Im kürzlich erschienenen Artikel über Outboard-Preamps für E-Bass haben wir bereits festgestellt, dass es für die meisten Bassistinnen und Bassisten nicht möglich und sinnvoll ist, zu Hause den Bass ähnlich professionell wie in einem Tonstudio aufzunehmen: Man verfügt nicht über akustisch optimierte Räumlichkeiten, besitzt keine hochwertigen Mikros, Mikrofon-Preamps, etc. Die gute Nachricht: Diese Features sind zwar nützlich, aber heutzutage gar nicht mehr zwingend erforderlich, und der Markt bietet einige alternative Möglichkeiten für effektives, zielorientiertes Arbeiten bereit. Im oben erwähnten Artikel haben wir uns nach Möglichkeiten umgesehen, wie wir unser Basssignal VOR der Aufnahme optimieren können – heute untersuchen wir, wie wir den Basssound NACH der Aufnahme modifizieren können. Wie beim letzten Mal bereits erwähnt, müssen sich beide Welten natürlich keineswegs ausschließen. Für unsere Artikel behandeln wir beiden Themen aus Gründen der Übersichtlichkeit jedoch bewusst getrennt.
- Was sind VST-Plugins?
- VST-Plugins – Vorteile von Software
- VST-Plugins – Nachteile von Software
- Klangvergleich VST-Plugins für E-Bass – Versuchsaufbau
- Klangvergleich VST-Plugins für E-Bass im Video
- Einzelvorstellung der verglichenen Bass-Plugins
- IK Multimedia Ampeg SVT
- IK Multimedia Ampeg B15
- Ampeg Suite VST
- Ampeg Suite SVT Pro 4
- Plugin Alliance Ampeg VST VR
- Plugin Alliance Ampeg B15
- IK Multimedia Orange AD 200
- Plugin Alliance Fender Bassman
- Softube Eden WT 800
- Audiffex Gallien Krueger
- Fazit VST-Plugins für E-Bass
Was sind VST Plugins?
Die meisten auf Software basierenden Bassamps sind sogenannte VST Plugins. “VST” steht für “Virtuelle Studio Technologie”, und ein Plugin ist ein Programm, welches einen Host (zu deutsch “Wirt”) benötigt, in welchen es eingebunden wird. Ein VST Plugin erlaubt also das nachträgliche Bearbeiten eines aufgenommenen Signals. Als Host fungiert dabei stets die DAW (“Digital Audio Workstation”, also ein Recording-Programm wie Pro Tools, Logic, Cubase, etc.), in der die Audiosignale aufgezeichnet werden. Diese wird einem zumeist beim Kauf eines Audio Interfaces mitgeliefert. Wer also über das Thema “Bass Amp VST Plugin” nachdenkt, besitzt in der Regel bereits ein Interface und eine DAW – gut so, denn diese bilden für alles Weitere die Grundvoraussetzung!
VST-Plugins – Vorteile von Software
Mittlerweile gibt es zahlreiche Anbieter, die Simulationen von klassischen Bassverstärkern auf der Basis von Software anbieten. Das bringt viele Vorteile mit sich, wie z. B. das Wegfallen des Hantierens und Mikrofonierens eines echten Verstärkers oder die enorme Flexibilität aufgrund der großen Auswahl an Equipment innerhalb der Software.
Das aufgenommene und noch ungefärbte Signal lässt sich nach Belieben nachbearbeiten, das Original bleibt dabei jedoch zu jeder Zeit erhalten, und es lassen sich immer wieder aufs Neue Veränderungen vornehmen.
Auch kann man seinen Lieblingssound einfach als Preset abspeichern und muss sich nicht umständlich die Positionen verschiedener Knöpfe merken oder sein geliebtes Bodenpedal mit Klebeband verschandeln, wenn man die Regler fixiert.
Auch toll: In der Regel ist Software relativ preiswert; bei manchen Anbietern ist sogar ein modulares System möglich. Hier zahlt man ausschließlich für seine Favoriten von Amp, Box und Mikrofon und muss kein ganzes Paket erwerben, von dem viele Features ungenutzt bleiben.
VST-Plugins – Nachteile von Software
Die Nutzung von VST-Plugins bringt aber auch Nachteile mit sich. Zum Beispiel entsteht mitunter eine gewisse Beliebigkeit. Der Grund: Die kreative Entscheidung, was der beste Sound für den Song ist, entfällt und wird durch oft langwieriges und zeitraubendes Ausprobieren “in der Post-Production” ersetzt.
Auch erhält man natürlich beim Aufnehmen keine Inspiration bzw. “Rückmeldung” durch einen bestimmten Basssound, denn aufgrund von Latenzzeiten ist es nur sehr selten möglich, den virtuellen Amp auch schon in Echtzeit zu spielen.
Und: Wenn man mit einem Werkspreset nicht zufrieden ist, setzt das in der Regel einige Beschäftigung mit der Positionierung von Mikrofonen, Auswahl von Boxen und Verstärkern innerhalb der Software voraus. Hier hat man die meisten Pedale ohne Frage schneller im Griff.
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Klangvergleich VST-Plugins für E-Bass – Versuchsaufbau
Letztlich hängt es fast immer von den individuellen Vorlieben und Bedürfnissen ab, ob man sich für die Outboard- oder die Software-Variante entscheiden möchte. Um euch diese Entscheidung zu erleichtern, folgen hier Klangbeispiele der aktuell wichtigsten Amp-Simulationen.
Ich habe für jedes Beispiel das Werks-Preset der jeweiligen Software gewählt, welches mir am Passendsten erschien. Zur bestmöglichen Vergleichbarkeit sind die Soundfiles übrigens identisch mit denen des Artikels zum Thema “Recording Preamps”. Wer also einen Quervergleich ziehen möchte, sollte hier ein durchaus repräsentatives Ergebnis bekommen.
Folgende vier Klangbeispiele habe ich im Vorfeld aufgenommen und anschließend auf alle Kandidaten angewendet. Auf diese Weise ist die menschliche Komponente quasi “aus dem Spiel” und die beste Vergleichbarkeit gegeben.
- Fingerstyle, clean
- Slap, clean
- Plektrum – Rock mit milder Verzerrung
- Plektrum – Heavy Riff mit heftiger Verzerrung und Mid-Scoop
Die meisten Anbieter orientieren sich an den Klassikern Ampeg SVT und dem Studio-Workhorse Ampeg B15. Diese beiden hat so ziemlich jede Company im Programm. Aber auch für Fans von einer anderen Klangästhetik werden fündig.
Klangvergleich VST-Plugins für E-Bass im Video
In diesem Video hört ihr alle Soundfiles direkt hintereinander, gegliedert nach den eben beschriebenen vier Klangbeispielen:
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Mehr InformationenEinzelvorstellung der verglichenen Bass-Plugins
In dieser Aufzählung seht ihr Screenshots der Benutzeroberflächen sowie aktuelle Preisangaben der Plugins.
IK Multimedia Ampeg SVT
Erhältlich im Amplitude SVX 2 Bundle.
Preis: 115,- Euro (Ladenpreis im September 2020)
Produktseite auf thomann.de
IK Multimedia Ampeg B15
Erhältlich im Amplitude SVX 2 Bundle.
Preis: 115,- Euro (Ladenpreis im September 2020)
Produktseite auf thomann.de
Preis: 199,- Dollar (Hersteller-Downloadpreis im September 2020)
www.ampeg.com/svt-suite
Ampeg Suite SVT Pro 4
Erhältlich in der Ampeg SVT Suite.
Preis: 199,- Dollar (Hersteller-Downloadpreis im September 2020)
www.ampeg.com/svt-suite
Plugin Alliance Ampeg VST VR
Preis: 149,- Dollar (Hersteller-Downloadpreis im September 2020)
www.plugin-alliance.com/en/products.html
Plugin Alliance Ampeg B15
Preis: 149,- Dollar (Hersteller-Downloadpreis im September 2020) www.plugin-alliance.com/en/products.html
IK Multimedia Orange AD 200
Modular erhältlich, Preis: ca. 70,- Euro (Hersteller-Downloadpreis im September 2020)
www.ikmultimedia.com/products/index.php?R=INIT&FV=amplitube-orange-family-related-products&CV=Other%20Filter&PSEL=amplitubeorange
Plugin Alliance Fender Bassman
Preis: 149,- Dollar (Hersteller-Downloadpreis im September 2020) https://www.plugin-alliance.com/en/products.html
Softube Eden WT 800
Preis: 149,- Dollar(Hersteller-Downloadpreis im September 2020)
www.softube.com/eden
Audiffex Gallien Krueger
Preis: 149,- Dollar (Hersteller-Downloadpreis im September 2020)
www.shop.audified.com/products/gk-amplification-2
VST-Plugins für E-Bass – Fazit
Ich hatte bis dato noch nicht sehr viel Erfahrung mit einer solchen Vielzahl von Bassamp-Plugins. Außerdem waren die meisten der Erfahrungen, die ich über die Jahre mit Plugins gemacht habe, für mich nicht überzeugend. So gesehen war ich für diesen Artikel ein ideales Testobjekt! Im Vergleich zu meinem Artikel über Outboard-Preamps für Bass tat ich mich mit der Software etwas schwerer. Die Werks-Presets gehen meiner Meinung nach nicht selten an der Praxis vorbei. Offensichtlich möchten hier viele Hersteller hier eindrucksvoll unter Beweis stellen, was das Ding “so alles kann”. An einem praxistauglichen Basssound geht diese Zielsetzung leider mitunter etwas vorbei. Für banddienliche und wirklich brauchbare Sounds muss man daher zumeist selbst Hand anlegen, was ein gewisses Grundwissen über Verstärker, Bassboxen, Mikrofone (inkl. deren Positionierung) voraussetzt. Mit etwas Einarbeitungszeit erhält man bei der allen Kandidaten letztlich ein sehr gutes Ergebnis, welches im fertigen Mix kaum mehr vom “Real Deal” zu unterscheiden sein dürfte. Für welches Produkt man sich entscheidet, wird einem der eigene Geschmack aufzeigen. Und auch die Bedienbarkeit aller Plugins ist nach der ersten anfänglichen Hürde eigentlich recht intuitiv. Für alle diejenigen, die nicht die Voraussetzungen haben, zu Hause ihren echten Bassverstärker oder Basscombo aufzunehmen, ist die Software-Lösung zweifellos eine ausgezeichnete Alternative, um beim Homerecording einen ernstzunehmenden Basssound zu erzielen, der keine Vergleiche zu scheuen braucht.