Es gibt wohl kaum einen Sampler zu Funk- und Soul-Musik der 70er-Jahre, auf dem nicht der Klassiker „Jungle Boogie“ enthalten ist. 1973 veröffentlichten die Band Kool & The Gang den Song auf ihrem Album „Wild And Peaceful“. Seitdem ist er eine Art Blaupause für den Sound der 70er-Jahre und in unzähligen Filmen (z. B. „Pulp Fiction“) und Serien zu hören, die entweder in dieser Zeit spielen oder ein gewisses Flair benötigen. Mit „Jungle Boogie“ verbindet man natürlich sofort das heute noch häufig zitierte Unisono-Riff, welches man schon fast als „Funk-Fanfare“ bezeichnen kann. „Jungle Boogie“ ist es also aus vielerlei Gründen wert, einmal näher betrachtet zu werden.
„Jungle Boogie“ – Originalvideo
Hier das originale Video zum Song:
„Jungle Boogie“ – Rhythmik
Das coole Unisono-Riff ist ein Paradebeispiel für eine rhythmische Überlagerung. Die Noten der Melodie besitzen jeweils eine Länge von drei Sechzehnteln. Dies sorgt unweigerlich für eine Verschiebung der Akzente im Vergleich zum Viertelpuls, welcher natürlich aus jeweils vier Sechzehnteln pro Viertelschlag besteht. Am Ende jedes zweiten Taktes wird diese rhythmische Spannung mit zwei Viertelnoten auf den Zählzeiten 3 und 4 wieder aufgelöst, bevor die wilde Fahrt abermals beginnt.
Der weitere Verlauf des Songs wirkt fast wie eine funky Jam-Session. Die Bassline von Robert Bell (Spitzname „Kool“) basiert auf den Zählzeiten 1, 1te und 2+. Um diese Basis herum wird ständig variiert, was für eine entsprechende Bewegung und Dynamik sorgt.
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„Jungle Boogie“ – Tonmaterial
Auch in dieser Abteilung ist „Jungle Boogie“ ein echtes Lehrbeispiel! Die Tonart ist eigentlich G-Moll, was aber für Funk etwas altbacken klingen würde. Daher bedient man sich dem etwas frischer und moderner klingenden G dorisch.
Im Vergleich zu einer reinen Moll-Tonleiter besitzt die dorische Skala bekanntlich eine große Sexte – die Töne lauten G, A, Bb, C, D, E (statt Eb) und F. Hinzu gesellen sich außerdem einige wenige chromatische Leittöne.
Das Unisono-Riff pendelt zwischen G-Moll-Bluestonleiter und G-Dorisch. Der Vers bewegt sich „in und um G herum“. Bassist Robert „Kool“ Bell bleibt hier einer Kombination aus Grundton (G), Oktave (G), Septime (F) und Sexte (E) treu.
„Jungle Boogie“ – Basssound
Was den Basssound angeht, so kann man zwar nur mutmaßen, aber eigentlich braucht man nur die Zeichen der Zeit zusammenzuzählen: In TV-Auftritten und Live-Konzerten aus den 70er-Jahren ist Robert Bell für gewöhnlich mit Fender Precision-Bässen zu sehen, die wahrscheinlich mit Flatwound-Saiten bestückt waren.
Zudem klingt der Basssound verdächtig nach einem Röhren-Amp; hier dürfte ein Ampeg B15 naheliegen. Dies ist die wahrscheinlichste Kombination, welche für „Jungle Boogie“ zum Einsatz kam. Mit einem P-Style Bass oder dem Halspickup eines J-Style-Basses sowie etwas zurückgedrehter Tonblende sollte man aber auch ohne Vintage-Equipment auf einem guten Weg sein, wenn man dem originalen Sound nahekommen möchte.
„Jungle Boogie“ – Bassline-Transkription
Hier findet ihr meine Transkription der Bassline von “Jungle Boogie” mit Noten und TABs sowie das von mir eingespielte Klangbeispiel.
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt