Am 8. Dezember 2021 verstarb die Reggae-Basslegende Robbie Shakespeare, der mit seinem Partner Sly Dunbar an den Drums ein wahres Rhythmusgruppen-Dreamteam bildete. Diese Tatsache brachte den beiden Musikern den Namen „Riddim Twins“ ein. Wer seiner Musik einen authentischen Dub- oder Reggae-Touch verleihen wollte, griff auf Sly & Robbie als Sidemen und/oder Produzenten zurück. In der letztgenannten Eigenschaft „unterrichteten“ sie auch zahlreiche Rhythmusgruppen aus Pop und Rock, unter anderem die amerikanische Band No Doubt um Frontfrau Gwen Stefani. Speziell für die Single „Underneath It All“ wurden Sly & Robbie als Produzenten angeheuert, um für das richtige Feeling zu sorgen. Das Ergebnis und der Erfolg des Songs sprechen für sich. Wir schauen uns heute die von Robbie Shakespeare entwickelte melodisch höchst prägnante Bassline unter der Lupe an!
„Underneath It All“ – Video
Wie immer gibt es an dieser Stelle zuerst das originale Video zum Song:
„Underneath It All“ – Rhythmik
Reggae-Grooves benötigen für ihr relaxtes und hypnotisches Feeling eine ständige Wiederholung von relativ kurzen ein- oder zweitaktigen Patterns. Variationen gibt es nur sehr wenige, da dies der hypnotischen Wirkung abträglich wäre.
Dasselbe gilt auch für „Underneath It All“: Im Vers konzentriert sich Bassist Tony Kanal auf die schweren Zählzeiten 1 und 3. Die 2 wird genutzt, um beide Zählzeiten zu verknüpfen. Durch die lange Viertel auf der Zählzeit 1 sowie das Freilassen der 4 wirkt das Ganze äußerst luftig und lässt Raum für Gwen Stefanis laszivem Gesang. Bis auf eine oder zwei kleine Variationen wiederholt sich das angesprochene eintaktige Pattern.
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Im Chorus verdichtet Tony Kanal seine Bassline rhythmisch und greift auf den typischen Flow von mehreren aufeinander folgenden Sechzehnteln zurück. Dies sorgt für eine dynamische Steigerung und entsprechenden Kontrast zum Vers. Erhalten bleibt das Wiederholen eines eintaktigen rhythmischen Patterns.
„Underneath It All“ – Tonmaterial
„Keep it simple“ lautet hier die Devise! Der Song steht in der Tonart E-Dur, und Tony nutzt auch ausschließlich deren Töne E, F#, G#, A, B, C#, D# (außer bei einem Akkord in der Bridge).
Sowohl im Vers wie auch im Chorus fällt seine Wahl auf den Grundton und die Quinte des zugrundeliegenden Akkordes, um ein melodisches Motiv zu bilden. Klassischer und simpler geht es kaum – aber das ist bekanntlich häufig genau das, was ein Song benötigt!
„Underneath It All“ – Basssound
Zum verwendeten Equipment kann ich wenig sagen, allerdings kennt man Tony Kanal hauptsächlich mit Bässen aus der berühmten BB-Serie aus dem Hause Yamaha. Diese verfügen in der Regel eine P/J-Pickup-Konfiguration. Es könnte gut sein, dass dieses Instrument auch bei „Underneath It All“ zu hören ist.
Insgesamt wirkt der Basssound auf mich wie eine Mischung von typischen Attributen aus Reggae und Pop: Zum einen gibt es hier ein fettes und warmes Low End, aber im Gegensatz zum puren Reggae auch deutlich attackstärkere Anteile und dadurch mehr Präsenz und Durchsetzungsfähigkeit des Basses.
Aufgrund des Low Ends, der zurückhaltenden Höhen, sowie einer leichten Kompression würde ich bei „Underneath It All“ auf einen mikrofonierten Bassamp tippen, dessen Recording-Spur mit einem cleanen D.I.-Signal zur Stärkung des Attacks zusammengemischt wurde.
„Underneath It All“ – Transkription
Ich habe euch die drei wichtigsten Teile (Vers, Prechorus und Chorus) aufgenommen. Die Transkription enthält natürlich auch das Intro und die Bridge.
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal, Thomas Meinlschmidt