Es gibt nur wenige Songs, bei denen die verbreitete Stimmung und der Titel und so perfekt miteinander harmonieren wie bei “Lovely Day”. Hört man das Lied im Radio, so bekommt man unweigerlich gute Laune! Erschienen ist “Lovely Day” im Jahr 1977 auf “Menagerie”, dem sechsten Studioalbum des amerikanischen Sängers Bill Withers. Der Song wird durch eine sowohl melodisch wie rhythmisch auffällige Bassline getragen. Grund genug, die sensationelle Bassline (gespielt von Bassist Jerry Knight) dieses Welthits einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
“Lovely Day” – Video
Wie immer gibt es an dieser Stelle zuerst das Video zum Song:
“Lovely Day” – Rhythmik
“Lovely Day” besteht im Wesentlichen aus lediglich zwei Teilen, denn Intro, Vers und Chorus sind identisch, was die Bassline anbetrifft. Dazu gesellt sich noch der Pre-Chorus. Der dominante Rhythmus des Songs besteht aus zwei Achteln auf der Zählzeit 1, einer punktierten Achtel auf der 2e (zweite Sechzehntel der 2) sowie einer Viertel auf der 3.
Alle zum Einsatz kommenden Töne werden hier “staccato” – also sehr kurz – gespielt, was die Sache noch markanter macht. Und siehe da: Mit diesem Grundgerüst würde der Song tatsächlich bereits funktionieren. Die Variationen dienen dazu, den Track abwechslungsreich zu gestalten.
Im Pre-Chorus wird die Rhythmik hingegen etwas reduziert, die schweren Zählzeiten 1 und 3 (inklusive des Sechzehntel-Auftakts) stehen hier im Vordergrund. Danach geht es mit dem Chorus weiter, in welchem das Arrangement dichter wird, die Bassline aber im Wesentlichen identisch zum Vers bleibt.
“Lovely Day” – Tonmaterial
Der Song befindet sich in der Tonart E-Dur, die die Töne E, F#, G#, A, B, C# und D# beinhaltet. Diese benutzte auch Bassist Jerry Knight – allerdings steht immer erst einmal der Grundton im Vordergrund. Skalentöne kommen lediglich für Überleitungen oder Variationen zum Einsatz.
Eine schöne und interessant klingende harmonische Wendung gibt es am Ende einer jeder viertaktigen Phrase des Verses bzw. des Refrains: Hier findet sich das Phänomen des sogenannten “Modal Interchange”, also dem Austausch zwischen zwei Modi.
Übersetzt bedeutet das Folgendes: Man nimmt einfach Akkorde aus E-Moll und nutzt sie in einem Song, der sich eigentlich in E-Dur befindet. In unserem speziellen Fall trifft dies auf die Akkord A-Moll und C-Dur zu, welche ja eigentlich beide aus der Tonart E-Moll stammen und einfach kurzzeitig “ausgeliehen” werden (daher auch der alternative Begriff “Leihakkorde”).
“Lovely Day” – Basssound
Bassist Jerry Knight nutzte aller Wahrscheinlichkeit nach einen Fender Precision Bass mit Flatwound-Saiten. Ein Jazz Bass, bei welchem lediglich der Halspickup gefeatured wird, wäre ebenfalls sehr passend.
Ich würde hier klanglich auf das reine D.I.-Signal tippen. Wahrscheinlich kam also kein Bassamp zum Einsatz. Falls dennoch ein Bassverstärker im Spiel kam, so war zu dieser Zeit der Ampeg B15 der absolute Standard innerhalb der Szene.
Um diesen Basssound zu Hause nachzubauen, ist ein passiver Precision oder Jazz Bass auf jeden Fall generell zu empfehlen. Hier kann man mit dem Zurückdrehen der passiven Tonblende tolle Vintage-Sounds erzielen. Es gilt im Allgemeinen: Wenig Höhen und wenig Low End, dafür aber die tiefen Mitten etwas featuren, dann sollte man in jedem Fall auf dem richtigen Weg sein!
“Lovely Day” – Transkription
Hier findet ihr alle Noten/TABs und das von mir eingespielte Klangbeispiel.
Bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt