Ein Funk-Kracher mit einer tollen Basslinie ist der Titel “Fly As Me”, den ich euch heute vorstellen möchte. 2021 gründeten die beiden R&B-Sänger und Grammy-Gewinner Bruno Mars und Anderson Paak die Band Silk Sonic, mit der sie sowohl musikalisch wie auch optisch den flamboyanten Soul und Funk der 60er- und 70er-Jahre aufleben lassen. Dazu gehören ausgefeilte Arrangements mit allem, was das Instrumenten-Arsenal so hergibt – sowie auch eine authentische Garderobe! Bei Silk Sonic kann man jederzeit die enorme Bewunderung für die Musik dieser Zeit hören und sehen – so natürlich auch bei “Fly As Me”. Gleichzeitig nimmt das Duo aber auch so manche Auswüchse aus dieser Zeit bewusst aufs Korn – und sich selbst nicht so ernst! Das Ganze ist eine erfrischende Mischung mit einer schönen Portion Ironie, die gerade in Zeiten, da enorm viel lieblose Musik aus der Retorte die Radios dominiert, höchst willkommen ist. Als Bassisten für ihr Projekt haben sich die beiden Sänger den etablierten Session-Musiker Brody Brown ins Boot geholt.
“Fly As Me” – Video
Wie immer gibt es zuerst das Video zum Song:
“Fly As Me” – Rhythmik
Der Song besitzt mit 100 bpm ein moderates Tempo, es finden sich jedoch zahlreiche Sechzehntelsynkopen – Akzente also, welche zwischen den Viertel-Pulsschlägen liegen. Für alle diejenigen, die bei diesem Thema noch nicht sattelfest sind, ist die Bassline daher eine schöne Übung.
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Viele Teile werden unisono gespielt und sind daher gut über das Ohr erfassbar. Sowohl im Vers wie auch im Chorus dominiert eine rhythmische Überlagerung von einer Gruppe aus drei Sechzehnteln (punktierte Achtel oder Achtel und Sechzehntelpause), die sich zu dem in vier Sechzehntel unterteilten Puls verschiebt.
Sehr deutlich lässt sich dies immer dann sehen, wenn drei Takte lang der Akkord D liegenbleibt. Ganz wichtig bei dieser Vielzahl an Synkopen ist, dass man dabei seinen eigenen Puls stabil klopfen kann.
“Fly As Me” – Tonmaterial
“Fly As Me” steht zwar großteils in E-Moll, die Tonalität ist aber wie vielen Funk-Songs eine Art “Hybrid” zwischen mehreren Klangfarben, denn ab und zu befinden wir uns auch in E-Dorisch. Die Bassline im Vers steht aber ganz klar in der E-Moll-Bluestonleiter. Die zahlreichen kleinen Bass-Fills greifen vor allem auf die E-Moll-Tonleiter (E, F#, G, A, B, C, D) gepaart mit chromatischen Übergängen zurück.
In den letzten Takten des Songs zeigt der Top-Sessionplayer Brody Brown eindrucksvoll, wie man grooveorientierte Bass-Fills über einen Dsus7- bzw. D7-Akkord spielt. Dafür nutzt er die Skala D-mixolydisch, was aber E-Moll von D nach D gespielt entspricht.
“Fly As Me” – Basssound
Um so authentisch wie möglich nach den 60ern und 70ern zu klingen, kam mit großer Wahrscheinlichkeit bei den Recordings ein Fender Precision Bass mit Flatwound-Saiten zum Einsatz. Der Sound des Basses ist fett und dunkel, besitzt relativ wenig Attack- und Höhenanteile und bettet sich harmonisch wunderbar in den Retro-Mix des gesamten Titels ein.
Es ist durchaus nicht unwahrscheinlich, dass hier auch ein mikrofonierter Amp (wie z. B. ein Ampeg B15) im Spiel ist, da hörbar sehr großer Wert auf Authentizität im Sound gelegt wurde. Auch entsprechende Preamps, wie der Klassiker der Firma Neve, sind denkbar.
Wer keinenP-Bass mit Flatwounds daheim herumliegen hat, kommt aber natürlich auch mit Roundwounds und dem Neck-Pickup eines Jazz- oder ähnlichen Basses und zurückgedrehter Höhenblende in die richtige Richtung!
Hier findet ihr ein paar Kauftipps via Affiliate-Links, um dem hier verwendeten Sound so nahe wie möglich zu kommen:
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“Fly As Me” – Transkription
Meine Transkription ist relativ lang, was den zahlreichen kleinen Variationen geschuldet ist. Im Grunde besteht der Song “nur” aus drei kurzen Teilen. Am besten kümmert ihr euch erst einmal um die Hauptriffs, um danach sukzessive die kleinen Bass-Fills dazuzunehmen. In meinem Klangbeispiel habe ich euch die wichtigsten Parts aufgenommen.
Bis zum nächsten Mal,
euer Thomas Meinlschmidt