Bei Portablism geht es um mobiles Scratchen und Cutten auf tragbaren Plattenspielern. Das Interesse daran wächst, vielleicht auch wegen des anhaltenden Vinyl-Booms. Für Portalism taugliche Turntables unterscheiden allerdings wesentlich von den gängigen Plattenspielern. Damit die unterwegs ihren Dienst erfüllen, müssen diese batteriebetrieben sein. Außerdem ist eine kompakte Größe wichtig und die Player müssen sich gut transportieren lassen. Ein eingebauter Crossfader ist Pflicht, zusätzlich müssen Eingänge für externe Signale vorhanden sein – Bluetooth-Integration ist auch eine feine Sache. Integrierte Lautsprecher sollten ebenso auf der Feature-Liste stehen.
Für eine ganze Weile gab es in dieser Hinsicht nur wenige in Frage kommende Gerätschaften, mittlerweile gibt es aber einige Modelle zur Auswahl. Hier stellen wir die aktuellen Turntables vor, die sich für Portalism eignen, dazu einen vielleicht nie offiziell erscheinenden Prototypen und einen nur noch gebraucht erhältlichen Klassiker.
Portablism Powerhouse: Stanton STX
DJs und Turntable-Enthusiasten ist der Name Stanton ein Begriff. Mit dem STX meldet sich der US-amerikanische Hersteller überraschend aus einer längeren Verschnaufpause zurück. Und dieser gezielt auf Portalism ausgerichtete Mobil-Plattenspieler bringt eine Menge spannender Features auf den Tisch. STX wird mit zwei Akkus ausgeliefert, die für mehrere Stunden Betrieb reichen sollen. Über USB-C-Anschluss werden diese aufgeladen, der Anschluss dient natürlich ebenso als alternative Stromversorgung.
Als Anschlüsse stehen ein Stereoausgang über Cinch, zwei Kopfhörerbuchsen (für kleine und große Klinke) und ein 3,5-mm-Stereo-Klinkeneingang bereit. Beats und Musik können aber auch über Bluetooth eingespielt werden. Und logisch, ein eingebauter Lautsprecher ist natürlich auch dabei.
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Vinyl spielt der Plattenspieler mit 33 1/3, 45 und sogar 78 Umdrehungen pro Minute ab, das Tempo lässt sich zusätzlich über den Pitch-Regler mit zusätzlicher Ultra-Pitch-Option steuern. Das Highlight stellt aber der Mini-Innofader Nano Crossfader dar, der sogar zwischen Positionen für Links- und Rechtshänder gewechselt werden kann. Und dafür stehen sogar unabhängige Crossfader Cut-In- und Curve-Regler zur Verfügung. So viel Funktionen und ein obendrein cooles Design kosten aber auch – aktuell liegt der Preis bei 395 Euro.
Der Platzhirsch: Numark PT01 Scratch
Der Numark PT01 Scratch war bis zum Erscheinen des Reloop Spin der einzige wirklich in Frage kommende Turntable für Portablists. Er ist klein, leicht und batteriebetrieben, funktioniert aber auch mit Netzteil, falls gerade eine Steckdose in der Nähe ist. Außerdem wird er von einer schönen Kunststoffbox verpackt und geschützt, ein Tragegriff wurde ebenfalls nicht vergessen.
Weiterhin hat er jede Menge Ausgänge, auch USB ist mit an Bord. Neben Singles kommt er ebenfalls mit großen LPs zurecht und kann nicht nur auf 33 und 45, sondern auch 78 RPM spielen. Obendrein ist ein „Scratch-Switch“ eingebaut, mit dem man ohne zusätzlichen Fader bereits schnelle Cuts abliefern kann. Für Scratching liefert der Numark eine gute Spurtreue und ein zufriedenstellendes Drehmoment. Mit einem gegenwärtigen Straßenpreis von knapp 150 Euro ist er preislich sehr verlockend.
Der Portablism Allrounder – Reloop Spin
Spin sieht mit dem aufgeräumten Design in den Farben Grau und Schwarz sehr cool aus. Aber auch technisch hat der Turntable viele wichtige Features im Angebot. Spin spielt sowohl große Platten im 12-Zoll-Format als auch 7-Zoll-Singles in drei Geschwindigkeiten (33, 45 und 78 RPM). Ein Drehknopf justiert das Tempo, ein weiterer regelt den Klang.
Über Bluetooth wird Musik von Smartphones oder ähnlichen Quellen eingespeist. Neben dem Knopf für das Koppeln ist ein Lautstärkeregler für Bluetooth-Signale vorhanden. Das ist optimal für das Einspielen von Backing-Beats, über die ihr dann Portablism-like mit dem Plattenspieler scratchen könnt.
Der gerade Tonarm mit der vorinstallierten Cartridge sorgt für stabiles Tracking, welches der mobilen Performance zu Gute kommen soll. Ein 45 mm langer Crossfader ist ebenfalls eingebaut und kann mit ein paar Handgriffen sogar in der Position geändert werden. Zwei Kopfhöreranschlüsse und ein Master-Out im Cinch-Format sind weitere Extras. Ein Lautsprecher ist natürlich integriert. Über den USB-Anschluss digitalisiert ihr Vinyl oder zeichnet eine Performance auf – direkt auf USB-Stick! Strom kommt entweder über ein handelsübliches USB-Adapter, Powerbanks oder Batterien.
Als Bonus ist eine Vinyl-Single mit Scratch-Sounds und die App „Super SPIN Duck“ im Paket enthalten. Aktueller Preis: knapp 250 Euro. Hier ist unser Test.
DVS tauglich: Headachesound OMNI V2
OMNI will nicht nur Portablism Turntablists ansprechen, sondern ebenso Musikhörer. Für Performance gibt es hier aber trotzdem einige raffinierte Ideen, zum Beispiel den gleich zweimal vorhandenen Crossfader. Verschiedene Ausgänge und ein Aux-Eingang inklusive Bluetooth sind hier weitere Features. Der gerade Tonarm und das Headshell dürfen den eigenen Vorlieben entsprechend konfiguriert werden. Das beliegende AT3600L Cartridge soll ebenso wie der eingebaute Vorverstärker HiFi-Fans ansprechen.
Das Killer-Feature des OMNI – mittlerweile V2 – liegt aber in der von Haus aus integrierten DVS-Unterstützung. Über die vom Hersteller angebotene Android-App Fresher scratcht und mixt ihr über optional erhältliches Timecode-Vinyl – falls ihr nicht die üblichen Scratch-Schallplatten nutzen wollt. OMNI sieht interessant aus, bleibt aber mit Sicherheit ein Exot. Die Lieferung erfolgt aus Hong Kong, zu dem Preis von 357 US-Dollar kommen noch Versandkosten und Zoll dazu – das dürfte hier in Europa nur wenige Leute ansprechen.
Stokyo Record Mate RM1
Stokyo Record Mate RM1 ist ein batteriebetriebener Plattenspieler, der auf der NAMM 2024 vorgestellt wurde. Passend zu dem tragbaren Plattenspieler RM1 – auch in clear und black erhältlich – gibt es auch ein Mischpult namens RMX1 und das komplette Mischpult-Turntable-Set. Das Originalgerät stammt aus den 80ern von Columbia. Schaut einfach mal in das Video. Den Plattenspieler gibt´s im Stoky-Store für rund 235 Euro.
Der Vintage-Klassiker: Vestax Handy Trax
Wenn man sich Videos von diversen Portablists-Sessions anguckt, sieht man immer wieder diesen hübschen weißen Kunststoffplattenspieler von Vestax. Der Handy Trax ist vielleicht der erste tragbare Turntable, der von Scratch-Akrobaten für tauglich befunden wurde und im Allgemeinen von DJs jeglicher Couleur geschätzt wird. Mit seiner langen Batterielaufzeit und Kopfhöreranschluss ist er auch weltweit ein toller Begleiter für Crate-Digger.
Dank USB-Anschluss lassen sich Schallplatten schnell digitalisieren und optisch ist er ein Prachtstück. Circa 100.000 wurden verkauft – bis die Produktion im Jahr 2014 eingestellt wurde. Seitdem ist der Vestax nur noch gebraucht zu bekommen, was aber gar nicht so einfach ist und oft vergleichsweise viel Geld kostet, häufig ein Mehrfaches des ursprünglichen Preises.