Charlie Puth gilt schon seit einigen Jahren als Wunderkind, auch wenn das mit seinem Alter von 32 Jahren sicherlich nicht mehr ganz zutreffend ist. Mit einem absoluten Gehör gesegnet, komponiert und produziert er die meisten seiner Songs selbst. Charlies Werdegang ist eine Art Blaupause für viele moderne Karrieren, denn er erlangte erste Berühmtheit durch YouTube-Videos. Der ganz große Durchbruch gelang dann 2019 mit der Single „Attention“. In einem eindrucksvollen Doku-Video zeigt Charlie, wie er diesen Song komponierte und ganz im Alleingang in seinem Wohnzimmer produzierte. Auch wenn dies weit entfernt ist von der guten alten „Band-im-Proberaum“-Romantik, ist es einfach beeindruckend, diesen Clip anzusehen. Zu unserem Glück hat Charlie Puth ein geschmackvolles Händchen für prägnante Basslines – und eine davon trägt „Attention“ nahezu im Alleingang. Da die Bassline „nur“ ein Loop aus vier Takten ist, was für einen Workshop etwas wenig wäre, schauen wir bei dieser Gelegenheit gleich noch etwas über den Tellerrand hinaus und bauen unser eigenes Play-Along mit Akkorden für „Attention“.
„Attention“ – Video
Hier seht und hört ihr das offizielle Video zum Song:
Und hier der enorm interessante Clip, wie der Song zustande kam:
„Attention“ – Rhythmik
Der rhythmische Anker der Bassline ist die Figur auf den ersten beiden Viertelnoten. In Zahlen ausgedrückt ist dies die Zählzeit 1, die 1e (vierte Sechzehntel der 1), die 2te (zweite Sechzehntel der 2) und die 2+. Diese Figur findet sich in allen vier Takten. Die Takte 1 und 2 weisen jeweils unterschiedliche zweite Hälften auf: Die eine ist etwas luftiger, die andere dafür etwas dichter. Takt 3 und 4 teilen sich ab Zählzeit 3 mit vier Achtelnoten die gleiche rhythmische Figur. Das war es auch schon – viel mehr gibt es bei einem vier Takte langen und sich ständig wiederholenden Loop auch nicht zu analysieren.
„Attention“ – Tonmaterial
„Attention“ passiert auf den Akkorden Eb, Db, Bbm, und Cb. Eindeutig befinden wir uns in der Tonart Eb-Moll mit ihren Tönen Eb, F, Gb, Ab, Bb, Cb und Db. Sämtliche Akkorde bestehen ebenfalls aus diesen Tönen, ebenso wie die Bassline.
Die einzige Ausnahme bildet der chromatische Abstieg von Db zu Bb im zweiten Takt des Loops. Kern der Bassline ist bei jedem Akkord, Grundton, Oktave und Septime. Wie bereits erwähnt, fällt lediglich der chromatische Abstieg und zwei Überleitung mit Oktaven im dritten und vierten Takt kurz aus der Reihe.
Kommen wir also zu den Akkorden, diese sind wie folgt aufgebaut:
- Ebm: Eb, Gb, Bb
- Db: Db, F, Ab
- Bbm: Bb, Db, F
- Cb: Cb, Eb, Gb
Die einfachste Variante, um die Akkordfolge selbst zu spielen, zum Beispiel für einen Looper oder in die DAW auf dem Computer, sind Dezimen. Diese bestehen aus dem Grundton und der um eine Oktave erhöhten Terz. Noten und Sounds dazu gibt es weiter unten.
Eine weitere Ausbaustufe wäre, die vollständigen Akkorde zu spielen, also Grundton, Terz und Quinte. Da die Bassline schon den Job des Grundtons übernimmt, können wir uns auf Terz und Quinte konzentrieren. Noten und Sounds dazu gibt es ebenfalls weiter unten. Beide Varianten kann man rhythmisch natürlich nach eigenem Gusto gestalten.
„Attention“ – Spieltechnik und Basssound
Wie man in dem „ Attention Breakdown“-Video sehen kann, kommt der Bass aus der Konserve. Die einzigen beiden Faktoren, die wir festmachen können, sind, dass es sich um einen 5-Saiter handelt, der mit Fingern gespielt wird. Falls man keinen 5-Saiter besitzt, kann man natürlich die ersten beiden Takte eine Oktave höher spielen – das klingt aber im Vergleich zum Original zwangsläufig etwas dünn.
Der Sound auf „Attention“ hat charakterliche Züge von Flatwound-Saiten und einem Split Coil bzw. Neck Pickup. Für den Punch ist noch eine gute Portion Mitten zu hören. Die wenigsten von uns haben vermutlich einen 5-Saiter mit Flatwounds bestückt. Ich würde mich daher gar nicht zu sehr am Original festbeißen, sondern einfach das verwenden, was im heimischen Bass-Ständer zur Verfügung steht. Auf meiner Aufnahme ist ein J-Style 5-Saiter mit beiden Pickups und eine 4x10er Cab Sim zu hören.
„Attention“ – Transkription
Hier findet ihr die Transkription und das von mir eingespielte Klangbeispiel.
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt