Am 6. Juli 2020 verstarb der berühmte Filmkomponist Ennio Morricone – Grund genug, den Altmeister mit einem Workshop zu seiner Komposition “My name is Nobody” zu ehren! Der 1928 in Rom geborene und stets dort lebende Musiker schuf eine gewaltige Anzahl an Werken, von denen viele mehrfach ausgezeichnet wurden. Darüber hinaus schafften es ungewöhnlich viele seiner Kompositionen sogar in die Charts und wurden im Radio gespielt – eine große Ausnahme im Filmmusik-Genre!
Natürlich kennt jeder die legendären Melodien aus Filmen wie “Spiel mir das Lied vom Tod”, “Zwei glorreiche Halunken” oder zuletzt 2015 in Quentin Tarantinos Western-Hommage “The Hateful Eight”. Alleine auf der Plattform www.discogs.com findet man unter “Ennio Morricone” sage und schreibe 1.222 Einträge bzw. Veröffentlichungen!
Ein spezielles Werk kann man bis heute besonders oft im Radio hören: Es ist der Title-Track aus dem Film “Mein Name ist Nobody” mit Terence Hill in der Hauptrolle. 1974 schaffte es die Singleauskopplung sogar kurzzeitig in die deutschen Charts. Den Song kennt garantiert Jeder! Was aber sicherlich nicht jedem aufgefallen sein dürfte, ist, wie genial der Basspart in dem spärlichen Arrangement im Zusammenspiel mit der Melodie agiert.
Es ist leider nicht 100%ig klar, wer der Studiobassist auf dieser Aufnahme ist. Laut Auskunft von Gitarrist Silvano Chimenti und Percussionist Vincenzo Restuccia, die ebenfalls auf dem Track zu hören sind, war es höchstwahrscheinlich der Bassist Tonino Ferrelli, der zu jener Zeit eigentlich immer die Morricone-Sessions einspielte. Weil auch das Thema, bzw. die Melodie auf den Bass übertragen sehr interessant klingt, behandelt der heutige Workshop beide Aspekte: Melodie und Bassbegleitung!
„My Name Is Nobody“ – Originalaufnahme/Originalvideo
Hier könnt ihr euch den Original-Track auf YouTube anhören:
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Mehr Informationen„My Name Is Nobody“ – Songstruktur
Im Gegensatz zu einem Song in der Pop-Tradition ist die Form von “Mein Name ist Nobody” leicht variiert. Da es sich um Filmmusik handelt, verwende ich in der Listendarstellung (und den Noten) ergänzend den Begriff “Thema 1, 2 & 3” zur deutlicheren Zuordnung der Teile anstelle nur der etablierten Begriffe wie Strophe, Chorus, Bridge etc.
Die Komposition beginnt mit dem Chorus und leitet dann in die Strophe über, die wiederholt wird (im Original mit der Flöte gespielt). Darauf folgt jedoch nicht – wie eigentlich zu erwarten – wieder der Chorus, sondern direkt ein C-Teil, dann gefolgt von Chorus, Strophe, Chorus und dem Schluss.
Hier der Songaufbau auf einen Blick:
- Intro
- Chorus (A1) Thema 1
- Interlude
- Strophe (B1) Thema 2
- Strophe (B2) Thema 2
- C-Teil (C) Thema 3
- Chorus (A2) Thema 1
- Interlude
- Strophe (B3) Thema 2
- Chorus (A3) Thema 1
- Outro & Fine
Tempo
Das Tempo “kreist” um 111 bpm, was heißen soll, dass es permanent ein wenig schwankt, wie es eben typisch ist für Aufnahmen aus jener Zeit und insbesondere bei orchestral angelegten Werken, welche im Studio live mit Dirigent eingespielt wurden.
Auch wenn der Clicktrack aus der heutigen Zeit im Studio kaum noch wegzudenken ist, so ist der echte Klebstoff, welcher die Musik zusammenhält, weniger ein externer Taktgeber, sondern die Verbindung jeder Note zur nächsten. Ein sich ständig neu kalibrierender Vorgang zwischen den Musikern und dem, was die Musik erfordert. Wahre Magie!
Thema 1 (Chorus)
Der Song bewegt sich über die Grundtonart D-Dur. Der Refrain bleibt dabei einfach nur auf der ersten und fünften Stufe mit einer sehr einprägsamen und simplen Melodie. Der Bass verwendet strikt als Tonmaterial jeweils den Grundton und die Quinte des Akkordes.
Zwar bilden Achtel die Basis der Figur, aber das generelle Feeling des Songs wird von Sechzehnteln gestaltet. Vor allem die Akustikgitarre mit ihrem Picking liefert hier feinmaschige Timinginformationen. Auch der Bass spielt hin und wieder Sechzehntel. Die Art und Weise, wie sie gespielt werden, legt die Vermutung nahe, dass der Bass mit einem Plektrum gespielt wurde.
Thema 2 (Verse)
Das zweite Thema, im Original auf der Flöte gespielt, besteht vorrangig aus Viertel- und Achtelnoten, während der Bass nun beginnt, etwas lebhafter zu werden. Das Thema wird vollständig wiederholt und der Bass wird abermals intensiver mit leicht improvisatorischem Charakter. In den Noten ist die Wiederholung identisch mit dem ersten Durchgang, auf der Aufnahme weiche ich ebenfalls leicht davon ab.
Thema 3 (C-Teil)
Das dritte Thema, im Original von einem Chor gesungen, ist wirklich spannend und interessant in der Umsetzung auf dem Bass. Die zweistimmige Melodie bewegt sich in Terzen auf der D- und G-Saite, wiederum strikt das Tonmaterial aus D-Dur verwendend.
Der Bass bringt nun ordentlich Bewegung in die Sache – man kann davon ausgehen, dass die Noten in diesem Fall eventuell rein Leadsheet-orientiert waren und der Bassist dazu improvisieren durfte. Es lohnt sich hier wirklich im Detail zu studieren, wie der Basspart sich entwickelt, denn es ist gewissermaßen die “hohe Schule”, wie Bass und Melodie sich gegenseitig umspielen und ergänzen und trotz hoher Beweglichkeit niemals miteinander kollidieren.
“My Name Is Nobody” – Basssound
Für den Basssound auf der Originalaufnahme tippe ich entweder auf einen Precision Bass mit Flatwound-Saiten oder einen Sechssaiter in der Art eines Fender VI mit geschliffenen Saiten. Diese recht seltenen Bässe sahen der Fender Mustang-Gitarre sehr ähnlich und waren eine Hybridkonstruktion aus Bass und Gitarre.
Sie waren eine Oktave tiefer gestimmt als die Gitarre und besaßen eine etwas längere Mensur, ließen sich wegen ihres engen Stringspacings jedoch ähnlich wie eine Gitarre komfortabel mit Pick spielen. Noch heute werden derartige Instrumente als preiswerte Squire “Classic Vibe VI”-Bässe von Fender hergestellt und vertrieben.
„My Name Is Nobody“ – Audios und Noten
Für die Aufnahmen habe ich einen Fender Precision mit La Bella Deep Talkin’ Bass 760FS (Flatwound-Saiten in den Stärken .045, .065, .085, .105) für den Basspart verwendet. Die Melodie entstand auf einem Fodera Monarch Standard Classic, der nur mit dem Bridge-Tonabnehmer gespielt wurde. Nachfolgend findet ihr Aufnahmen und Noten. Ihr habt durch die verschiedenen Playalongs die Möglichkeit, entweder mit der Melodie oder dem Bass getrennt mitzuspielen.
Melodie und Bass gemeinsam
Bass alleine (Playalong)
Melodie alleine
Viel Spaß mit diesem Klassiker, euer Oliver