Ein absolutes Highlight der Karriere von Rocklegende Ozzy Osbourne war zweifellos das Album „Blizzard Of Ozz“ aus dem Jahr 1980. Nachdem Ozzys Zeit bei Black Sabbath hätte man aufgrund seines immensen Drogenkonsums eigentlich nicht erwartet, dass er eine erfolgreiche Solokarriere starten würde. Ozzy belehrte aber alle Zweifler eines Besseren und brachte mit „Blizzard Of Ozz“ einen Hardrock-Klassiker hervor, auf dem der junge Randy Rhoads die Gitarrenwelt aus dem Stand in Staunen versetzte. Am Bass war der geniale Bob Daisley zu hören, der bereits damals durch seine Arbeit mit Rainbow und Ronnie James Dio zu einem gefragten Sideman im harten Genre geworden war. Der Song „Crazy Train“ gehört bis heute zu Ozzys Live-Programm und ist einer seiner absoluten Signature-Songs. Bob Daisleys Beitrag dazu ist ein Paradebeispiel für grundsolides und gleichzeitig fantasievolles Rockbass-Spiel!
„Crazy Train“ – Video
Hier kannst du „Crazy Train“ mit Bob Daisleys Bassline im Original hören:
„Crazy Train“ – Rhythmik
Das Intro von „Crazy Train“ basiert auf gemeinsamen Kicks aller Musiker auf die Zählzeiten 1 und 1+ bzw. 3 und 3+. Danach erteilt uns Bob Daisley eine Lehrstunde in Sachen „Mit wenig Mitteln maximale Wirkung“ erzielen. Das zweitaktige Pattern der Strophe entsteht durch knochentrockene Staccato-Viertel in Takt 1 sowie den von Offbeats dominierten zweiten Takt. In diesem spielt Bobs Bassline eine Art Frage-Antwort-Spiel mit dem Schlagzeug.
Der Chorus des Songs ist (wie das Intro) geprägt von Unisono-Kicks, dazwischen liegt jedoch immer wieder solider Achtelrock, was eine Steigerung zum Vers darstellt. Auffällig sind die vielen antizipierten Zählzeiten (vor allem die 1), die für einen treibenden „Beschleunigungseffekt“ sorgen.
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Während des Solos schaltet Bob mit einer „Riding Horse“-Bassfigur (Achtel plus zwei Sechzehntel) einen weiteren Gang hoch. Hier variiert er das rhythmische Pattern immer wieder und verhindert so, dass es zu statisch wird – einfach genial!
„Crazy Train“ – Tonmaterial
„Crazy Train“ steht in der Tonart F#-Moll und Bob Daisley macht ausgiebig von der zugrunde liegenden Tonleiter (F#, G#, A, B, C#, D, E) Gebrauch. Im Vers kreiert er damit ein zweitaktiges Pattern, welches im ersten Takt statisch auf dem Grundton bleibt. Im zweiten Takt bildet ein von der Oktave absteigendes Tonleiter-Motiv einen schönen Kontrast.
Der Chorus bietet einige tonleiterbasierte Unisono-Passagen mit der Gitarre. Hinzu kommt noch eine chromatische Idee – ein typisches Stilmerkmal des Hardrock und frühen Heavy Metal. Das wiederkehrende Intro beschränkt sich auf die Grundtöne.
„Crazy Train“ – Basssound
Laut Bob Daisleys eigener Aussagen nutze er für die Aufnahmen des „Blizzard Of Ozz“-Albums einen Gibson EB-3 Bass, den er über einen 100 Watt Marshall-Amp mit 4x12er-Boxen verstärkte. Dieses Setup wurde mit Mikro abgenommen. Das Ergebnis ist ein herrlich tiefmittig drückender Sound, der zwar relativ wenig Low End besitzt, sich jedoch hervorragend im Mix durchsetzt, ohne dabei anderen Instrumenten in die Quere zu kommen.
Bob Daisley ist kein Fan von Effekten aller Art, und auch bei „Crazy Train“ ist nichts dergleichen zu hören. Freilich bringt der Marshall-Verstärker von Natur aus ein wenig Overdrive und satte Röhren-Kompression mit sich. Um diesem Sound nahezukommen, ist im Grunde nahezu jeder Bass gut denkbar. Humbucker-Pickups sind definitiv ein Vorteil, um das satte Drücken zu erzielen. Auch ein kleiner Boost bei 150-200 Hz und 700-800 Hz kann nicht schaden.
„Crazy Train“ – Transkription
Hier findest du die Noten, TABs und ein von mir eingespieltes Klangbeispiel.
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal, Thomas Meinlschmidt