Seit unglaublichen 50 Jahren existiert die Band Kansas, die ihren Namen ihrem Heimatort in den USA verdankt. Ein musikalisches Urgestein also, das sich nicht in eine einzelne Stilistik einordnen lässt. Die Gruppe vereint Progressive Rock mit tollen Melodien und Satzgesang mit folkloristischen und klassischen Elementen. Die opulenten Songs überschreiten nicht selten die 10-Minuten-Marke. 1976 erschien das Album “Leftoverture”, auf dem sich der bislang erfolgreichste Titel von Kansas findet: “Carry On My Wayward Son”. Das Stück ist nicht aus dem Radio wegzudenken und bekam bei jüngeren Generationen noch einmal mächtig Auftrieb als Titelsong jedes Staffelfinales der Serie “Supernatural”. Der Song beinhaltet so ziemlich alles, was Kansas ausmacht – und die coole Bassline von Dave Hopes ist definitiv einen Workshop wert!
“Carry On My Wayward Son” – Video
Zur Einstimmung gibt es hier wie immer das Original in Bild und Ton:
“Carry On My Wayward Son” – Rhythmik
Der Track beginnt mit einem klassischen Rockriff, welches für hohen Wiedererkennungswert sorgt (Riff 1 in PDF). Erst beim Notieren ist mir aufgefallen, dass es sich hierbei um eine dreitaktige Form handelt: Kaum fühlen wir uns wohl, wechselt gleich schon mal das Feeling von binären zu ternären Achteln (Riff 2). Der Viertelpuls bzw. das Tempo bleibt jedoch gleich, nur dessen Unterteilung ändert sich.
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Nachdem beide Riffs wiederholt wurden, folgen Vers und Chorus. Hier passiert nichts Spektakuläres, Dave Hope liefert eine grundsolide “Brot und Butter”-Bassline. Nach dem zweiten Chorus wird es mit dem Interlude inklusive eines technisch herausfordernden Sechzehntel-Unisono-Riffs richtig interessant.
Das Orgel- und Gitarrensolo haben dann wiederum als Begleitung eine Figur, die nahezu komplett auf den Offbeat-Achteln (dem “und” einer jeden Zählzeit) basiert. Hier ist es nicht ganz einfach, die Time zu halten und die Viertel mitzuklopfen. Vor allem die Übergänge zurück zur Wiederholung des Unisono-Riffs und zurück zu Riff 1 haben es in sich.
Beim folgenden Vers und Chorus können wir uns nach der ganzen Aufregung erst einmal erholen, um dann bereit für das große Finale von zu sein. In diesem entscheiden sich Kansas erneut für ein ternäres Feeling und wechseln zwischen dem bekannten Riff 2 und einem letzten Unisono-Riff, das als Basis für erneute Solos dient.
“Carry On My Wayward Son” – Tonmaterial
Nicht nur rhythmisch, sondern auch tonal spielen Kansas hier “Bäumchen, wechsel dich”. Riff 1 bedient sich der A-Moll-Pentatonik (A, C, D, E, G), während Riff 2 auf der E-Moll-Pentatonik basiert (E, G, A, B, D). Der Vers beginnt in der Tonart A-Moll, wird dann kurzzeitig nach D-Moll transponiert, um dann im Chorus wieder nach A-Moll zurückzukehren.
Das Unisono-Riff im Interlude könnte mit der A-Moll-Pentatonik nicht klassischer sein, die Offbeats während des Orgel- und Gitarrensolos hingegen deuten auf E-Dorisch (E, F#, G, A, B, C#, D) hin. Nun folgen weitgehend Wiederholungen, im Outro wechselt Kansas abermals die Tonart. Die Begleitung der Soli nutzt die Töne der F#-Moll-Pentatonik (F#, A, B, C#, E). Da sage ich doch: Willkommen im Progressive Rock!
“Carry On My Wayward Son” – Basssound
Die wenigen Informationen, die ich zu Dave Hopes Equipment gefunden habe, deuten auf einen Fender Precision Bass und Ampeg SVT-Amps hin. Damit lag und liegt man nie falsch. Ziemlich sicher ist diese Kombination auch auf “Carry On My Wayward Son” zu hören. Der Basssound ist dabei relativ clean und “naturbelassen”. Man sollte also eigentlich mit nahezu jedem Bass zufriedenstellende Ergebnisse erzielen.
“Carry On My Wayward Son” – Transkription
Meine Notation dieses Titels ist zwar vollständig, allerdings habe ich aufgrund der Länge des Songs nur ausgewählte Teile aufgenommen. So lassen sich schneller die entsprechenden Stellen finden. Allerdings basiert der Song generell auf vielen Unisono-Riffs, d. h. man hört in der Regel sehr klar, was Dave Hope spielt.
Viel Spaß mit diesem tollen Progrock-Klassiker und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt