Praxis
Nach einer recht herzhaften Einspielphase klingt das Cajón Compass deutlich anders: Der Basston ist spürbar in den Keller gerutscht und etwas trockener geworden, was schon mal sehr erfreulich ist. Weniger schön ist, dass dabei die Saiten zu singen und zu sirren angefangen haben. Der Versuch, das Problem in den Griff zu bekommen, indem ich die Klebestreifen fester andrücke, verstärkt das Sirren entgegen meiner Erwartung jedoch nur (wieder schweifen meine Gedanken zu variabel einstellbaren Klettstreifen…). Auch das Verändern der Saitenspannung bleibt unbefriedigend, so dass ich letztlich nahe der Traverse kleine Papierstreifen unter die Saiten, welche dort etwas Spiel aufweisen, schiebe und erneut die Saitenspannung einstelle. Nach dieser etwas fummeligen und zeitraubenden Prozedur macht das Spielen auf dem Cajón Compass jedoch Spaß, denn es bietet nun einen satten, gut ausgewogenen Bass-Sound und eine ordentliche Saitenansprache, die viel Raum für Dynamik bietet und sich nicht zu stark in den Basston einmischt. Ein paar unschöne Nebengeräusche sind zwar auch nach der Tuning-Prozedur noch zu hören, doch diese bleiben weit genug im Hintergrund und stören somit kaum. Etwas ungewohnt fühlen sich – wegen des Versatzes zwischen Korpus und Schlagfläche – anfangs die Kanten an der Spielfläche an, doch da alles fein geschliffen und abgerundet ist, kommen auch bei längerem Spielen keine Schmerzen auf. Wegen der doch etwas glatten Lackschicht auf der Sitzfläche empfiehlt sich eventuell eine griffige Unterlage, falls es beim Sitzen zu rutschig wird.
Beim zweiten Testkandidaten, dem Cajón Kiyo 2, werde ich gleich richtig hellhörig. Wie auch beim Cajón Compass wird das erste, vorsichtige Antippen mit einer sensiblen, aber im Vergleich wesentlich feineren Ansprache der innen angeklebten Spiralsaiten beantwortet. Auch der Bass übertrifft meine Erwartungen: Er klingt tief, sonor und voll – genau so, wie man es sich wünscht. Ich bin gespannt, wie sich diese Kiste nach ein wenig Einspielzeit verändert, mache aber vorher noch eine kurze Aufnahme ,out of the box‘.
Für dich ausgesucht
Die Veränderungen nach dem Einspielen fallen beim Cajón Kiyo 2 nicht so drastisch aus wie beim vorherigen Testkandidaten. So ist der Basston nur wenig tiefer geworden und hat dabei auch kaum an Resonanz verloren. Je nach Geschmack verträgt er vielleicht etwas Dämpfung, bereitet mir aber ungedämpft so viel Freude, dass ich gar nicht erst in Versuchung komme. Die Saitenansprache bleibt – und darüber bin ich sehr froh – unverändert. Dennoch experimentiere ich ein wenig mit den Klettstreifen, um die wenigen Nebengeräusche, die die Spiralsaiten produzieren, zu vermindern. Es bedarf zwar etwas Fingerspitzengefühl, um dabei die richtige Spannung zu finden, ohne die Saiten gänzlich abzuwürgen, doch selbst Anfänger können praktisch keine Fehler begehen, die den Sound unbrauchbar machen könnten. Sound und Bedienbarkeit des ,Tapa‘ Snaresystems überzeugen mich voll und ganz. Die Spiralsaiten sind aus deutlich dünnerem Draht gewickelt als die sonst oft verwendeten Snaredrum-Teppiche. Dadurch sprechen sie wesentlich sensibler an und rascheln auch filigraner. Ein wenig skeptisch bin ich nur, ob der Kleber auf lange Sicht ausgiebiges Spielen überstehen kann, ohne von den Vibrationen irgendwann zu zerbröseln oder ganz einfach den Halt zu verlieren. Für mehr Halt beim Sitzen empfiehlt sich übrigens auch hier eine rutschfeste Auflage auf der glatten Sitzfläche des Kiyo 2, welches ebenso sorgfältig geschliffen und verarbeitet ist wie das Compass Modell.