Superstar Katy Perry ist ihrem 2024er-Comeback zwar etwas auf die Nase gefallen, ihr Debütalbum „One Of The Boys“ aus dem Jahre 2008 war dafür aber umso erfolgreicher. Ihre freche und selbstbewusste Art überzeugte sofort, und die erste Single „I Kissed A Girl“ schoss in mehreren Ländern auf Platz 1. Im Vergleich zu Katy Perrys späterer Musik haben wir es hier noch mit einem richtigen Bandsound und schon fast rockiger Attitüde zu tun. Und als Sahnehäubchen dürfen wir am E-Bass mit einigen Effekten herumspielen, denn bei „I Kissed A Girl“ geht es um eine solide Brot-und-Butter-Bassline mit dem perfekten Sound. Das klingt nach der Stellenbeschreibung für einen professionellen Sessionmusiker, oder? Also ran an den Speck!

„I Kissed A Girl“ – Video
Hier zunächst wie immer der originale Song in Ton und Bild:
„I Kissed A Girl“ – Rhythmik
Betrachtet man die Popmusik der 60er-, 70er- und 80er-Jahre, so waren Songs mit einer triolischen Unterteilung der Pulsschläge beziehungsweise mit einem Shuffle-Groove absoluter Standard. Heutzutage muss man in den Charts schon mit der Lupe danach suchen. Katy Perrys Hitsingle ist eine dieser seltenen Perlen, die in einer triolischen rhythmischen Unterteilung stehen.
Bei den Credits für die Bassline steht Produzent Dr. Luke, welcher auch für einige andere Instrumente aufgeführt ist. Ich gehe daher davon aus, dass die Bassline programmiert wurde. Das tut der Sache aber keinen Abbruch, sondern ist eher Ansporn für uns, ähnlich tight zu spielen.
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Im Vers haben wir es mit durchgängigen Triolen zu tun, was die Sache sehr kompakt und wenig luftig macht. Für den Chorus wechselt Dr. Luke auf kurz gespielte Viertelnoten, welche den Puls entsprechend betonen. Das schiebt den Song mit einem treibenden Groove richtig an und schafft einen tollen Kontrast zu dem mit seinen Triolen etwas überladen wirkenden Vers. „I Kissed A Girl“ ist daher ein tolles Beispiel, wie man mit einfachen rhythmischen Schachzügen unterschiedliche Feelings erzeugen und den Song gliedern kann.
„I Kissed A Girl“ – Tonmaterial
In dieser Abteilung bleibt das Ganze ziemlich überschaubar: Wir befinden uns in der Tonart A-Moll (A, B, C, D, E, F, G) – und da bleiben wir auch. Es kommen ausschließlich Akkorde aus A-Moll vor, und die Bassline beschränkt sich auf die jeweiligen Grundtöne bzw. Oktave. Das klingt auf den ersten Blick etwas einfallslos, kann in zahlreichen Situationen aber die beste Lösung sein.

„I Kissed A Girl“ – Spieltechnik & Basssound
Bei einer programmierten Bassline von Spieltechnik zu reden, ist natürlich etwas heikel. Ich habe sowohl Wechselschlag als auch Plektrum ausprobiert – beides funktioniert gleich gut. Letztendlich ist sowohl bei den Triolen im Vers wie auch bei den Vierteln im Chorus rhythmische und dynamische Gleichmäßigkeit der entscheidende Aspekt. Mit welcher Spieltechnik dies erreicht wird, spielt letztendlich keine Rolle.
Im Vers hören wir einen „normalen“ E-Basssound, der mit viel Kompression und etwas Overdrive veredelt wird. Bei Letzteren bin ich mir nicht zu 100 % sicher, aber schaden kann es sicherlich nicht. Hier geht es klanglich einfach nur um etwas mehr „Biss“, keine wirklich hörbare Verzerrung.
Im Chorus wechselt Dr. Luke zu einem Synth-Bass. Diesem Sound kommt man mit dem E-Bass aber zum Glück relativ nahe mit der beliebten Kombination aus Octaver und Fuzz. Am Octaver lässt man am besten nur das Effekt- und kein Originalsignal durch, was dem oktavierten Signal einen synthetischen Charakter verleiht.
Das Ganze wird danach noch mit einem relativ mild eingestellten Fuzz garniert. Je nach Pedal muss man hier einfach etwas experimentieren, um den Sound des Songs möglichst nahezukommen. Möglich ist auch ein Fuzz mit einer Cab Sim, welche den Zerrsound etwas abmildert. Für mein Klangbeispiel kamen ein MXR Bass Octaver Deluxe und ein Darkglass Duality Fuzz zum Einsatz.




„I Kissed A Girl“ – Transkription
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt