Es gibt Brot-und-Butter-Mikrofone.
Dazu zählen diverse Tauchspulen-Klassiker, aber auch die bekannten Studiostandards unter den Vocal-Mikrofonen, dynamischen Allroundern, Kleinmembranern und dergleichen. Doch es gibt auch die Exoten, die kruden, besonderen, verrückten Mikrofone. Dabei erledigen sie Spezialaufgaben, sind technologisch ausgefallen oder sehen einfach nur verrückt aus.
Hallo, hallo? – Placidaudio Copperphone
Das Placidaudio Copperphone ist eindeutig ein Effektmikrofon. Mit einem Frequenzgang von 300 Hz – 3 kHz und einem „interessanten“ Dynamikverhalten klingt es so, wie es der Name verrät: nach altem Telefon. Tatsächlich hat der amerikanische Hersteller alte Telefone dafür ausgeschlachtet. Von Placidaudio gibt es mittlerweile auch verschiedene andere Mikrofone, darunter ein Carbophone, welches wie der ursprüngliche Kohlewandler nach der Technologie von Philipp-Reiss funktioniert.
Doppelkapsel, nicht Doppelmembran
Es gibt Mikrofone, bei denen sich zwei verschiedene Kaspeln das Spektrum aufteilen. Sanken sind wahrscheinlich die bekanntesten unter ihnen, das CU-41 und das CU-51 trennen bei 1 kHz und erzeugen dadurch eine sehr konstante Nierencharakteristik. Das Sony C-100 besitzt eine zusätzliche Kapsel für den Ultraschallbereich, um ein besonders breites Spektrum zu erzeugen und steile Spannungswechsel zu erzeugen. Ebenfalls kurios: Das Audio-Technica ATM250DE ist ein Dual-Element-Mikrofon, welches Kondensator- und Tauchspulenwandler in einem Gehäuse bereitstellt. Und das Altec / Western Electric 639 ermöglichte es, einen Bändchenmotor (Charakteristik Acht) mit einem Tauchspulen-Druckempfänger à la Sennheiser MD21 zu verbinden – was die Richtcharakteristik Niere ergibt.
Mikrofone, die man sich in die Ohren steckt
DPA ist nicht unbedingt für exzentrische Lösungen bekannt, sondern eher für präzise High-End-Werkzeuge. Dennoch gibt es ein Binaural-Stereomikrofon namens 4560 Core, das man sich in die Ohren steckt (!) und mit dem man 3D-Aufnahmen mit nur zwei Kanälen durchführen kann. Nicht verrückt genug? Ok: Hooke Verse ist ein solches Mikrofon mit eingebautem Kopfhörer. Und Bluetooth. Neumann haben übrigens schon vor vielen Jahrzehnten einen Kunstkopf gebaut, der auf dem gleichen Prinzip wie die beiden vorgestellten Mikros beruht.
Das Steampunktrompetenlabor: Ear Trumpet Labs
Die Asse im Retro- und Steampunk-Design haben eine ganze Range verschiedener Mikrofone. Die meisten unter ihnen sind Großmembran-Kondensatormikrofone wie das umschaltbare Mabel, das wir getestet haben. Von den technischen Werten sind die Mikrofone von Ear Trumpet Labs aber voll auf der Höhe der Zeit.
(Fast) alles von Aston
„Normal“ machen die anderen. Wenn man bei Aston Microphones ein neues Mikrofon plant, bleibt kein Stein auf dem anderen. Heraus kommen oft innovative, bizarre, bisweilen sehr verschrobene Mikrofonkonzepte. Es gibt ein Mikrofon mit Laser (!). Doch die meisten Produkte haben Hand und Fuß, etwa Stealth, das phantomgespeiste Tauchspulenmikrofon mit verschiedenen Klangsignaturen zur Auswahl.
Immer rund ist doch langweilig
Eine Mikrofonmembran ist rund. Ach wirklich? Nein, denn es hat schon früh nicht nur Experimente mit anderen Formen gegeben, sondern auch wirklich gut klingende Produkte. Pearl- und Milab-Mikrofone haben mit ihren rechteckigen Membranen nicht nur in ihrem Heimatland Schweden ihre Fans gefunden, sondern weltweit. In Japan haben Audio-Technica mit AT5045, AT5040 und AT5047 die Rechteck-Technik wieder aufgegriffen und hervorragende Mikrofone gebaut. Und von Ehrlund – ebenfalls aus Schweden – gibt es Mikrofone mit Dreieck-Membran. Das Isovox Isomic ist ebenfalls ein solches. Nicht verrückt genug? Nun, von Violet Microphones gibt es in einer Spezialausgabe des Flamingo, dem Flamingo ME, eine Kapsel in Form einer Ohrmuschel (!). Wie bei den anderen Formen ist aber auch hier der Hintergrund ein technischer: die Verhinderung der typischen Resonanzmuster runder Membranen.
Der Superexot
Das wohl außergewöhnlichste Mikrofon gibt es aber auf der nächsten Seite zu bewundern – es lohnt sich!