Die Wahl-Londonerin Dua Lipa ist spätestens seit ihrem letzten Album „Future Nostalgia“ eine DER Popstars der neuen Generation. Ihr Sound jedoch ist geprägt vom Disco-Funk der 1970er-Jahre – wenn auch verpackt in hochmoderne Produktionen! Kein Wunder also, dass Dua Lipa die Ehre hatte, einen Titel zum Soundtrack des enorm erfolgreichen „Barbie“-Spielfilms beizutragen. Die Single „Dance The Night“ trägt alle Merkmale Dua Lipas, und dank diverser Co-Produzenten (z. B. Mark Ronson) klingt das Ganze extrem fett. Ein weiterer Produzent war Andrew Wyatt, der auch für die funky Bassline verantwortlich zeichnet. Mit ihren Synkopen und melodischen Elementen ist die Basslinie ein Paradebeispiel für Disco-Grooves im Stile des Großmeisters Bernard Edwards (Chic, Sister Sledge …).
„Dance The Night“ – Video
Hier seht und hört ihr den Song im Original von Dua Lipa:
„Dance The Night“ – Rhythmik
Wie bei nahezu allen Disco-Grooves haben wir es auch bei „Dance The Night“ mit einem straighten, pulsorientierten Drumbeat zu tun. Dieser ist derart stabil und dominant, dass wir dadurch mehr Freiheiten gewinnen. Diese nutzt Andrew Wyatt am Bass auch beispielhaft aus: Gemeinsame Akzente mit den Drums sind bei „Dance The Night“ im Wesentlichen auf die Zählzeit 1 reduziert.
Der Rest ist eher Interaktion zwischen Bassline und Puls. Im Vers folgt auf die Zählzeit 1 und die um eine Sechzehntel antizipierte 2 erst einmal viel Luft. Zählzeit 4 wird dann als Überleitung zur nächsten 1 genutzt.
Für dich ausgesucht
- Die besten Bass Riffs in Noten und Tabs – Dua Lipa: “Don’t Start Now”
- Die besten Bass Riffs in Noten und Tabs – Dua Lipa: “Break My Heart”
- Play-Alike Bernard Edwards – Bass-Workshop
- Die besten Bass Riffs in Noten und Tabs – Diana Ross: „Upside Down“
- Die besten Bass Riffs in Noten und Tabs – Dua Lipa: „Levitating“
Da im Chorus mehr Akkorde auftauchen, verdichtet sich folglich auch die Bassline. Die vorherige Lücke aus Zählzeit 2 und 3 wird nun durch einen Akzent auf der 2+ gefüllt, der jedoch nur von den Harmonie-Instrumenten und nicht auch vom Schlagzeug kommt.
„Dance The Night“ – Tonmaterial
Der Song steht in der Tonart H-Moll mit den Tönen H, C#, D, E, F#, G und A, und Andrew Wyatts Bassline generiert seine melodischen Motive auch aus dieser Auswahl. Zusätzlich bringt er einige chromatische Überleitungen ins Spiel.
Um die Akkorde zu etablieren, spielt Andrew auf jeder ersten Zählzeit im Vers den Grundton und die Oktave. Diese Vorgehensweise behält er auch im Chorus bei, allerdings wechseln hier die Akkorde halbtaktig, und der Grundton des zweiten Akkords wird auf die 2+ antizipiert. Da im gesamten Lied eigentlich nur vier Akkorde vorkommen, gibt es hier auch nicht viel mehr zu analysieren.
„Dance The Night“ – Basssound
Wie bei vielen modernen Pop-Produktionen ist der Basssound eine Mischung aus E- und Synthie-Bass. Ob Andrew Wyatt die Bassline gespielt oder „nur“ programmiert hat, vermag ich nicht zu sagen. Zumindest hört man deutlich einen E-Bass, und der Sound klingt verdächtig nach einem Precision Bass. Der Bass könnte allerdings auch aus der Konserve kommen. Aber ganz egal – so lange es gut klingt, soll uns das nicht stören!
Teil des Rezeptes für einen coolen Basssound sind sicher ein guter Preamp und etwas Kompression. Für eine Cab-Sim ist der Sound meines Erachtens zu höhenreich, eine Mischung aus cleanem Sound und Cab-Signal ist aber durchaus vorstellbar. Letztlich klingt es aber nach einem soliden P-Style Bass ohne spektakuläre Merkmale, aber die braucht so ein Instrument bekanntermaßen ja auch nicht. Wer keinen Bass dieser Art besitzt – kein Problem, in diesem Fall sollte man ähnlich gut mit nahezu jedem anderen Bass zurechtkommen!
„Dance The Night“ – Transkription
Bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt