Herbie Hancocks Album „Empyrean Isles“ aus dem Jahre 1964 enthält mit dem Song „Cantaloupe Island“ wohl den größten Jazz-Hit aller Zeiten. Er wurde im Laufe der Zeit durch unzählige Coverversionen und Präsenz in Film und Fernsehen fester Bestandteil der Popkultur. Eigentlich gehört „Cantaloupe Island“ in die Kategorie „Jazz Standard“ und ist also laut Definition Teil eines Katalogs, der von Jazz-Musikern über die Jahrzehnte gespielt wird und so Stilentwicklungen überdauert. Das trifft auf „Cantaloupe Island“ zwar zu, wird dem Song aber nicht wirklich gerecht. In der Original-Aufnahme von 1964 war kein anderer als Jazzlegende Ron Carter am Bass und neben ihm Tony Williams an den Drums. Schon alleine aus diesem Grund lohnt sich ein Blick auf die Bassline – aber auch, weil der Track heutzutage fester Bestandteil nahezu jeder Jam-Session ist!
„Cantaloupe Island“ – Originalvideo
Hier das Video zum Song:
„Cantaloupe Island“ – Rhythmik
Nicht nur melodisch, sondern auch rhythmisch wird der gesamte Song von Herbie Hancocks grandiosem Pianospiel dominiert. Die Rhythmusgruppe um Ron Carter am Bass und Tony Williams an den Drums reduziert sich daher auf das Wesentliche: Ein eintaktiges Pattern mit Akzenten auf der Zählzeit 1 und der 2+, die eine antizipierte (vorgezogene) 3 darstellt.
Gegen Ende der Form spielt die gesamte Band für vier Takte Kicks auf der 1 und der 2+. Das war es dann aber auch schon! Die wenigen Noten der Bassline unterstützen bzw. ergänzen das Piano und auch die Melodie auf geradezu perfekte Weise. „Mehr“ wäre in diesem Fall fraglos „weniger“!
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„Cantaloupe Island“ – Tonmaterial
In der Abteilung „Tonmaterial“ passiert ähnliches wie zuvor bei der Rhythmik: Herbie Hancock deutet mit seinem Spiel zahlreiche unterschiedliche Akkorde an. Hinzu kommt die Melodie der Trompete. Auch hier ist also für die Bassline die Reduzierung auf das Wesentliche erste Bürgerpflicht.
Bei allen drei Akkorden spielt Ron Carter aus diesem Grund ein simples Pattern bestehend aus Grundton, Quinte, Septime und Oktave. Damit tritt er niemanden auf die Füße und nichts kann schiefgehen.
„Cantaloupe Island“ – Basssound
Hier gibt es keinerlei Geheimnisse: Im Original hören wir einen (natürlich akustischen) Kontrabass – wer einen besitzt und auch auf der Session dabei hat, liegt folglich ganz weit vorne.
Hat man lediglich einen E-Bass zur Hand, so Bass empfiehlt sich eher ein Vintage-Sound mit wenig Attack. Auf diese Weise kommt man dem dominanten Piano nicht in die Quere.
Unterstützen kann dies z. B. durch die Palm Mute Technik, bei der man mit dem Daumen die Saiten anschlägt. Weitere hilfreiche Faktoren sind ein passiver Bass bzw. Equalizer-Einstellungen, die die Höhen und/oder Hochmitten bedämpfen. Mitunter wird „Cantaloupe Island“ aber auch recht modern und funky interpretiert. Dann darf es beim Basssound natürlich ebenfalls entsprechend knallen.
„Cantaloupe Island“ – Transkription
Nachfolgend findet ihr die Noten/TABs sowie das von mir eingespielte Klangbeispiel und ein bassloses Playalong.
Bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt