiedene Spieltechniken sowie eine Auswahl an Rhythmen aus aller Welt vorgestellt. 

Praxis

Audio Samples
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Soundcheck Cajón Compass – out of the box

Nach einer recht herzhaften Einspielphase klingt das Cajón Compass deutlich anders: Der Basston ist spürbar in den Keller gerutscht und etwas trockener geworden, was schon mal sehr erfreulich ist. Weniger schön ist, dass dabei die Saiten zu singen und zu sirren angefangen haben. Der Versuch, das Problem in den Griff zu bekommen, indem ich die Klebestreifen fester andrücke, verstärkt das Sirren entgegen meiner Erwartung jedoch nur  (wieder schweifen meine Gedanken zu variabel einstellbaren Klettstreifen…). Auch das Verändern der Saitenspannung bleibt unbefriedigend, so dass ich letztlich nahe der Traverse kleine Papierstreifen unter die Saiten, welche dort etwas Spiel aufweisen, schiebe und erneut die Saitenspannung einstelle. Nach dieser etwas fummeligen und zeitraubenden Prozedur macht das Spielen auf dem Cajón Compass jedoch Spaß, denn es bietet nun einen satten, gut ausgewogenen Bass-Sound und eine ordentliche Saitenansprache, die viel Raum für Dynamik bietet und sich nicht zu stark in den Basston einmischt. Ein paar unschöne Nebengeräusche sind zwar auch nach der Tuning-Prozedur noch zu hören, doch diese bleiben weit genug im Hintergrund und stören somit kaum. Etwas ungewohnt fühlen sich – wegen des Versatzes zwischen Korpus und Schlagfläche – anfangs die Kanten an der Spielfläche an, doch da alles fein geschliffen und abgerundet ist, kommen auch bei längerem Spielen keine Schmerzen auf. Wegen der doch etwas glatten Lackschicht auf der Sitzfläche empfiehlt sich eventuell eine griffige Unterlage, falls es beim Sitzen zu rutschig wird.

Audio Samples
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Cajón Compass – Groove Cajón Compass – mit Besen gespielt

Beim zweiten Testkandidaten, dem Cajón Kiyo 2, werde ich gleich richtig hellhörig. Wie auch beim Cajón Compass wird das erste, vorsichtige Antippen mit einer sensiblen, aber im Vergleich wesentlich feineren Ansprache der innen angeklebten Spiralsaiten beantwortet. Auch der Bass übertrifft meine Erwartungen: Er klingt tief, sonor und voll – genau so, wie man es sich wünscht. Ich bin gespannt, wie sich diese Kiste nach ein wenig Einspielzeit verändert, mache aber vorher noch eine kurze Aufnahme ,out of the box‘. 

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Soundcheck Cajón Kiyo 2 – out of the box

Die Veränderungen nach dem Einspielen fallen beim Cajón Kiyo 2 nicht so drastisch aus wie beim vorherigen Testkandidaten. So ist der Basston nur wenig tiefer geworden und hat dabei auch kaum an Resonanz verloren. Je nach Geschmack verträgt er vielleicht etwas Dämpfung, bereitet mir aber ungedämpft so viel Freude, dass ich gar nicht erst in Versuchung komme. Die Saitenansprache bleibt – und darüber bin ich sehr froh – unverändert. Dennoch experimentiere ich ein wenig mit den Klettstreifen, um die wenigen Nebengeräusche, die die Spiralsaiten produzieren, zu vermindern. Es bedarf zwar etwas Fingerspitzengefühl, um dabei die richtige Spannung zu finden, ohne die Saiten gänzlich abzuwürgen, doch selbst Anfänger können praktisch keine Fehler begehen, die den Sound unbrauchbar machen könnten. Sound und Bedienbarkeit des ,Tapa‘ Snaresystems überzeugen mich voll und ganz. Die Spiralsaiten sind aus deutlich dünnerem Draht gewickelt als die sonst oft verwendeten Snaredrum-Teppiche. Dadurch sprechen sie wesentlich sensibler an und rascheln auch filigraner. Ein wenig skeptisch bin ich nur, ob der Kleber auf lange Sicht ausgiebiges Spielen überstehen kann, ohne von den Vibrationen irgendwann zu zerbröseln oder ganz einfach den Halt zu verlieren. Für mehr Halt beim Sitzen empfiehlt sich übrigens auch hier eine rutschfeste Auflage auf der glatten Sitzfläche des Kiyo 2, welches ebenso sorgfältig geschliffen und verarbeitet ist wie das Compass Modell.

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Cajón Kiyo 2 – Groove Cajón Kiyo 2 – mit Besen gespielt

Fazit

Eine so hochwertige Verarbeitung, sensible Snare-Ansprache und fette Bässe, wie man sie bei diesen beiden Testkandidaten antrifft, übersteigen meine Erwartungen an Cajones in dieser Preisklasse deutlich. Zwar gibt sich das Cajón Compass beim Stimmen zunächst etwas zickig, belohnt den Spieler aber nach Anwendung einiger Tuning-Kniffe mit sensibel ansprechenden, wenngleich auch etwas grob klingenden Snares und dicken Bässen. Noch eine Ecke besser schneidet das nur geringfügig teurere Cajón Kiyo 2 im Test ab. Sein ,Tapa‘ Snaresystem spricht noch sensibler an, schnarrt wunderbar filigran und ist auch für Anfänger leicht zu bedienen. Ein ausgesprochen fetter Basston rundet die Sache ab und macht das Kiyo 2 zu einem ,unbedingt mal ausprobieren!‘ – Cajon. 

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • günstige Anschaffungspreise
  • sehr ansprechende Verarbeitung
  • sensible Snare-Ansprache und satte Bässe
  • besonders beim Kiyo 2 noch filigranerer Snare-Effekt und druckvoller Bass
Contra
  • Tuning der Compass Snare-Saiten verlangt etwas Geduld
Artikelbild
DG De Gregorio Compass & Kiyo 2 Cajon Test
Für 99,00€ bei
Cajón Compass und Cajón Kiyo 2: Überzeugend auf fast ganzer Linie.
Cajón Compass und Cajón Kiyo 2: Überzeugend auf fast ganzer Linie.

Technische Spezifikationen

  • Hersteller: DG De Gregorio
  • Herkunftsland: Spanien

Cajón Compass

  • Größe: 49 x 29 x 29 cm
  • Material: MDF, baltische Birke
  • Seiten: MDF, 10 mm
  • Rückwand: MDF, 6 mm
  • Schlagfläche: Birke, 3-lagig, 3 mm, verschraubt
  • Snareeffekt: Justierbare Gitarrensaiten
  • Preis (UVP): EUR 122,50

Cajón Kiyo 2

  • Größe: 49 x 29 x 29 cm
  • Material: Baltische Birke
  • Seiten: Birke, 7-lagig, 9 mm
  • Rückwand: Birke, 5-lagig, 6 mm
  • Schlagfläche: Birke, 3-lagig, 3 mm, verschraubt
  • Snareeffekt: Pre-Tuned Tapa System
  • Preis (UVP): EUR 133,28
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Cajón Compass und Cajón Kiyo 2: Überzeugend auf fast ganzer Linie.

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