Mit der Zeit sind auch Synthesizer kompakter geworden. Manche finden sie zu klein, andere freuen sich über geringeres Gewicht und schnellen Einsatz „irgendwo“. Ihre Qualität muss dabei nicht kleiner sein oder abgespeckt. Lediglich analoge Synthesizer so klein zu bekommen ist komplizierter, weshalb dies eher eine Domäne digitaler Synthesizer ist.
Viele haben eingebaute kleine Lautsprecher für Unterwegs, einige haben richtige Tastaturen, andere nur angedeutet. Wir suchen heute Teile, die man wirklich unterwegs nutzen kann ohne Hilfsmittel, zum Jammen im Wohnzimmer, die auf dem Schoß funktionieren oder als Musiknotizbuch taugen. Dazu sind multitimbrale Konzepte sicher noch besser, um kleine Songs zu bauen und ein Syntheseverfahren, das nicht nach 2-3 Stunden bereits nervt oder billig klingt. Der erste Synthesizer dieser Art dürfte ein EDP Wasp sein. Wir suchen nur Geräte mit Tasten und Mehrstimmigkeit, aber zählen Angebote für Anbautasten mit.
Mobile Synthesizer – Die Plätze 1 bis 7
Platz 1: Microkorg S – Der Klassiker
Korg hat mit dem Microkorg auf Basis des MS2000 große Erfolge gefeiert, deshalb gebührt ihm definitiv diese Ehre. Akkubetrieb, eingebaute Lautsprecher, eine recht okaye Tastatur und alle Eckdaten so, wie man sie braucht (schnell genug, Routing sinnvoll) in den All-Time Charts: 399 Euro. Batteriefach gibt es auch. Mehr zum Microkorg S
Platz 2: Roland Jupiter-Xm – Der Allrounder
Der Jupiter-Xm ist fünffach multitimbral und hat wegen seiner „abgespeckten“ Leistungsanforderung einen guten Sound. Er ist irgendwo zwischen Rompler und VA-Synth anzusiedeln, der mit Drumkits und einfachem Sequencer sogar als komplettes Song-Notizbuch taugt. Die Tasten sind gut, der Nachteil ist eher der wirklich hohe Preis, weshalb er den ersten Platz nicht schafft. Aber er ist am ehesten so etwas wie eine mobile Workstation und reicht als einziger Klangerzeuger in kleinen Livesets bereits aus (plus Sequencer/Groovebox vielleicht). Batteriebetrieb möglich. Er ist etwas bulliger als der Microkorg, bietet aber auch mehr. Mehr zum Jupiter Xm
Platz 3: Yamaha Reface Serie – Beste Tastatur
Die definitiv beste Tastatur, die es für kleinere Synthesizer gibt, hat die Yamaha-Reface-Serie an Bord. Zur Geltung kommt sie eigentlich nur beim DX und CP, da die beiden anderen (Orgel, CS) leider kein Bedienelement für Dynamik spendierten. Dennoch ist der 8-stimmige Reface mit Speaker und konzeptionell so ausgelegt, dass man damit superschnell möglichst viele Sounds erreichen kann. Batterien kann man auch hier einlegen. Die Tastatur ist dynamisch genug, um damit andere Synths zu steuern, auch wenn die interne Klangerzeugung darauf nicht reagiert (CS, Orgel). Schlecht gelöst sind spezielle MIDI-Stecker und weil das so ist, kann das nicht Platz 1 oder 2 werden. Ginge es aber nach der Tastatur, wäre Reface ganz oben und danach ganz lange nichts. Die Preis liegen bei etwa 300 Euro, was den hohen Rang rechtfertigt, denn das Gebotene ist qualitativ wirklich überzeugend und jamtauglich für den Rucksack. Mehr zum Reface DX, CS etc.
Platz 4: Roland Boutique Synths SH-01A, JU-06A, JP-08 – Die Klassiker im Digitalgehäuse
Nicht mehr erhältlich und ausverkauft ist der JP-08, ein Jupiter-8 in klein. Ebenso gibt es den SH-01A mit vier Stimmen und den Juno-60/106 mit vier Stimmen (umschaltbar) mit nahezu gleicher Komplexität wie der des SH-01A. Sie alle sind für knapp unter 400 Euro zu haben und klingen sehr gut, passen gut in ein transportables Konzept, auch mehrere davon, sind für Jams geeignet. Akkubetrieb und Anschluss einer passenden Tastatur K-25m (knapp 90 Euro) sind möglich. Die Tastatur ist allerdings sehr knapp und eher etwas für den Notfall – besser ist, wenn man einen Keystep oder ähnliches dafür verwendet. Vorteile liegen in der hochwertigen Qualität der Klangerzeugung. Gäbe es das mit anständigen Tasten wie Reface oder Microkorg, wäre der Rang höher, für die Mitnahme ist er dennoch geeignet und sehr sehr klein und leicht. Mehr zum SH01A, mehr zum JU-06A
Platz 5: Modal Argon8
Gerade noch im Kompakt-Bereich und so gesehen ein großer Synthesizer, da er eine „normalgroße“ Tastatur hat und keine Speaker, ist er eigentlich schon ein wenig aus unseren gesteckten Zielen hinaus. Jedoch ist er faktisch bewusst kompakt und bietet 8 Stimmen und hat sonst die Eigenschaften eines Skulpt. Damit ist er für die Leute eine Option, die 650 Euro sind der zweithöchste Preis in der Reihe. Mehr zum Argon8
Platz 6: Arturia Microfreak – Der Synthese-Exot
Eigentlich ist er nicht ehrlich polyphon, sondern nur paraphon, was ihn natürlich nicht auf die ersten Plätze bringen kann. Die Tastatur ist flach und mit etwas Gewöhnung sogar Ausdrucksstark. Die Klangerzeugung ist sehr flexibel und besonders die Modulationsmatrix hat echte Sofort-Zugriff-Qualitäten. Das Teil kann man „mal dabei haben“, weil es sehr leicht ist und die Kosten dafür sind ebenfalls gering. 277 Euro. Die Syntheseformen wie FM, Physical Modeling/Modal und ähnliches reißen das Konzept aber so nach oben, dass man ihn in dieser Reihe nennen kann. Mehr zum Microfreak
Platz 7: Modal Skulpt – Der Superkompakte
Eigentlich ist das Konzept eher nahe an dem der Boutique-Serie – also mit kleinen Speakern und mit einer Art Not-Tastatur, die allerdings nicht all zu befriedigend ist. Dafür allerdings bieten die kleinen Modal-Synthesizer Erstaunliches beim Klang. Sie haben Druck und bieten einen guten Gegenwert für 269 Euro und sie haben richtige MIDI-Buchsen. Die Abwertung ist allein der Tastatur zuzuschreiben, die mit einer Oktave doch sehr eingeschränkt ist und nicht gerade ausdrucksstark. Mehr zum Skulpt
Weitere Synths, die es fast geschafft hätten, wenn …
Rein kategorisch wäre der Mininova mit einem sehr Microkorg-artigen Konzept noch Teil dieser Liste. Er hat eher Modulationsquellen, hat sich aber offenbar wegen des Basissounds (weicher) nicht ganz so durchsetzen können, während der Microkorg einfach ein Dauerbrenner ist. Der Deep Mind 6 von Behringer wäre theoretisch auch in dieser Liste, jedoch ist das Gewicht schon außerhalb dessen, was man mobil nennen kann. Dennoch sei er erwähnt, da er zumindest noch kompakt ist und analog und damit eine Sonderrolle spielen kann. Als unfassbare leicht und mit sehr hochwertigem Klang könnte man noch dem Roland System-1 bzw. 1m eine Chance geben. Jedoch hat das System-1 eine miese Tastatur, die zwar nicht so rudimentär ist wie die des Skulpt, jedoch gibt es keine Akkubetrieb oder Speaker. Die Rackversion wird im Rahmen einer Suche ohne Tasten einen hohen Stellenwert bekommen.
Mobile Synthesizer – Platz 8, der Ehrenplatz
Platz 8 / Ehrenplatz: Roland System-1
Dennoch wäre ein Ehrenplatz für das System-1 drin. Denn dessen Klang ist überzeugend und vielseitig mit dem Plug-Out Konzept und das wäre sicher mindestens ein Platz 7 wert. Angst muss man hier nur vor möglichem baldigen Ende des Supports für Treiber haben und damit auch dem Ende der Injektion von Plug-Outs, die man wegen des Cloud-Systems eigentlich schon verbannt hat. Sehr sehr schade, denn klanglich ist ein System-100 etwas für Platz 1. Rolands Antwort für „heute“ ist der Jupiter-Xm, der aber andere Qualitäten hat, jedoch im Form-Faktor mit anständiger Tastatur und Multimode glänzen kann und vielen Stimmen. Eine simple Tastatur-Version in der Größe der Reface-Serie mit genau dem Panel und Technik des System-8 oder System-1 wäre es jedoch auch gewesen und bestimmt etwas billiger. Wie auch immer – System-1m ist sehr sehr leicht als eine Alternative zur schlechten Tastatur mit Keystep. Mehr zum System-1 bzw 1m
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