Was haben Stars wie Elvis Presley, Wilson Pickett, Bobby Womack, Aretha Franklin, Neil Diamond, Dusty Springfield und viele andere gemeinsam? Sie alle nahmen mehrere Hits im legendären „American Sound Studio“ auf. Dabei wurden sie von der ebenfalls legendären Hausband The Memphis Boys unterstützt. Dies gilt auch für das Album „From Elvis From Memphis“ von 1969 von Elvis Presley. Hier liebäugelte der „King of Rock“ stark mit der immer beliebter werdenden Popmusik. Vor allem die beiden Hits „In The Ghetto“ und „Suspicious Minds“ stechen dabei hervor. Veredelt wurden diese mit äußerst fantasievollen Basslines, für die höchstwahrscheinlich Bassist Tommy Cogbill verantwortlich zeichnet. Neben Tommy war bei den „The Memphis Boys“ noch Mike Leech am Bass – vieles spricht jedoch für Tommy. Heute kümmern wir uns ausführlich um seine Bassline von „In The Ghetto“, von der man in vielerlei Hinsicht lernen kann.
„In The Ghetto“ – Video
Hier wie immer zunächst das Original-Video zum Song:
„In The Ghetto“ – Rhythmik
Die Basis dieser genialen Bassline sind die Schwerpunkte auf den Zählzeiten 1 und 3. Letztlich könnte man den Song auch nur mit Halben Noten spielen, doch das wäre natürlich etwas fade. Tommy Cogbill lockert das Ganze daher immer wieder mit kleinen Sechzehntel-Überleitungen auf. Zudem wechselt er zwischendurch auf ein pulsbetontes Spiel, ehe es zurück auf Halbe bzw. Ganze Noten geht.
Hört man den Song und verfolgt gleichzeitig die Transkription, kann man sehr gut erkennen, wie Tommy Cogbill mit seinem Spiel der Dramaturgie des Songs folgt beziehungsweise diese ausgiebig mitgestaltet. Zentraler Angelpunkt bleiben dabei jedoch stets die Zählzeiten 1 und 3.
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Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die Sechzehntel-Noten nicht binär, sondern mit einem Swing-Feel interpretiert werden. Die zweite und vierte Sechzehntel einer Viertel-Note werden also etwas später (und folgerichtig auch kürzer) gespielt.
„In The Ghetto“ – Tonmaterial
„In The Ghetto“ befindet sich in der bei Saiteninstrumenten nicht ganz so beliebten Tonart Bb. Diese beinhaltet die Töne Bb, C, D, Eb, F, G, und A. Und Tommy Cogbill nutzt auch eben diese Töne, um immer wieder mit kleinen melodischen Ideen zu glänzen.
Während er sich in den ruhigen Passagen in erster Linie auf den Grundton reduziert, setzt er wiederum melodische Elemente aus der Tonleiter gezielt ein, um „In The Ghetto“ dynamisch zu lenken und zu strukturieren.
„In The Ghetto“ – Basssound
Welchen Bass genau Tommy bei den Aufnahmen verwendet hat, lässt sich nicht 100%ig sagen. Sehr wahrscheinlich ist es aber ist sein legendärer 1966er Fender Precision Bass in Sunburst-Lackierung mit Gold-Schlagbrett, auf dem höchstwahrscheinlich Flatwound-Saiten aufgezogen waren. Das kurze Sustain lässt zudem vermuten, dass zum Dämpfen der Saiten zusätzlich z. B. ein Schwamm zum Einsatz kam. Es existieren im Netz übrigens auch mehrere bekannte Bilder, auf denen Elvis Presley persönlich den 1966er Fender Precision Bass in Händen hält.
Beim Thema „Verstärkung“ würde ich einen Ampeg B15 vermuten, aber auch die Aufnahme in eine D.I.-Box wie der zur damaligen Zeit üblichen „Motown D.I.“ (wird heute von ACME nachgebaut) ist durchaus denkbar.
Zum Nachbauen des Sounds ist natürlich ein Precision Bass oder ein vergleichbares Bassmodell immer gut. Mit dem Zurückdrehen der Tonblende, einem Schwamm zum Dämpfen der Saiten und einem Boost der tiefen Mitten bei ca. 200 Hz kommt man diesem Sound aber auch ohne Flats und Ampeg B15 schon sehr nahe.
„In The Ghetto“ – Transkription
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt