Seit 1973 ist die US-amerikanische Sängerin Chaka Khan aus der Soul- und R&B-Welt nicht wegzudenken. Mit gerade einmal 20 Jahren trat sie der Band Rufus bei – gemeinsam veröffentlichte man mehrere erfolgreiche Alben. Mit dem 1983 erschienenen “Live – Stompin’ At The Savoy” endete die Liaison zwischen Chaka und Rufus. Neben fulminanten Live-Versionen ihrer gemeinsamen Hits befinden sich auf dieser Scheibe am Ende aber auch ein paar neue Songs, welche im Studio aufgenommen wurden und bereits den typischen Sound der 1980er-Jahre aufweisen. Einer dieser Tracks ist “Ain’t Nobody” – bis heute der wohl populärste Hit von Chaka Khan. Der Song hat sich längst fest als Klassiker des R&B-Katalogs etabliert. Auch hierzulande gibt es wohl keine Soul/R&B/Funk-Coverband, welche den Song nicht im Programm hat. Grund genug, die geniale Bassline von “Ain’t Nobody” einmal näher zu beleuchten!
Ain’t Nobody” – Originalvideo
Wie immer gibt es zum Aufwärmen erst einmal das Video zum Song:
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Mehr Informationen“Ain’t Nobody” – Tonart & Tonmaterial
Hey, da hat wohl niemand an uns Bassisten gedacht, denn der Song befindet sich doch tatsächlich in der Tonart Eb-Moll! Das bedeutet zum einen sechs (!) B-Vorzeichen und zum anderen ist der Titel auf einem Viersaiter mit Standard-Tuning nur vergleichsweise schlecht spielbar.
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Da sich die Tonart eines Songs meist nach der Stimmlage der Sängerin oder des Sängers richtet, kann man hier auch nicht einfach schnell einen Ton höher rutschen, sondern muss in den sauren Apfel beißen! Das bedeutet leider, dass man das tiefe Eb eine Oktave höher spielen oder zu einem Fünfsaiter greifen muss.
Bis auf wenige Ausnahmen besteht die Bassline aus unseren zwei besten Freunden: dem Grundton und der Oktave des zugrundeliegenden Akkordes. Für die Übergänge kommt die Eb-Moll-Tonleiter zum Einsatz (Eb, F, Gb, Ab, Bb, Cb, Db).
“Ain’t Nobody” – Rhythmik
Für das Genre typisch haben wir es allgemein mit vielen Synkopen zu tun – also Akzenten, welche zwischen den schweren Viertelpuls-Schlägen liegen. Zudem ist die Bassline ein Paradebeispiel in Sachen Luftigkeit und Interaktion. Gerade im Vers belegt der Bass eigentlich nur die Zählzeit 1 und lässt so wunderbar allen anderen Instrumenten viel Platz.
Mit dem Keyboardriff, welches auf der 2 startet, entsteht eine Art Frage-Antwort-Spiel, und sogar der Akzent der Bassdrum eine Sechzehntel vor der 3 wird freigelassen. Auf der Zählzeit 4 gibt es dann ein kleine Hinleitung zur nächsten 1.
Im Chorus verdichtet sich die Bassline deutlich und sorgt für eine dynamische Steigerung. Auffällig ist hier, dass der Bass bis auf Zählzeit 1 die Bassdrum umspielt. Diese besitzt weiterhin einen starken Akzent auf der Sechzehntel vor der 3, während wir genau auf der 3 spielen.Gleiches gilt für die Zählzeit 4: Hier spielen wir auf der 4+, während die Bassdrum ihre Akzente auf den Offbeat-Sechzehntel spielt (4e und 4te). Bass und Drums müssen hier also zwingend wie Zahnräder ineinandergreifen, was den beteiligten Musikern eine gehörige Portion Disziplin abverlangt – aber eben auch dafür sorgt, dass der Song im Idealfall luftig und entspannt bleibt!
“Ain’t Nobody” – Basssound
Im Song-Original kam leider lediglich ein Synthie-Bass und kein echter E-Bass zum Einsatz. Diesen Sound kann man natürlich mit diversen Effekten versuchen nachzuahmen, aber die hat sicherlich nicht jeder einfach so Zuhause herumliegen.
Daher ist es ratsam, sich einfach an den zahlreichen Live-Versionen von “Ain’t Nobody” zu orientieren, da hier immer eine richtige Band (und folglich auch ein Bassist aus Fleisch und Blut!) zu hören ist. Bei den meisten Versionen kommt ein moderner Fünfsaiter – gerne auch mit Aktiv-Elektronik – zum Einsatz, so wie man es aus zahlreichen zeitgemäßen R&B-Produktionen kennt. Um sich dem Synthie etwas anzunähern, kann man die Mitten etwas absenken und so das Anschlagsgeräusch (Attack) reduzieren.
“Ain’t Nobody” – Bassline-Transkription
Hier findet ihr meine Transkription und die von mir eingespielten Backing-Tracks zum Mitjammen.
Übrigens ‑ gerade die ersten drei Soloalben Chaka Khans (“Chacka”, “Naughty”, “Watcha Gonna Do For Me”) sind nicht nur ganz allgemein musikalische Leckerbissen, sondern auch ein Fest für uns Tieftöner. Mehrere Top-Bassisten und Drummer gaben sich hier die Klinke in die Hand und lieferten reihenweise tierische Grooves ab – unbedingt anchecken!
Viel SPaß mit “Ain’t Nobody” und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt