Ich kann mich noch gut erinnern, als ich im späten Teenager-Alter diesen Song zum ersten Mal hörte. Ich hatte zwar den Begriff „laid back“ bereits gehört, „Tell Me Something Good“ gab mir aber zum ersten Mal eine Vorstellung, wie sich das anfühlen könnte. Der Song schleppt sich geradezu lasziv dahin; man läuft „irgendwie wackelig auf rohen Eiern“. Verantwortlich für diese Perle des Funk & Soul zeichnet die Band Rufus mit ihrer damaligen Frontfrau Chaka Khan. Bevor sie zur international gefeierten Solokünstlerin wurde, veröffentlichte sie mit Rufus mehrere Platten, die absolut hörenswert sind. „Tell Me Something Good“ erschien 1974 auf dem Album „Rags To Rufus“ und wurde ursprünglich von Stevie Wonder geschrieben. Chaka Khans Vocal Performance darauf ist wie eigentlich immer unvergleichlich. Robert „Bobby“ Watsons Basslines ist aber ebenfalls nicht von schlechten Eltern und trägt erheblich zum einzigartigen Feeling dieses Juwels bei!
“Tell Me Something Good” – Video
Hier wie immer zum Eingrooven das Originalvideo zum Song:
„Tell Me Something Good“ – Rhythmik
Maximale Verwirrung ist zunächst mal angesagt: Hat man den Song nicht bereits im Ohr, steht man rhythmisch – zumindest bis zum Chorus – erst einmal ganz schön im Wald! Sämtliche Akzente fallen hier nämlich auf die Offbeat-Achtel, also die „und“-Werte einer jeder Viertelnote. Ohne vorherigen Anhaltspunkt wie einen Einzähler des Drummers fällt das Finden des Pulses daher zunächst nicht gerade leicht.
Erlösung bringt dann erst der Chorus: Hier wird es deutlich straighter und die rhythmische Spannung der Strophe löst sich auf und macht selbige im Nachhinein klarer. Die Schwerpunkte des Refrains liegen nunmehr auf den Downbeats, also auf den Zählzeiten 1 und 3. Zwischen diesen beiden platziert Bobby Watson kleine Fills oder Überleitungen mit Achtelnoten.
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„Tell Me Something Good“ – Tonmaterial
Nicht nur rhythmisch, sondern auch tonal sind Vers und Chorus zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Weitere Teile besitzt der Song auch nicht. Im Vers befinden wir uns in Gb-Dur – die Bassline ist mehr oder weniger die Tonleiter (Gb, F, Eb, Db, Cb, Bb, Ab) abwärts gespielt.
Im Chorus transponiert die Band den Song einen Ganzton höher, also nach Ab-Dur. Hier nutzt Bobby Watson die Dur-Pentatonik (Ab, Bb, C, Eb, F) sowie eine chromatische Überleitung zwischen der zweiten Stufe Bb-Moll und der fünften Stufe Eb-Dur.
„Tell Me Something Good“ – Basssound
Welches Equipment bei der Aufnahme zum Einsatz kam, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Der Sound und die Zeit der Entstehung des Tracks lassen jedoch stark auf einen Fender Precision Bass mit Flatwound-Saiten sowie vermutlich einen Ampeg B15-Verstärker mitsamt Box schließen. Das Label „Vintage-Sound“ trifft es wohl am besten!
Wer nicht den Luxus des genannten Equipments besitzt, kommt dem originalen Basssound mit jedwedem P-Style-Bass oder dem Halstonabnehmer eines J-Style-Basses und zurückgedrehter Tonblende schon mal relativ nahe.
Es findet sich aber auch noch eine äußerst seltene Besonderheit im Song: Zum einen teilen sich Bass und Clavinett die Aufgabe des Low Ends, zum anderen wird der E-Bass im Vers „gepannt“, also im Stereobild hin- und hergeschoben. Diesen interessanten Effekt gibt es wirklich nur höchst selten, da der Bass dadurch an Druck verliert. Hier trägt dieser Effekt aber perfekt zur allgemeinen „Rohe Eier Laufen“-Stimmung des Verses bei!
„Tell Me Something Good“ – Transkription
Hier findet ihr das von mir eingespielte Soundfile und die in TABs und Noten transkribierte Bassline des Songs.
Viel Spaß mit dieser Perle des Soul & Funk und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt