Das berühmte Vocalquintett The Temptations feierte ab den 60er-Jahren Erfolge mit Songs wie „My Girl“, „Since I Lost My Baby“ oder – viel später – dem Meisterwerk „Papa Was A Rolling Stone“. 1975 erschien das Album „A Song For You“, welches den zeitlosen Funkklassiker „(Standing On) Shakey Ground“ enthält. Der Song glänzt mit einer prägnanten Bassline aus der Feder von Bassist Billy Nelson – eine beeindruckende Lesson zum Thema “How to play funk bass!”
“(Standing On) Shakey Ground” – Originalvideo
Hier gibt es das Original zu hören:
Rhythmik
Ein eintaktiges luftiges Pattern bestimmt die Bassline der Strophe. Interessant ist hier vor allem, was Billy Nelson NICHT spielt. Er betont (abgesehen von der Zählzeit 1 nämlich weder die Akzente des Schlagzeugs, noch gerät er in Versuchung, das melodisch prägnante Riff der Gitarre zu doppeln. Eine Falle, in welche viele Coverbands beim Nachspielen von „Shakey Ground“ tappen. Die enge Verzahnung von Bassline, Drums und Gitarre macht den Song erst so unfassbar funky!
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Billy beschränkt sich bei der Bassline von “Shakey Ground” auf 3 x 2 Sechzehntel pro Takt, welche auf die 1, die 2+ sowie die 3+ fallen. Den Raum nach dem Backbeat auf der Zählzeit 4 nutzt er, um zur nächsten 1 zu führen.
Im Chorus verdichtet Billy seine Bassline und doppelt Elemente des Gitarrenriffs, was für mehr Druck und dynamische Steigerung sorgt. Zudem belegt er mit der Bassdrum die beiden Downbeats 1 und 3. Während Billy im Vers „nur“ alle acht Takte ein auflockerndes Fill-In bemühte, verdoppelt er jetzt die Häufigkeit und bringt es bereits im vierten Takt. Dies verdichtet natürlich abermals die komplette Bassline des Refrains.
Tonmaterial
Der Song besteht aus zwei Teilen: Vers und Chorus. Im ersteren beschränkt sich Billy Nelson auf den Grundton und die Septime. Allerdings verteilt er diese auf drei Oktaven! Im achten Takt des Verses spielt er ein Fill, welches von der Sexte C# chromatisch zum Grundton E zurückführt. Dieser Beginn auf der Sexte sorgt kurz für harmonische Spannung und verstärkt dadurch noch zusätzlich die Wirkung des Fills als Überleitung zur nächsten „Großen 1“.
Wie bereits erwähnt, doppelt Billy im Chorus das Gitarrenriff, welches erneut die Sexte C# plus Teile der E-Moll-Pentatonik (E-G-A-B-D) ins Spiel bringt. In der Summe ergibt dies die dorische Tonleiter von E (E-F#-G-A-B-C#-D).
“(Standing On) Shakey Ground” – Basssound
Welchen Bass Billy Nelson für die Aufnahme von „Shakey Ground“ einsetzte, kann ich nicht zu 100% sagen. Aber dem Sound und der Zeit nach zu urteilen, bin ich mir ziemlich sicher, dass es sich um einen Fender Jazz Bass handelt.
Gerade die angerissenen Töne im Vers klingen doch sehr verdächtig nach dem zweiten großen Wurf von Leo Fender. Der prägnante und fette Sound mit bedeckten Höhen und keinerlei Bundgeräuschen deutet zudem auch auf die Verwendung von Flatwound-Saiten hin. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde der Bass direkt ins Pult aufgenommen, mit etwas Equalizer versehen und komprimiert. Unterm Strich haben wir es hier mit einem typischen Basssound des Record-Labels “Motown Records” zu tun.
Zusätzliche Effekte oder andere Besonderheiten sind nicht zu hören. Mit jedem passiven Jazz oder Precision Bass (letzteres Modell habe ich auch für die Aufnahmen verwendet!) sowie etwas zurückgedrehter Höhenblende ist man auf jeden Fall auf einem guten Weg, um dem originalen Basssound von „Shakey Ground“ nahezukommen!
“(Standing On) Shakey Ground” – Bass-Transkription
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal,
euer Thomas Meinlschmidt