Die Band Fleetwood Mac wurde 1966 vom britischen Gitarristen Peter Green gegründet und war ursprünglich eine reine Bluesband. Weitere Mitglieder waren Drummer Mick Fleetwood, Keyboarder Jeremy Spencer sowie Bassist John McVie. Schon bald stellten sich große kommerzielle Erfolge ein, welche aber auch ihre Schattenseiten mit sich brachten. Die Folge waren erschreckende Drogen-Exzesse und mehrere personelle Umbesetzungen. Als wichtigstes neues Mitglied stieß die Sängerin Stevie Nicks zu Fleetwood Mac, und zeitgleich erfolgte ein stilistischer Wechsel in Richtung Pop/Rock/Folk. Das zweite Album des neuen Lineups war „Rumours“, welches bis heute als Meisterwerk gilt und mit über 19 Millionen verkauften Einheiten eines der erfolgreichsten Alben der Rockgeschichte ist. In diesem Bass-Workshop nehmen wir den Hit-Song „The Chain“ unter die Lupe, zum welchem Bassist John McVie eine simple, aber ungemein wirkungsvolle Bassline beisteuerte.
„The Chain“ – Video
Hier kannst du zum Eingrooven den Song im Original hören:
„The Chain“ – Rhythmik
„The Chain“ ist ein Meisterwerk in Sachen Dramaturgie, Arrangement und Dynamik. Dies gilt ebenfalls für John McVies Bassline. Der Song besteht eigentlich aus zwei komplett unterschiedlichen Hälften. Die erste gliedert sich in Vers und Chorus, die zweite bildet das Outro, welches jedoch eine beträchtliche Zeit in Anspruch nimmt.
Im Vers der ersten Hälfte pausiert John und sorgt auf diese Weise für Dynamik und Spannung – nicht zu spiele kann eben auch mal sinnvoll sein! Im Chorus des Songs folgen dann schwere Staccato-Viertel vom Bass, welche aber bereits nach zwei Takten von längeren Tönen abgelöst werden. Interessant: Auch der Chorus wird folglich abermals in zwei Hälften unterteilt. Anschließend wiederholt sich das Ganze, wobei John im zweiten Chorus leicht variiert, um für mehr Abwechslung zu sorgen.
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Das Outro wird von einem prägnanten melodischen Motiv John McVies eingeleitet. Nach einem Drum-Build-Up wechselt die komplette Band in die Doubletime. John füllt dabei die Lücken seines zuvor luftigen Motivs mit verschiedenen Variationen von Viertel- und Achtelnoten. Auf diese Weise hebt der Song noch einmal richtig ab und endet dynamisch am höchsten Punkt , ehe er ausgefaded wird.
„The Chain“ – Tonmaterial
Auch in Sachen Tonmaterial bleibt es einfach, aber genial sowie enorm wirkungsvoll! „The Chain“ steht sich in der Tonart A-Moll, und John benutzt ausschließlich Töne der dorischen Tonleiter: A, B, C, D, E, F# und G.
Der einzige Unterschied von Dorisch zu „reinem“ A-Moll ist die erhöhte Sexte, also der Ton F# anstelle des F in der natürlichen Moll-Tonleiter.
Im Chorus verweilt John McVie zunächst vergleichsweise statisch auf den Grundtönen der Akkorde, um darüber hinaus im weiteren Verlauf des Refrains mit einem simplen, aber hoch wirkungsvollen Tonleiter-basierten Motiv Musikgeschichte zu schreiben.
„The Chain“- Basssound
In über 50 Jahren Karriere kommen bei einem Weltstar natürlich unweigerlich einige Bassmodelle zusammen. Obwohl John McVie immer wieder mit den beiden üblichen Verdächtigen Fender Precision Bass und Fender Jazz Bass gesehen wurde, galt seine Liebe zu Zeiten von „Rumours“ der US-Edelmarke Alembic. Auf „The Chain“ kommt sogar ein ganz besonderes Exemplar zum Einsatz: Ein Alembic Series One Fretless mit einem Griffbrett aus Edelstahl!
Für meine Ohren klingt es so, als wäre der Alembic mit Flatwound-Saiten bestückt worden. Die Strings werden von John offensichtlich mit einem Plektrum angeschlagen. Im Outro kommt dann als Sahnehäubchen noch ein leichter Chorus-Effekt ins Spiel.
Da John die klanglichen Eigenheiten eines Fretless-Basses in „The Chain“ (scheinbar ganz bewusst, um nicht zu viel Fokus auf den Bass zu lenken) nicht besonders ausnutzt, kommt man seinem Basssound auf diesem Hit aber auch mit so gut wie jedem bundierten Instrument schnell ziemlich nahe. Weitaus entscheidender ist hier sicherlich der Chorus-Effekt, der dem Sound im Outro die nötige Weite verleiht.
„The Chain“ – Transkription
Viel Spaß mit „The Chain“ und bis zum nächsten Mal,
euer Thomas Meinlschmidt