Whammy Bar Tricks stehen im Mittelpunkt unseres kleinen Workshops, und in dieser und der kommenden Folge möchte ich euch Kniffe und Übungen zeigen, wie ihr den “Jammerhaken” sowohl zum Spielen abgefahrener Effekte als auch im musikalischen Einsatz sinnvoll und musikalisch verwenden könnt. Denn der Tremolo- oder Vibratohebel ist tatsächlich ein Tool, das stilübergreifend von einer Unzahl von Gitarristen eingesetzt wird.
Das fängt bei Hank Marvin von den Shadows an, geht über Jeff Beck bis hin zu Eddie Van Halen, Steve Lukather und Steve Vai. Wie ihr wisst, haben alle diese Gitarristen ihre eigenen “Trademark”-Sounds, benutzen allerdings auch unterschiedliche Tremolosysteme. Aus diesem Grund möchte ich den Workshop in “Vintage Tremolo Gimmicks” und “Floyd Rose Tremolo Gimmicks” aufteilen, da jede Bauweise andere Spielweisen entweder begünstigt oder aber erschwert.
Den Beginn soll das Vintage-Tremolo machen.
Hier seht ihr zunächst alle Übungen und Licks, wobei ich mit letzteren beginne:
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Gear Talk und Tipps:
Prinzipiell kennt jeder die Vintage-Fender-Tremolos, die bei richtigem Setup halbwegs verstimmungsfrei arbeiten. Wer mit seinem alten Tremolo nicht glücklich wird, aber nicht auf ein Floyd Rose-Tremolo umrüsten will, hat als Alternative, “modern-vintage” Systeme wie z.B. das VSVG von Wilkinson oder das 5200 von ABM, das vor allem in Kombination mit Locking Mechaniken (wie z.B. Gotoh H.A.P oder Planet Waves) im Prinzip ähnlich stabil arbeitet wie ein Floyd.
Übrigens kann man durch den Einsatz von Waffenöl (z.B. Ballistol) oder einer ähnlichen harzfreien Schmiersubstanz sowohl in den Sattelkerben als auch am Auflagepunkt der Saiten auf dem Tremolo den Reibungswiderstand verringern und damit die Stimmstabilität erhöhen. Kauft dazu am Besten auch ein sogenanntes “Nadelfläschchen”, mit dem ihr das Öl auftragen könnt (danke an Acy von acys-lounge.de für diesen Tipp).
Die richtige Steifigkeit des Vibratohebels im Tremolo-Loch ist ebenfalls nicht unwichtig, denn der Whammy Bar sollte weder schlackern noch zu fest sitzen, sondern leicht beweglich in der Position verharren können. Bei vielen moderneren Vintage-Tremolos lässt sich Beweglichkeit über eine Inbusschraube justieren. Problematisch wird es unter Umständen bei geschraubten Tremoloarmen, deren Gewinde nicht immer so ausgelegt ist, dass der Hebel in der richtigen Position und frei beweglich in der Hand liegt. Hier kann z.B. Leukosilk oder ein anderes Kunststoffband abhelfen, das ihr dünn um das Gewinde klebt und somit den Whammy Bar in der richtigen Position etwas schwergängiger macht.
Setup:
Für die folgenden Übungen empfehle ich, das Tremolo “floating” einzustellen, also so, dass der Einsatz des Hebels nach oben und unten möglich ist. Viele Gitarristen nehmen als Richtwert die G-Saite, die sie eine kleine Terz nach oben (also zum Bb) tremolieren können, ein Halbton reicht allerdings für unsere Beispiel vollkommen aus.
Für den Anschlag sind entweder Pick oder die Finger möglich, ihr solltet den Hebel bei den Übungen allerdings in der Hand halten. Vorzugsweise würde ich den Stegpickup und einen angenehmen verzerrten Sound verwenden.
Der Workshop:
Beginnen möchte ich mit ein paar Vorübungen, um den Whammy Bar kennenzulernen, außerdem brauchen wir die hier vorgestellten Techniken für die Licks am Ende des Workshops.
Für wen das alles bereits ein alter Hut ist, der kann natürlich auch gleich zu den Licks übergehen.
Übungen:
Vorübung 1
In der ersten Übung geht es darum, das Fingervibrato mit dem Tremolohebel zu simulieren. Vibriert erst ohne Einsatz des Hebels und imitiert den Ton anschließend:
Vorübung 2
Nun wollen wir versuchen, gezielt Noten in Halbtonschritten nach unten zu modulieren. Achtet dabei auf die Intonation!
Vorübung 3
Ganz ähnlich wie die vorhergehende Übung, aber jetzt geht es auch wieder zurück.
Vorübung 4
Diese Übung ist prinzipiell wie Nummer 3, nur dass wir diesmal einen Halbton nach oben modulieren.
Vorübung 5
Hier müssen wir eine Note anschlagen und einen Halbton nach unten modulieren. Anschließend schlagen wir die Note darunter an, allerdings bei gedrückt gehaltenem Whammy Bar, und “releasen” dann wieder einen Halbton nach oben.
Vorübung 6
Für den “Downbend”-Effekt schlagen wir die Note an, drücken das Tremolo nach unten und greifen dann die tiefer liegende Note, damit die Illusion erzeugt wird, ich hätte die erste Note in die zweite tremoliert. Achtet darauf, dass bei der zweiten gegriffenen Note das Tremolo wieder in der Ausgangsposition sein muss!
Vorübung 7
Diesen Effekt nenne ich “Tremolodip” und er ist eine interessante Art, Noten zu phrasieren. Dabei kann ich entweder eine Note anschlagen und dann den Whammy Bar kurz hinunter-“dippen”, oder aber der Ton entsteht durch das kurze Herunterdrücken des Tremolohebels selbst. Ein Trick, den man bei Steve Lukather oder George Lynch gerne hört, der mit Vintage-Tremolos bestens funktioniert. Im Beispiel findet ihr eine Variante ohne und eine mit Anschlag.
Die Licks
Lick 1 “Bottleneck Imitation” 1
In diesem Lick versuche ich, den typischen Sound, der durch den Einsatz des Bottlenecks entsteht, mit dem Tremolo nachzuahmen.
Lick 2 “Bottleneck Imitation” 2
Hier eine kleine Variation zum Thema “Whammy statt Slide”. Die ersten vier Noten entsprechen der Technik, die in Vorübung 5 besprochen wurde.
Lick 3 “Harmonica Fake”
Auch der Sound einer Mundharmonika lässt sich gut mit dem Whammy-Bar imitieren. Im Abschluss findet ihr eine “Beck’sche” Flageolett-Sequenz. Die erste Note ist auf dem Bundstäbchen des 5. Bundes, die nächsten beiden an zwei verschiedenen Stellen im 4. Bund und die letzte Note über dem 3. Bundstäbchen.
Lick 4 “Dip Lick”
Hier hört ihr ein kleines Am-Pentatonik-Lick, das ich durch “dippen” (s. Vorübung 7) etwas interessanter phrasiere:
Lick 5 “Flutterlick”
Im “Flutterlick” drücken wir den Tremolohebel nach unten und lassen ihn dann hoch-“schnalzen”, ein ähnlicher Effekt, wie man ihn in der Schule mit dem Lineal an der Tischkante erzeugt hat.
Und nun viel Spaß mit den Whammy Licks!