In moderner Popmusik hat der Bass mittlerweile häufig die Funktion, Sound und Fläche zu erzeugen. Interessante melodische Basslines sind im Vergleich zu früher seltener geworden. Hin und wieder gibt es aber immer noch kleine Perlen! Eine davon schenkte uns Miley Cyrus mit ihrer Single „Flowers“. Die US-Sängerin hat sich vom Teenie-Star zu einer erntzunehmenden Künstlerin entwickelt, die bereit ist, zahlreiche Risiken einzugehen. Der Song über eine selbstbewusste Single-Frau traf wohl den Geschmack Vieler – derzeit hat das Video auf YouTube sage und schreibe 400 Millionen Clicks, Tendenz natürlich weiterhin steigend. Weltweit erreichte der Song zudem in unzähligen Charts Nr. 1-Platzierungen. Der Musiker Kid Harpoon ist für mehrere Instrumente auf „Flowers“ verantwortlich, unter anderem für die melodische und prägnante Bassline. Und diese soll das Thema unseres heutigen Bass-Workshops zu „Flowers“ von Miley Cyrus sein!
„Flowers“ – Video
Hier das originale Video zum Song:
„Flowers“ – Rhythmik
Bis auf wenige Ausnahmen werden alle Takte in eine ruhige erste sowie eine bewegte zweite Hälfte unterteilt. In Zahlen ausgedrückt: Auf den Zählzeiten 1 und 2 passiert relativ wenig, während es auf 2 und 4 mit Achtelnoten dichter wird.
Die erste Hälfte nutzt Kid Harpoon auch sehr geschickt, um die einzelnen Formteile voneinander zu trennen. Im Vers spielt er auf die Zählzeiten 1 und die 2+, im Pre-Chorus bindet er die 2+ auf die 3 über, und im Chorus betont er den Puls auf der 1 und der 3. Das verleiht dem Ganzen abermals mehr Schub. Mit diesem Konzept erreicht Harpoon mit wenig und subtilen Mitteln ein maximales Ergebnis!
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„Flowers“ – Tonmaterial
„Flowers“ von Miley Cyrus steht in der Tonart A-Moll, und die melodische Bassline nutzt deren volles Arsenal an Tönen (A, B, C, D, E, F, G). Andere Varianten kommen nicht vor.
Analog zur Rhythmik unterteilt Kid Harpoon auch hier jeden Takt in zwei Hälften: Eine statische und eine melodisch bewegte. In letzterer spielt er ein Motiv, das entweder aus einem Dreiklang oder einer skalaren Idee besteht. Diese Motive bleiben aber im Gegenteil zur Rhythmik stets dieselben. Kleine Variationen gibt es natürlich, das grundlegende Konzept bleibt jedoch immer bestehen.
„Flowers“ – Basssound
Ich bin mir nicht sicher, ob es sich um einen gespielten E-Bass oder um einen programmierten Bass mit E-Bass-Sound handelt. Daher ist es auch schwierig zu mutmaßen, um was für ein Bassmodell es sich hier handeln könnte.
Immerhin sind im Sound ein paar Komponenten deutlich zu hören: Das Attack deutet auf die Verwendung eines Plektrums hin, wobei die Saiten offensichtlich mithilfe der Palm-Mute-Technik abgedämpft werden.
Zudem klingt der Bass für mich sehr nach Flatwound-Saiten, und der leicht indifferente Vintage-inspirierte Ton lässt darüber hinaus einen Shortscale- und/oder Halbakustik-Bass o.ä. vermuten.
Aber keine Angst: Wer Instrumente dieser Art nicht gerade mal im Regal liegen hat, kommt mit Plektrum, Palm Muting und zurückgedrehter Tonblende dem Original schon ziemlich nahe. Ich selbst habe für meine Aufnahmen einen Precision Bass mit Flatwounds verwendet.
„Flowers“ – Transkription
Viel Spaß mit „Flowers“ von Miley Cyrus und bis zum nächsten Mal,
euer Thomas Meinlschmidt