Am 08.12.2021 verstarb mit Robbie Shakespeare eine weitere Basslegende. Zusammen mit seinem kongenialen Partner Sly Dunbar an den Drums bildete Robbie Shakespeare so etwas wie den “Goldstandard für Reggae-Rhythmusgruppen”. Im Laufe ihrer Karriere veredelten die “Riddim Twins” – so der Spitzname des genialen Rhythmusgespanns – die Grooves von unzähligen Stars dieses Genres wie Peter Tosh, Black Uhuru und vielen mehr. Aber auch diverse Pop-Größen schätzten die Dienste des Duos, wenn sie ihrer Musik einen Reggae-Touch verleihen wollten. So kam es zu Kooperationen mit Sting, Joe Cocker, Simply Red, Bob Dylan usw. Um Robbies immenses Werk zumindest etwas zu würdigen, habe ich heute Bob Dylans “Jokerman” ausgewählt. Dieser Song demonstriert sehr schön, wie Sly & Robbie die Popwelt in den 80er-Jahren beeinflussten und ihr ihren Stempel aufdrückten.
“Jokerman” – Video
Wie immer hören und schauen wir zunächst kurz in das Original hinein:
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“Jokerman” – Rhythmik
Reggae-Grooves besitzen eher selten wirklich komplizierte Rhythmen, weil dies dem Feeling der Musik entgegenwirken würde. Vielmehr geht es darum, einen konstanten Fluss zu erzeugen, der möglichst immer gleich bleibt.
Genau dieser Formel folgt auch “Jokerman”: Im Vers sorgt ein zweitaktiger Loop mit einer konstanten Achtel-Bassline für eine nahezu hypnotische Stimmung. Im Pre-Chorus bleibt das konstante Achtel-Pattern bestehen und wird erst im Chorus durch einen poplastigen Groove etwas aufgelockert, bei dem Robbie dem Gesang von Bob Dylan deutlich mehr Luft lässt.
“Jokerman” – Tonmaterial
Im Original steht der Song in Bb-Dur und Robbie nutzt die entsprechende Tonleiter (Bb, C, D, Eb, F, G, A) dieser Tonalität komplett aus. Im Vers beschränkt er sich auf Grundton, Quinte und Oktave des Bb-Dur-Akkords. Diese Reduktion auf das Wesentliche unterstützt hervorragend das bereits erwähnte loopartige Feeling.
Im Pre-Chorus steigert Robbie die Anzahl der unterschiedlichen Noten pro Akkord und bringt auf diese Weise mehr Melodik ins Spiel. Der Chorus hat abermals mehr Abwechslung zu bieten, denn Robbie verlässt hier sein etabliertes Pattern und spielt sehr skalenorientiert, was einen schönen Kontrast zu vorherigen Variante mit Grundton, Quinte und Oktave bildet.
Einmal mehr kann man hier gut beobachten, wie man die tonalen Bausteine – in diesem Fall die Tonleiter – musikalisch und gewinnbringend einsetzen kann, um den Song in unterschiedliche Abschnitte zu gliedern.
“Jokerman” – Basssound
Robbie Shakespeare war im Laufe seiner Karriere mit unzähligen Instrumenten zu sehen. Seine “Homebase” war aber fraglos der Fender Jazz Bass. Auf Fotos ist er mit den unterschiedlichsten Ausführungen dieses Klassikers zu sehen, die er je nach Bedarf mit Flatwound- (geschliffenen Saiten) oder Roundwound-Saiten (ungeschliffenen Saiten) bestückte.
Welchen Bass er auf “Jokerman” verwendete, vermag ich nicht zu sagen, aber ein J-Bass scheint mir durchaus wahrscheinlich. Definitiv finden sich hier typische Reggae-Klangattribute, wie wenig Höhen und kaum Attack. Gerne wird hierfür im Studio auch ein Low-Pass Filter verwendet, um die Höhen entsprechend zu beschneiden. Robbies Ton ist relativ kurz und trocken – in der Summe hat er schon fast etwas von einem Synthie-Bass. Wenn man einen derartigen Sound realisieren möchte, kann z. B. ein Schwamm unter den Saiten zusätzliche Unterstützung bieten.
Alternativ kann man sich aber auch eines der zahlreichen Muting-Tools am Markt bedienen, die dasselbe Ziel wie der klassische Küchenschwamm an der Bridge verfolgen. Ansonsten klingt mir die Bassspur nach einer Aufnahme über einen Recording-Preamp oder eine D.I. Box – bewegte Luft eines Speakers ist hier nach meiner Wahrnehmung nicht zu hören!
“Jokerman” – Transkription
Nachfolgend findet ihr die Noten/TABs und ein von mir eingespieltes Klangbeispiel zu “Jokerman”.
Viel Spaß mit dieser kraftvollen Bassline von Robbie Shakespeare und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt