Seit der Trennung von Rage Against The Machine mussten deren Fans ein stetiges Auf und Ab durchleben. Gerüchte um eine Reunion wechselten sich mit überraschenden, aber auch sehr kurzlebigen Reunions ab. Zudem gab es verschiedene Projekte der ehemaligen Bandmitglieder mit anderen Frontmännern. Eines davon war Audioslave mit Chris Cornell, ein anderes die Prophets Of Rage. Diese waren dem ursprünglichen Konzept von Rage Against The Machine deutlich näher, da Tom Morello, Brad Wilk und Tim Commerford wieder verstärkt auf Rap setzten. Mit Chuck D und B-Real konnte man sogar gleich zwei Rapper verpflichten. 2016 erschien das selbstbetitelte Debütalbum der Band, auf dem sich auch unser heutiger Patient „Hail To The Chief“ befindet. Der Song beinhaltet sämtliche Elemente, welche einstmals auch Rage Against The Machine groß gemacht haben. Bassist Tim Commerford alias Timmy C. steuert neben den druckvollen Unisono-Riffs eine melodisch prägnante Bassline bei, auf die sich aus mehreren Gründen ein genauerer Blick lohnt.
„Hail To The Chief“ – Video
Hier das originale Video zum Song:
„Hail To The Chief“ – Rhythmik
Bis heute stößt man noch immer häufig auf das Vorurteil, dass „harte“ Musik ja auch zwangsläufig schnell gespielt werden müsse. Gruppen wie zum Beispiel King’s X oder Rage Against The Machine beweisen jedoch auf sehr eindrucksvolle Art, dass ein moderates Tempo nebst druckvollen Unsisono-Riffs ebenfalls zum Ziel führen – und das sogar häufig mit mehr Durchschlagskraft!
Auch „Hail To The Chief“ ist dafür ein hervorragendes Beispiel: Intro, Chorus und Bridge bestehen aus Unisono-Riffs auf Sechzehntel-Basis mit wenigen Synkopen. Den Vers bestreiten dann Schlagzeug und Bass fast im Alleingang, wobei Tim Commerford hier durchlaufende Sechzehntel spielt.
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Mit dem Pre-Chorus und dem Beginn der Bridge wandern wir einmal quer durch die Rhythmuspyramide: Achtel, Sechzehntel, Sechzehntel-Triolen und sogar 32tel finden wir hier! Was sich irre schnell anhört, entpuppt sich aufgrund des moderaten Tempos als immer noch gut zu bewerkstelligen – etwas Übung vorausgesetzt natürlich.
„Hail To The Chief“ – Tonmaterial
Eine weitere Besonderheit des Songs ist die verwendete Skala E-phrygisch mit ihren Tönen E, F, G, A, B, C, und D. Das findet man auch nicht alle Tage! In der Praxis bedeutet dies, dass wir es mit den Tönen von C-Dur zu tun haben, das tonale Zentrum aber der Ton E ist.
Für unser Ohr wird E als Grundton etabliert, der Ton C kommt hingegen nur gelegentlich und eher beiläufig vor, und der Akkord C-Dur schon gar nicht. Vor allem die Bassline im Vers ist dafür exemplarisch zu sehen. . Hinzu kommen in der Bridge ein paar chromatische Leittöne.
„Hail To The Chief“ – Basssound
„Never Change A Running System“ heißt es ja bekanntlich in der Computer-Szene. Und ähnliches hatte wohl auch Bassist Tim Commerford im Kopf, als es um den Basssound von „Hail To The Chief“ ging – frei nach dem Motto: “Was bei Rage Against The Machine so gut funktioniert hat, müsste doch eigentich genauso gut bei Prophets Of Rage klappen!” Dass dieses Konzept aufgeht, daran hat wohl niemand mehr einen Zweifel, der die ungemeine Wucht des Basstracks von “Hail To The Chief” einmal hört!
Hier klingt es einmal mehr verdächtig nach einem Music Man Stingray sowie dem von Tim so geliebten Ampeg-Stack. Die organische Komprimierung und das leichte Overdrive kommen vermutlich durch den in die Sättigung gefahrenen Röhrenamp sowie durch ein oder mehrere Pedale zustande. Zu Tims Sound gehört aber natürlich auch sein kräftiger Anschlag mit den Fingern, der für ein entsprechendes Attack sorgt.
„Hail To The Chief“ – Transkription
Hier findet ihr die Transkription mit Noten und TABs sowie die von mir eingespielten Klangbeispiele.
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt