Was für ein Song! Was für eine Bassline! Was für ein Bassist! Der US-Musiker Narada Michael Walden (geboren 1952 in Michigan) zeichnet für diesen Disco-Knaller aus dem Jahre 1979 verantwortlich. Narada ist nicht nur Songwriter und Sänger, sondern ganz nebenbei auch noch Schlagzeuger. Kein Wunder also, dass dieser Song so unglaublich hart groovt. Erschienen ist „I Shoulda Loved Ya“ auf dem Album „The Dance Of Life“. Für den Job des Bassisten und Co-Writer des Songs engagierte Narada seinen Kumpel T.M. Stevens – und hätte wohl keine bessere Wahl treffen können! Paradiesvogel T.M. verlieh dem Song seine übliche unbändige Energie. In der Bassline zu „I Shoulda Loved Ya“ steckt so ziemlich alles drin: Melodie, Synkopen, Dead Notes, ausgefeilte Spieltechnik – und natürlich ganz viel Disco-Funk im Stile der Seventies!
„I Shoulda Loved Ya“ – Video
Hier wie immer zunächst das Original-Video zum Song:
„I Shoulda Loved Ya“ – Rhythmik
Der Vers basiert auf einem zweitaktigen Bass-Pattern. Im ersten Takt geht es mit den Achtelnoten relativ entspannt zu. Der zweite Takt ist dann das genaue Gegenteil: Zum einen haben wir hier nur einen Akzent auf der Zählzeit 1, die restlichen Pulsschläge sind antizipiert.
Zum anderen ist der Takt nur so gepflastert mit Sechzehntel-Noten. Darunter befinden sich auch jede Menge Dead Notes auf unterschiedlichen Saiten. Dies ist für die Anschlaghand eine herausfordernde Übung – vor allem bei dem sportlichen Tempo von 116 bpm. Am Ende der acht Takte langen Form werden uns dann noch die für diese Zeit sehr populären Disco-Oktaven serviert.
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Im Kontrast zum Vers ist der Chorus dann deutlich ruhiger. Auch hier haben wir es mit einem zweitaktigem Pattern zu tun. Diesmal ist jedoch Takt 1 belebter und synkopierter, besitzt also Akzente abseits der Pulsschläge. Takt 2 beruhigt das Geschehen wieder mit breiten Viertelnoten. Was lernen wir daraus wieder einmal? Die Mischung macht’s!
„I Shoulda Loved Ya“ – Tonmaterial
Zum allergrößten Teil benutzt T.M. Stevens die F-Dur-Tonleiter mit ihren Tönen F, G, A, Bb, C, D und E. Dazu gesellen sich einige chromatische Leittöne. Takt 1 des Verses beginnt mit einer prägnanten und melodischen Bassline. Im zweiten Takt reduziert sich T.M. Stevens dann auf den Grundton G und setzt mit den zahlreichen Dead Notes mehr auf die perkussive Karte. Im Chorus
kehrt T.M. dieses Muster dann um: Hier setzt er im ersten Takt vorwiegend auf Grundton und Oktave. Ab Zählzeit 4 sowie im folgenden zweiten Takt kommen mehr melodische Anteile ins Spiel.
„I Shoulda Loved Ya“ – Basssound
Die Bezeichnung „In your face“ trifft auf diesen Basssound wohl am besten zu, denn der Bass sitzt äußerst präsent und vordergründig im Mix. Dies ist ja durchaus keine Seltenheit im Disco-Funk, was einer der Gründe ist, warum dieses Genre für uns Bassist:innen so interessant ist.
Zum verwendeten Bass konnte ich bei meinen Recherchen leider nirgendwo etwas finden. Dem Original bin ich jedoch mit einem Precision Bass und bereits gut abgespielten Saiten verdächtig nahe gekommen. Ich vermute stark, dass diese oder eine ähnliche Kombination bei den Recordings am Start war.
Definitiv hört man etwas Kompression, daher wirken auch die Dead Notes abermals präsenter. Zum anderen halten sich die Höhen in Grenzen. Es könnten also durchaus ein Bassverstärker und eine mikrofonierte Bassbox im Spiel sein. Zu dieser Zeit ist aber ebenso eine Aufnahme über einen Preamp oder direkt ins Pult denkbar. Und: Der Anteil, den T.M. Stevens perkussiver Anschlag inklusive entsprechendem Attack am Sound hat, ist natürlich auch nicht zu unterschätzen.
„I Shoulda Loved Ya“ – Transkription
Hier findet ihr die Noten/TABs sowie die von mir nachgespielte Bassline.
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt