Wenn das schottisch/australische Urgestein AC/DC eine neue Scheibe veröffentlicht, ist das immer etwas Besonderes! Nach einigen Schicksalsschlägen in den vergangenen Jahren, allen voran dem Tod Malcolm Youngs, hatten selbst einige der treuesten Fans die Hoffnung auf neue Songs bereits aufgegeben. Immerhin hatte sich auch Sänger Brian Johnson aufgrund gesundheitlicher Probleme schon in den Ruhestand verabschiedet, und seitens der Band hieß es lange, dass man eigentlich gar nicht mehr vorhabe, ins Studio zurückzukehren. Daher schlug die Nachricht einer neuen Scheibe von AC/DC ein wie eine Bombe! Nach der Rückkehr von Drummer Phil Rudd bildet dieser gemeinsam mit dem ebenfalls wieder zurückgekehrten Bassisten Cliff Williams wieder die unerbittliche Groovemaschine dieser legendären Band. Die erste Single-Auskopplung aus dem neuen Album “Power Up” hört auf den Namen “Shot In The Dark” und bietet einmal mehr alles, was man von AC/DC erwartet. Da die Gruppe nicht alle Tage eine Single veröffentlichen, tauchen wir in diesem Workshop in die tolle Rock-Bassline zu “Shot In The Dark” ein.
“Shot In The Dark” – Originalversion und -video
Wie immer schauen wir uns zunächst das offizielle Video an – hier ist “Shot In The Dark” in der Originalversion:
“Shot In The Dark” – Tonmaterial
Es gibt sie also doch noch – aus der Hüfte gespielte drückende Rocksongs im Standardtuning ohne tiefergestimmte Gitarren. “Shot In The Dark” bedient sich der Tonleiter-Töne der Skala A mixolydisch (A, B, C#, D, E, F#, G), was der Tonart D-Dur entspricht. Der Akkord A-Dur ist hier jedoch sehr dominant und eindeutig das tonale Zentrum, daher ist A mixolydisch hier eher zutreffend. Darüber hinaus kommt im Pre-Chorus von “Shot In The Dark” mit C-Dur noch ein sogenannter “Leih-Akkord” aus A-Moll hinzu.
Bassist Cliff Williams spielt hier einmal mehr ausschließlich die Grundtöne der Akkorde, keinerlei Bass-Fills oder melodische Variationen. Ganz klar: diese Bassline dient einzig und allein dem Song – was ja auch ein essentieller Bestandteil der Bassfunktion bei AC/DC ist!
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“Shot In The Dark” – Rhythmik
Der typische Groove von AC/DC ist einzigartig in der Geschichte der Rockmusik! Das spezielle Feeling der fünf Jungs lässt sich schwer in Worte fassen, aber es gibt doch einige stilistische Merkmale, die man in nahezu jedem AC/DC-Song findet.
Die Drums etablieren mit Bassdrum und Snare zumeist einen Viertelpuls mit wenigen Variationen. Cliff Williams komplettiert diesen Puls mit straighten Achtelnoten. Die Rhythmusgitarren spielen hierzu messerscharfe Riffs, deren Start- und vor allem Endpunkte häufig auf den Achteln zwischen den Pulsschlägen liegen. Auf diese Weise interagieren sie mit dem Puls der Drums und die Grooves besitzen stets eine Art Leichtigkeit, da die einzelnen Elemente sich ergänzen und nicht alle das Gleiche spielen. Dieses Konzept hören wir auch hier bei “Shot In The Dark”.
“Shot In The Dark” – Basssound
Abgesehen von wenigen Ausnahmen wurde Cliff Williams entweder mit einem Fender Precision oder mit einem Music Man Stingray gesehen. Letzterer war sein Hauptinstrument in den vergangenen 40 Jahren, gerne auch mit (geschliffenen) Flatwound-Saiten bestückt.
Cliffs Sound auf “Shot In The Dark” wirkt wieder einmal rund und fett mit weichem Top End, was auf die oben genannte Kombination inklusive eines mikrofonierten Bassamps schließen lässt ‑ zumindest wäre das mein persönlicher Tipp!
Viel wichtiger als jedes Equipment ist jedoch, wie Cliff spielt: Er schlägt mit dem Plektrum an und benutzt dabei in der Regel ausschließlich Downstrokes (Anschlagsbewegung nach unten), was deutlich gleichmäßiger klingt als Down- und Upstrokes im Wechsel. Zusätzlich dämpft er die Saiten ab mit dem Handballen der Anschlagshand. Auf diese Weise werden die Strings am Ausschwingen gehindert und die Achtel klingen kürzer und differenzierter.
“Shot In The Dark” – Noten/TAB/Playback
An dieser Stelle dieses Bass-Workshops gibt es etwas Besonderes, denn unser geschätzter Kollege Haiko Heinz aus der Gitarren-Redaktion von bonedo hatdenselben Song ebenfalls bearbeitet. Haiko stellt uns freundlicherweise seine Gitarrenspuren als Play-Along für unseren Bass-Workshop zur Verfügung. Das Playalong von “Shot In the Dark” reicht vom Intro bis zum Ende des ersten Refrains – danach folgen im Original nämlich nur noch ausschließlich Wiederholungen.
Viel Spaß mit “Shot In The Dark” und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt