Es gibt nur sehr wenige Songs auf der Welt, die sich zu einer heimlichen Nationalhymne eines Landes entwickelt haben. Einer diese Ausnahmen ist „Down Under“ der australischen Band Men At Work. Ursprünglich nur lieblos als B-Seite einer anderen Single veröffentlicht, trat der Song in einem neuen Arrangement und mit einem neuen Plattenlabel im Rücken im Jahr 1981 einen globalen Siegeszug an. In seinem Heimatland Australien wurde er zum Kult und wird bei nahezu jeder Gelegenheit gespielt, wie zum Beispiel bei der Abschlussfeier der Olympischen Sommerspiele 2000 in Sydney. Aber auch beim Rest der Welt darf „Down Under“ auf keiner Party fehlen und läuft nach wie vor täglich im Radio. Bassist John Rees veredelte das legendäre Intro mit einem tollen Bass-Highlight und liefert auch im Rest des Songs einen grundsoliden Job ab. In diesem Bass-Workshop nehmen wir „Down Under“ unter die Lupe.

„Down Under“ – Video
Hier ein kleiner Trip nach Australien in Bild und Ton:
“Down Under“ – Rhythmik
Abgesehen von der Intro beruht John Rees’ Bassline ausschließlich auf satten Viertelnoten. Zusammen mit den Drums ergibt dies einen simplen, aber enorm treibenden und extrem tanzbaren Groove. Genau hinhören sollte man allerdings bei den Tonlängen. Welche Viertel sind kurz und welche lang? Die richtige Antwort auf diese Frage trägt entscheidend zur richtigen Entfaltung des Grooves bei!
Im Intro spielt John die Rhythmik der Melodie, die größtenteils aus Achtelnoten besteht. Danach landet er bei den nächsten beiden Akkorden auf den Zählzeiten 1+ und 3+, auf welche er jeweils mit perkussiven Sechzehnteln hinleitet. An dieser Stelle holpert es allerdings in der Aufnahme recht ordentlich – so ganz nachvollziehen lässt sich nicht, was John Rees hier eigentlich vorhatte.
Dem Groove und der Gesamtwirkung des Songs schadet das jedoch nicht im Geringsten und wird mit einer gehörigen Portion Lockerheit, die man Australiern ja allgemein nachsagt, entspannt hingenommen. Tatsächlich waren kleine Wackler dieser Art früher bei Aufnahmen sogar üblich und verliehen Songs nicht selten einen besonderen Charme, der auf den heutigen kurz und klein editierten Produktionen häufig verlorengeht.
„Down Under“ – Tonmaterial
„Down Under“ befindet sich in der Tonart D-Dur, welche aus den Tönen D, E, F#, G, A, H und C# besteht. Men At Work greifen auf ein bewährtes Mittel zurück, indem sie im Vers die Moll-Parallele H-Moll ins harmonische Zentrum rücken. Im Chorus geht es dann zum ersten Mal nach D-Dur – als Resultat geht hier gefühlt regelrecht die Sonne auf! Dieser Effekt trägt maßgeblich zu dem „Gute-Laune-Feeling“ von „Down Under“ bei.
Bassist John Rees verlässt sich nahezu den ganzen Song auf die Grundtöne der jeweiligen Akkorde. Im Intro aber überrascht er uns mit einem Doppeln der Melodie, welche auf der D-Moll-Pentatonik basiert. Zu den beiden zentralen Tönen F# und C# spielt er die Leersaiten D und A und erzeugt auf diese Weise einen Double Stop. In diesem Fall sind dies sogenannte Dezimen, d. h. der Grundton plus die Terz, welche eine Oktave höher erklingt.

„Down Under“ – Spieltechnik und Basssound
Das exakte Bassmodell, welches John Rees bei den Aufnahmen von „Down Under“ eingesetzt hat, konnte ich leider nicht herausfinden. Auf Bildern dieser Zeit sieht man ihn aber häufig mit einem Music Man Stingray. Gerade im Intro hört man eine Menge Höhen im Basssound, was tatsächlich für einen aktiven Bass wie den Stingray schließen lässt. In der Summe scheint mir dies die wahrscheinlichste Option.
Die kurz und trocken gespielten Viertel des Grooves werden durch ein Abdämpfen mit dem Handballen (Palm Mute) erreicht. Anschlagen kann man dann entweder mit dem Daumen oder mit einem Pick. Ob dies John Rees auch tatsächlich so gemacht hat, vermag ich nicht zu sagen, aber ich persönlich kam dem Sound so am nächsten.
„Down Under“ – Transkription
Hier findet ihr die Noten, TABs und das von mir eingespielte Klangbeispiel.
Viel Spaß mit diesem Welthit und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt