Am 03.02.2024 hat uns mit Aston „Family Man“ Barrett leider eine weitere Basslegende verlassen. Seit 1970 war Barrett Bassist der Band „The Wailers“, die jahrelang keinem Geringeren als Reggae-Ikone Bob Marley zur Seite stand. Vor einiger Zeit widmeten wir dem Werk dieses Gespanns bereits einen ausführlichen Artikel. Dennoch wollen wir uns heute noch einmal vor Aston „Family Man“ Barrett, seinem Schaffen und seinem Einfluss auf die Basswelt verneigen. Dafür dient uns Bob Marleys Hit „Three Little Birds“. Der Song ist wohl so etwas wie die Blaupause für die viel zitierten „Positive Vibrations“ im Reggae. Schon allein der Satz „Don’t You Worry About A Thing! Everything Is Gonna Be Alright!“ sagt alles! Aston Barrett steuerte zu dem Track eine authentische Reggae-Bassline bei, die ebenfalls vor guter Laune nur so strotzt.
“Three Little Birds“ – Video
Hier wie gewohnt zunächst das Original im Video:
„Three Little Birds“ – Rhythmik
„Relax!“ – so lautet hier durchweg die Devise! Auf entspannten 74 bpm lassen uns die zumeist zu spielenden Achtelnoten nicht ins Schwitzen kommen. Hinzu gesellen sich noch – vor allem bei den melodischen Fills – ein paar Sechzehntel-Variationen, die uns bei diesem Tempo aber ebenfalls nicht aus der Fassung bringen sollten.
Interessant sind die drei minimalen Variationen auf der Zählzeit 1: Hier finden wir entweder zwei Achtel, vier Sechzehntel oder eine Gruppe aus Sechzehntel-Achtel-Sechzehntel. Da der harmonische Kontext fast immer gleich bleibt, sorgen diese kleinen rhythmischen Veränderungen nahezu im Alleingang für die Unterteilung der Form.
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„Three Little Birds“ – Tonmaterial
Die Moll-Pentatonik bzw. die Blues-Tonleiter prägt mit ihrem dreckigen Sound zahlreiche Genres, wie Rock, Blues, Funk etc. Im Reggae dagegen überwiegen nicht selten „fröhliche“ Sounds, welche durch die Verwendung der Dur-Pentatonik oder verschiedener Dur-Dreiklänge zustande kommt. Auf diese Weise wird die zumeist positive Stimmung im Reggae vortrefflich unterstützt.
Exakt diesen Effekt finden wir auch in „Three Little Birds“: Der Song steht in A-Dur mit den entsprechenden Tönen A, B, C#, D, E, F# und G#. Harmonisches Gerüst sind die drei Hauptstufen A-Dur (I), D-Dur (IV) und E-Dur (V).
Aston Barrett setzt hier viel auf den Grundton, da auch das Piano teilweise die Bassfunktion doppelt. Für kleine Fill-Ins verwendet er zudem entweder die Dreiklänge von A-Dur (A, C#, E) oder D-Dur (D, F#, A) bzw. die A-Dur-Pentatonik mit ihren Tönen A, B, C#, E, F#.
Diese kleinen Fills nutzt Aston auch, um die Form zu gliedern: Spielt er im Chorus auf den Zählzeiten 3 und 4 eines jeden Taktes ein Fill, reduziert er im Vers die Anzahl und bringt erst in jedem zweiten Takt ein Bass-Fill zum Einsatz.
„Three Little Birds“ – Basssound
Die Reggae-Basslegende Astons Barrett liebte Jazz-Bässe aus dem Hause Fender, von denen er auch mehrere Exemplare besaß. Bestückt waren diese in der Regel mit Flatwound-Saiten, welche den typisch dumpfen Sound der Reggae-Basslines unterstützen.
Aston schlug die Saiten meistens sehr nahe am Hals an und stütze dabei den Daumen auf dem Griffbrett ab. Diese Position fördert abermals das typische Soundideal im Reggae mit wenig Attack, wenig bis keinen Höhen und einer Menge wuchtigen Low Ends.
Und genauso klingt es auch in „Three Little Birds“! Besitzt man einen passiven Bass mit Flatwound-Saiten, so liegt man hier folglich schon einmal ganz weit vorne. Nutzt man dazu noch Astons Spieltechnik, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Ein Low Pass Filter, welcher nur die tiefen Frequenzen durchlässt, kann ebenfalls sehr hilfreich sein.
„Three Little Birds“ – Transkription
Hier findet ihr die Noten, TABs sowie das von mir eingespielte Klangbeispiel.
Viel Spaß mit diesem Reggae-Klassiker und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt